Friedberger Allgemeine

Rajoy droht der Sturz

Wählt das Parlament in Madrid den Regierungs­chef heute ab?

- VON RALPH SCHULZE

Madrid Schlittert nun auch noch Spanien in die Krise? Nach massiven Korruption­svorwürfen gegen die konservati­ve Regierung wackelt der Stuhl von Ministerpr­äsident Mariano Rajoy. Es ist ungewiss, ob er am heutigen Freitag ein Misstrauen­svotum im spanischen Parlament überstehen wird. Verliert Rajoy, hätte dies zunächst einen Regierungs­wechsel und mittelfris­tig wohl auch Neuwahlen zur Folge. Angesichts der schwierige­n Lage wurde nicht ausgeschlo­ssen, dass Rajoy freiwillig seinen Hut nehmen wird.

„Treten Sie zurück“, rief Spaniens sozialisti­scher Opposition­schef Pedro Sánchez am Donnerstag im Parlament dem konservati­ven Rajoy zu, der seit 2016 mit einem Minderheit­skabinett regiert. „Sie schaden unserem Land. Wenn Sie im Amt bleiben, schwächen Sie die Demokratie.“

Vergangene

Woche hatte Spaniens Nationaler Gerichtsho­f hohe Haftstrafe­n gegen 29 konservati­ve Politiker und parteinahe Unternehme­r wegen Bestechlic­hkeit verhängt. Die

Richter waren zu dem Schluss gekommen, dass Rajoys Volksparte­i Teil eines wirkungsvo­llen Systems der institutio­nellen Korruption gewesen sei. Die Aussage des langjährig­en Parteichef­s Rajoy, von diesem Sumpf nichts gewusst zu haben, hatten die Richter als unglaubwür­dig eingestuft. Sozialiste­nchef Sánchez hatte daraufhin einen Misstrauen­santrag gegen Rajoy gestellt. Sollte der 46-jährige Sozialist die Misstrauen­sabstimmun­g heute gewinnen, würde er automatisc­h neuer Ministerpr­äsident werden. Sánchez kündigte an, dass er in diesem Falle Rajoys Haushaltsp­lan respektier­en werde, „um die Regierbark­eit des Landes zu garantiere­n“. Zu einem späteren Zeitpunkt will er Neuwahlen ansetzen.

Tritt Rajoy zurück, gäbe es keine Neuwahl. Rajoys Regierung würde so lange provisoris­ch im Amt bleiben, bis sich das Parlament auf einen neuen Regierungs­chef geeinigt hat.

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Mariano Rajoy

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