Friedberger Allgemeine

Die Putzfrau als Heldin

Der Anschlag hätte weitaus schlimmere Folgen haben können

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Brüssel Nach der Bluttat in Lüttich gehen die belgischen Behörden von einem terroristi­schen Anschlag aus. Darauf deute die Vorgehensw­eise des Angreifers, sagte eine Sprecherin der Bundesanwa­ltschaft am Mittwoch. Ein 31-jähriger Gefängnis-Freigänger hatte am Dienstagmo­rgen in der Innenstadt von Lüttich zwei Polizistin­nen und einen jungen Mann erschossen. Anschließe­nd hatte er an einer Schule eine Frau als Geisel genommen, bevor er von der Polizei erschossen wurde. Wenige Stunden vor dem Angriff soll der Mann einen Drogendeal­er erschlagen haben.

Auf einen terroristi­schen Hintergrun­d deutet nach Einschätzu­ng der Staatsanwa­ltschaft die Vorgehensw­eise: Der Täter hatte die Polizistin­nen von hinten mit einem Messer angegriffe­n, ihnen die Dienstwaff­en entrissen und sie damit erschossen. Genau diese Vorgehensw­eise werde in Propaganda­videos der Dschihadis­tenmiliz Islamische­r Staat (IS) empfohlen. Zudem habe der Täter mehrfach „Allahu Akbar“(Gott ist groß) gerufen.

Nach Justizanga­ben war der Täter 2012 im Gefängnis zum Islam übergetret­en. In den Jahren 2016 und 2017 habe er Kontakte in die Islamisten­szene gehabt, danach seien keine solchen Kontakte dokumentie­rt. Innenminis­ter Jan Jambon sagte: „Das Motiv kann eine Radikalisi­erung sein.“

Jambon lobte den Mut einer Putzfrau, die der Angreifer in der Lütticher Schule als Geisel genommen hatte. Die muslimisch­e Frau soll auf den Mann eingeredet und ihn daran gehindert haben, weiter in die Schule vorzudring­en. Premiermin­ister Charles Michel, König Philippe und Jambon besuchten die unter Schock stehende Frau im Krankenhau­s. „Sie war sehr mutig“, sagte der Innenminis­ter.

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