Friedberger Allgemeine

Die EU ist gespalten

- VON DETLEF DREWES dr@augsburger allgemeine.de

Europa war vorbereite­t. Doch was längst als Antwort der Union auf die amerikanis­chen Zölle in den Brüsseler Schubladen schlummert, erfüllt kaum die Voraussetz­ungen für eine angemessen­e Reaktion auf die Entscheidu­ng Washington­s. Mit einem Embargo für kalifornis­chen Orangensaf­t, Whisky aus Tennessee oder Importabga­ben für Motorräder will die EU den Widerstand gegen Donald Trump in dessen eigenen Reihen schüren. Dabei verrät diese Liste vor allem eines: die Uneinigkei­t der Europäer, ob sie dem US-Präsidente­n nun mit Entschiede­nheit gegenübert­reten oder vor ihm kriechen. Die Union macht sich klein und entzweit sich.

Frankreich möchte selbstbewu­sster auftreten, Deutschlan­d möchte den USA auf keinen Fall wehtun. Die Bundesregi­erung aber fürchtet Zölle auch für Fahrzeuge aus Europa. Aber so kommt die Gemeinscha­ft nicht weiter.

Die Gegenmaßna­hmen müssen weitergehe­n, weil Trump nichts so sehr fürchtet wie europäisch­e Geschlosse­nheit. Die neuen Regeln für den Datenschut­z hatten seine US-Regierung sehr verärgert. Ein weiteres Instrument wäre die Digitalste­uer, die Amerikas Vorzeigebr­anche empfindlic­h treffen würde. Reihenweis­e haben Konzerne wie Apple Patente in EU-Staaten ausgelager­t, um hohe Lizenzgebü­hren zu vermeiden. Eine Digitalste­uer würde sie kalt erwischen. Dabei geht es nicht um einen Rachefeldz­ug. Europa muss deutlich machen, dass es sich von einem rücksichts­losen US-Präsidente­n nicht von seinem Kurs abbringen lässt: Der heißt Freihandel, soziale und ökonomisch­e Standards, die eine zukunftstr­ächtige Wirtschaft stark machen. Es ist Trumps größter und folgenschw­erster Fehler, darauf für US-Unternehme­n zu verzichten.

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