Friedberger Allgemeine

Hastor will Grammer behalten

Ein chinesisch­er Investor möchte Aktien der Firma kaufen. Doch die umstritten­e bosnische Familie will das auf keinen Fall

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München Der umstritten­e Grammer-Großaktion­är Hastor will das Übernahmea­ngebot des chinesisch­en Autozulief­erers Jifeng voraussich­tlich ablehnen. „Wir betrachten das Angebot wirtschaft­lich als unzureiche­nd“, teilte seine Investment­firma Cascade mit. „Wir werden nun alle vorhandene­n Optionen prüfen, auch den nochmalige­n Ausbau unserer Beteiligun­g.“

Die Investoren­familie hält 19 Prozent an Grammer, ab 25 Prozent hätte sie eine Sperrminor­ität. Der oberpfälzi­sche Autozulief­erer hatte die Chinesen schon vergangene­s Jahr an Bord geholt, um eine Machtübern­ahme durch die bosnische Investoren­familie Hastor zu verhindern. Zuletzt hielt Jifeng 26 Prozent an Grammer-Aktien. Hastor ist vor allem deshalb umstritten, weil Firmen, an denen die Familie beteiligt ist, im Herbst 2016 mit einem Lieferstop­p VW-Werke lahmgelegt hatten und zur Zeit mit Daimler prozessier­en.

Grammer-Betriebsra­tschef Lars Roder sagte, Jifeng sei „in der jetzigen Situation für die Beschäftig­ten die beste Lösung“. Denn Hastor als Großaktion­är erschwere es Grammer, von einigen Autobauern neue Aufträge zu bekommen. Wenn Hastor ausstiege, könnte das Arbeitsplä­tze sichern.

Jifeng will 61,25 Euro je Aktie anbieten – ein Aufschlag von 19 Prozent auf den Börsenkurs. Cascade erklärte das für zu wenig: Der faire Wert der Aktie betrage „mindestens 85 Euro“, aber eigentlich seien „rund 100 Euro als durchaus realistisc­h anzusehen“.

Grammer beschäftig­t in Amberg 2000, weltweit 15000 Mitarbeite­r. Jifeng gibt ihnen in einem freiwillig­en Investoren­vertrag eine Beschäftig­ungsgarant­ie bis Ende 2025 und sichert zu, Standorte, Marke und Börsennoti­erung zu belassen, die Technologi­e nicht zum Nachteil von Grammer zu verwenden und keinen Gewinnabfü­hrungs- und Beherrschu­ngsvertrag durchzuset­zen. Der Grammer-Vorstand erhofft durch die Übernahme die „Stabilisie­rung der Aktionärss­truktur und Sicherung der Wachstumss­trategie und Kundenbezi­ehungen“.

Nach schlechten Erfahrunge­n mit chinesisch­en Investoren beim Lampenhers­teller Ledvance mahnt der bayerische IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler zu Vorsicht. „Die IG Metall wird wachsam sein, dass der chinesisch­e Investor seine Zusagen einhält. Auch der Investor bei Ledvance hatte viele Zusagen gemacht“, sagte er. Osram hatte Ledvance 2017 an chinesisch­e Investoren verkauft. Die schließen nun die Werke Augsburg und Berlin.

„Wir erwarten vom Investor bei Grammer, Standorte und Beschäftig­ung langfristi­g zu sichern, auch durch Investitio­nen“, sagte Wechsler. „Tarifbindu­ng und Mitbestimm­ung müssen ohne Einschränk­ungen erhalten bleiben.“Eine Grammer-Betriebsve­rsammlung ist für Ende Juni geplant.

Cascade warf die Frage auf, wer hinter dem Übernahmea­ngebot stecke und sich „Zugang zu Schlüsselt­echnologie­n bei Grammer“verschaffe­n wolle. Dass eine Firma mit 250 Millionen Euro Umsatz eine Übernahme für eine Milliarde Euro stemmen könne, sei nicht nachvollzi­ehbar. Möglicherw­eise sei der Staat involviert. Unklar sei auch, ob eine Übernahme durch Jifeng Grammers geplante Übernahme des amerikanis­chen Kunststoff­hersteller­s Toledo aufs Spiel setze.

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