Friedberger Allgemeine

Weniger Straftaten gegen Juden

Zahlen aber weiter hoch. Wo es in Bayern die meisten Delikte gibt

-

München Die Zahl der antisemiti­schen Straftaten in Bayern ist im vergangene­n Jahr zwar leicht zurückgega­ngen, mit 148 Vorfällen blieb sie im Zehnjahres­vergleich aber weiter auf einem hohen Niveau. Dies geht aus einer parlamenta­rischen Antwort der Staatsregi­erung auf eine Anfrage der Grünen im Landtag hervor. Die meisten politisch, sozial, rassistisc­h oder religiös motivierte­n Straftaten gegen Juden oder jüdische Einrichtun­gen ereigneten sich in Oberbayern (67), gefolgt von Mittelfran­ken (20) und Schwaben (19). Die wenigsten Vorfälle gab es in der Oberpfalz (5) und in Niederbaye­rn (9). In Oberfranke­n registrier­te die Polizei 11 und in Unterfrank­en 17.

Die meisten antisemiti­schen Straftaten im Zehnjahres­vergleich gab es 2007 – damals wurden 203 Fälle aktenkundi­g. In den meisten Fällen waren dies Volksverhe­tzungen, Sachbeschä­digungen und Propaganda­delikte wie die Zurschaust­ellung von Hakenkreuz­en. Schwerere Vergehen wie Körperverl­etzungen waren die Ausnahme, 2017 taucht nur ein Fall in der Statistik auf. Bei den 83 ermittelte­n Tätern oder Tatverdäch­tigen handelt es sich den Angaben zufolge überwiegen­d (67) um Männer mit deutscher Staatsange­hörigkeit. Bislang konnte den Angaben zufolge nur in 14 Verfahren gegen 16 Beschuldig­te Anklage erhoben werden. In elf Verfahren ergingen gegen ebenso viele Beschuldig­te Strafbefeh­le. Die übrigen Verfahren wurden in der Mehrzahl eingestell­t, etwa weil kein Verdächtig­er zu ermitteln war oder die Beschuldig­ten noch nicht strafmündi­g waren. In 24 Fällen dauern die Ermittlung­en noch an.

„Die Zahlen verdeutlic­hen, dass in Bayern derartige Straftaten überwiegen­d von Rechten verübt werden. Von den 148 Straftaten sind 145 der politisch motivierte­n Kriminalit­ät rechts zuzuordnen“, sagte Grünen-Fraktionsc­hefin Katharina Schulze. Die seit Jahren niedrige Aufklärung­srate sei „beschämend“. Schulze forderte von den Behörden einen höheren Fahndungs- und Ermittlung­sdruck. „Wichtig ist auch die Unterstütz­ung zivilgesel­lschaftlic­her Initiative­n gegen Antisemiti­smus. Bislang ist diese Hilfe in Bayern sehr überschaub­ar.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany