Friedberger Allgemeine

Mit dem Zug quer durch Russland

In dem riesigen Land treten bald die besten Fußballspi­eler gegeneinan­der an. Leider haben sie keine Zeit für eine Fahrt mit der berühmten Transsib. Da verpassen sie etwas

- VON CLAUDIA THALER

Christina kennt diesen Witz: Am Abend vor ihrem Geburtstag liegt Katja im Bett und liest. „Mach doch endlich das Licht aus!“, mahnt die Mutter. „Geht nicht, ich muss das Buch zu Ende lesen. Auf dem Um schlag steht: Für Acht bis Zehn jährige. Und morgen werde ich schon elf.“

» Kennst du auch einen guten Witz? Schreib einfach an: capito@augsburger allgemeine.de Was für eine laaaange Strecke: Mehr als 9000 Kilometer sind es von Moskau bis nach Wladiwosto­k. Beide Städte liegen in Russland. Die Strecke führt fast einmal quer durch das riesige Land! Die 9000 Kilometer sind in der ganzen Welt bekannt. Denn auf dieser Strecke fährt die Transsibir­ische Eisenbahn. Abgekürzt wird der Name mit Transsib. Für den gesamten Weg braucht der Zug knapp eine Woche. Man kann auch weiter bis nach China fahren oder einen Abstecher durch das Land Mongolei machen.

Viele Touristen fahren mit der Transsib. Sie schauen sich die Landschaft an oder halten an den Städten, die an der Strecke liegen. In manchen dieser Städte stehen sogar die Fußballsta­dien, in denen bald bei der Weltmeiste­rschaft die Spiele stattfinde­n.

Andrej Petruschko­w ist einer der Lokführer, die die Transsib fahren. Vor der Abfahrt in Moskau kontrollie­rt er die Lok. „Lokführer zu sein, ist nicht nur ein Abenteuer, es ist vor allem viel Verantwort­ung“, sagt der 28-Jährige. Genau schaut er sich die Technik an. „Funktionie­rt alles? Ist alles am rechten Platz?“, fragt er und testet die Schalter einmal durch. Die Warnlämpch­en am Schaltpult funktionie­ren ohne Probleme, alles läuft nach Plan. Es kann losgehen!

Hunderte Menschen fahren jeden Tag in Moskau mit der Transsib los, einige sogar bis zur Endstation. Wenn Andrej Petruschko­w fährt, ist er für den ersten Teil der Strecke verantwort­lich: die 200 Kilometer bis in die Stadt Wladimir. Dann übernehmen seine Kollegen. „Ich würde auch gerne einmal weiter fahren – nach Sibirien oder zum Baikalsee. Der ist wunderschö­n“, sagt Andrej Petruschko­w. Doch der Mann hat in Moskau viel zu tun: Er bildet neue Lokführer aus. „Viele wollen diese Arbeit machen, für viele ist es ein Traum aus der Kindheit, der endlich wahr wird“, sagt er.

Harte Arbeit und trotzdem ein Traumjob

Dabei ist die Arbeit oft hart: Der Zug fährt Tag und Nacht durch die Weiten Russlands – vorbei an Birkenwäld­ern, Dörfern und durch große Städte. „Im Winter ist es sehr gefährlich, in Sibirien ist es bitterkalt und es schneit die ganze Zeit“, sagt Andrej Petruschko­w. „Das ist richtig schwere Arbeit, nichts für Weicheier!“Stundenlan­g sieht ein Lokführer bei Schnee manchmal nichts anderes als eine weiße Fläche. Manche Kollegen bekommen nach Jahren Probleme mit den Augen und es wird schwer, sich zu konzentrie­ren. Warum ist es trotzdem ein Traumjob? „Ich kann reisen und fühle mich frei. Es gibt keine schönere Arbeit für mich“, sagt Andrej Petruschko­w. (dpa)

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Foto: G5g/Lernidee Erlebnisre­isen/dpa Die Transsib fährt auch am Baikalsee entlang, das ist der tiefste See der Erde.
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A. Petruschko­w

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