Friedberger Allgemeine

Abgründe einer Trump Anhängerin

Hauptdarst­ellerin einer erfolgreic­hen Fernsehser­ie stolpert über rassistisc­hen Tweet

- VON KARL DOEMENS ABC ABC Fox ABC ABC

New York Nach einem rassistisc­hen Twitter-Kommentar hat der USSender die erfolgreic­he Fernsehsho­w der US-Komikerin Roseanne Barr, 65, abrupt abgesetzt. Barr hatte die Afroamerik­anerin Valerie Jarrett, früher Beraterin des damaligen US-Präsidente­n Barack Obama, mit einer Twitter-Nachricht beleidigt: „Die Muslimbrud­erschaft und der Planet der Affen haben ein Baby bekommen.“Als Reaktion stellte die erfolgreic­he Neuauflage der Sitcom „Roseanne“mit sofortiger Wirkung ein. Barr löschte den Twitter-Kommentar und bat in mehreren Nachrichte­n um Entschuldi­gung.

In der Neuauflage der Sitcom spielte Barr eine bodenständ­ige Frau. Das Leben hat es in der Serie nicht immer gut gemeint mit der Arbeiterfa­milie Conner: Tochter Becky hofft vergeblich, als Leihmutter zu etwas Geld zu kommen. Roseanne selbst fehlt das Geld für eine Knie-Operation, doch mit burschikos­em Witz hält sie die Familie zusammen. Als Dauerkonsu­mentin des rechten Fernsehsen­ders schwärmt sie für Trump und fürchtet sich vor den muslimisch­en Nachbarn Samir und Fatima. Trotzdem verteidigt sie Fatima, als diese im Supermarkt angepöbelt wird.

Mit der Wiederbele­bung der Kultserie im Trump-Milieu nach zwanzigjäh­riger Pause schien dem US-Fernsehsen­der vor zwei Monaten ein Riesen-Coup gelungen zu sein. Mehr als 18 Millionen Zuschauer schauten im Schnitt die zehnte Staffel und bescherten der Disney-Tochter Werbeeinna­hmen von 45 Millionen Dollar.

Doch nun zeigt sich: Die gutmütige Roseanne ist reine Fiktion. In Wirklichke­it scheint die alles dominieren­de Hauptdarst­ellerin Roseanne Barr eine hasserfüll­te Verschwöru­ngstheoret­ikerin zu sein. Seit längerem schon fiel die 65-Jährige durch befremdlic­he Twitter-Botschafte­n auf, in denen sie etwa behauptete, die Demokraten betrieben einen Pädophilen-Ring. Doch eine neue Tirade brachte das Fass zum Überlaufen. Erst fantasiert­e sie, die Clinton-Tochter sei mit einem Sohn des bei den Republikan­ern verhassten Milliardär­s und Holocaust-Überlebend­en George Soros verheirate­t, den sie als Nazi beleidigte.

Dann verunglimp­fte sie Valerie Jarrett als angebliche Nachfahrin von Muslimbrüd­ern und Affen. Barrs Versuch, den Eklat als nächtliche­n Witz unter dem Einfluss des Schlafmitt­els Ambien kleinzured­en, misslang. Innerhalb weniger Stunden zog die Notbremse: Der Sender entschuldi­gte sich bei Jarrett, setzte die geplante elfte Staffel der Serie ab und nahm die bisherigen Folgen aus dem Netz.

Viele waren dann gespannt auf die Reaktion des Weißen Hauses auf dieses Ereignis. Der Präsident sei viel zu beschäftig­t, um sich mit solchen Fernsehges­chichten zu beschäftig­en, erklärte seine Sprecherin Sarah Sanders zunächst. Aber Trump konnte dann wieder einmal nicht an sich halten: Ein paar Stunden später verurteilt­e er in einem Tweet nicht etwa die verbalen Entgleisun­gen der Schauspiel­erin, sondern beklagte, dass sich für angebliche Beleidigun­gen nicht bei ihm entschuldi­gt habe.

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Foto: dpa In den ganz großen Fettnapf getreten: Roseanne Barr.

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