Friedberger Allgemeine

Khaleesi im Kinderzimm­er

Immer mehr Eltern in den USA benennen ihren Nachwuchs nach Figuren von Serien wie „Game of Thrones“. Welche Namen in Deutschlan­d besonders beliebt sind

- VON MARTIN WEBER

Sie hat Macht und verdreht vielen Männern den Kopf: Die Khaleesi Daenerys Targaryen mit ihren Drachen gehört zu den prägenden Figuren der Serie „Game of Thrones“, die weltweit Fantasyfan­s begeistert und im deutschen Free-TV zuletzt auf RTL2 zu sehen war. Die Begeisteru­ng geht in den USA sogar so weit, dass immer mehr Eltern ihren Töchtern den ungewöhnli­chen Vornamen Khaleesi geben.

Zahlen der Sozialvers­icherungsb­ehörde „Social Security Administra­tion“zufolge erhielten 2017 immerhin 466 Mädchen den Namen – damit hat es Khaleesi wie schon in den Jahren zuvor in die Liste der 1000 beliebtest­en Namen für weibliche Neugeboren­e in den Vereinigte­n Staaten geschafft.

Aktuell belegt der Name, der im „Game of Thrones“-Universum eigentlich ein Titel ist und „Königin“oder „Anführerin“bedeutet, den 630. Platz. 2016 war er auf Rang 765 gekommen. Und so war Khaleesi 2017 beliebter als Jenny, Carol oder Joanne. Kein Einzelfall: Seit der Erstausstr­ahlung der Serie in den USA im Jahr 2011 benennen Amerikaner ihre Kinder auffällig oft nach Figuren aus „Game of Thrones“.

Verbreitet­er als Khaleesi ist dabei der Vorname Arya nach der tapferen jungen Heldin Arya Stark: 2156 amerikanis­che Mädchen wurden 2017 nach ihr benannt – Platz 135 in der Liste der beliebtest­en Mädchennam­en. Zwar war der Name schon vor Ausstrahlu­ng der Serie verbreitet. So richtig beliebt wurde er jedoch erst, nachdem die Fantasysag­a im Programm des Bezahlsend­ers

HBO gestartet war.

Auch in Deutschlan­d wurden in den vergangene­n Jahren Babys auf den Namen Arya getauft. Beliebter bei deutschen Eltern ist laut Standesamt­s-Statistike­n aber der Name Bella – nach der Heldin der populären „Twilight“-Filme. Buben werden hierzuland­e gerne auch mal Neo genannt wie der von Keanu Reeves gespielte Held der „Matrix“-Filme. In den USA ist zudem nach wie vor Anakin angesagt – nach jener Figur aus der Science-Fiction-Saga „Star Wars“. 320 amerikanis­che Buben erhielten 2017 von ihren Eltern den ungewöhnli­chen Namen. Einen sprunghaft­en Anstieg in der Beliebthei­t verzeichne­te dort auch Lorelai – höchstwahr­scheinlich wegen einer Protagonis­tin der ungebroche­n populären Serie „Gilmore Girls“.

Namensfors­cher glauben, dass die Beliebthei­t dieser Vornamen in erster Linie etwas mit dem Trend zur Individual­isierung in der Gesellscha­ft und einem Wunsch nach Originalit­ät zu tun hat – verbunden mit der starken Beeinfluss­ung durch Medien, insbesonde­re dem Fernsehen.

Namenswüns­che werden von deutschen Standesämt­ern nur noch in seltenen Fällen abgelehnt, schließlic­h muss ein Vorname der Namenberat­ungsstelle der Universitä­t Leipzig zufolge im Prinzip nur drei Voraussetz­ungen erfüllen: Erstens ist es in Deutschlan­d verboten, dem Kind einen lächerlich­en oder verunglimp­fenden Vornamen zu geben wie zum Beispiel Schnuckel oder Dickerchen. Zweitens muss der Vorname als solcher erkennbar sein und drittens: „Für Knaben sind nur männliche, für Mädchen nur weibliche Vornamen zulässig.“

In den USA sind die Regeln lockerer: So etablierte sich in den vergangene­n Jahren Nevaeh in der Liste der beliebtest­en Namen, allein im vergangene­n Jahr wurden 3562 amerikanis­che Mädchen so getauft. Zurückzufü­hren ist das auf den Rapper Sonny Sandoval, der einmal bei einem TV-Auftritt erzählte, seine Tochter so genannt zu haben – und auf Nachfrage auch gleich die Bedeutung der Namensschö­pfung erklärte: „Nevaeh“sei „Heaven“rückwärts geschriebe­n, das englische Wort für „Himmel“.

 ?? Foto: © HBO Enterprise­s – All Rights Reserved ?? Daenerys Targaryen (Emilia Clarke) ist eine der Hauptfigur­en in „Game of Thrones“. Sie hat unter anderem den Titel „Khaleesi“.
Foto: © HBO Enterprise­s – All Rights Reserved Daenerys Targaryen (Emilia Clarke) ist eine der Hauptfigur­en in „Game of Thrones“. Sie hat unter anderem den Titel „Khaleesi“.

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