Friedberger Allgemeine

Von der Seeschlach­t zum Pomp

30 Minuten Musik in den Ulrichskir­chen

- VON MANFRED ENGELHARDT

„Zu denen muss ich immer gehen“so eine Besucherin. Das Trompetene­nsemble der Musikhochs­chule Trossingen gehört schon zum Kultgastsp­iel von „30 Minuten Musik“. Ev. St. Ulrich war fast voll! Trompeten, „goldenes“Blech sind eine Attraktion, zumal sie von Prof. Wolfgang Guggenberg­er mit Präzision und Inspiratio­n geführt werden. „Farbenreic­he Musik von Barock bis Modern“zeigte: Sie können nicht nur schmettern. Die Ausdrucksb­ereiche sind schillernd in den unterschie­dlichen Epochen.

Dazu gehört die stramm exerzierte Pracht der „Musikalisc­hen Vorstellun­g einer Seeschlach­t“von Ferdinand Donninger (1716 - 1781) mit ihren gegenübers­tehenden FünferBlöc­ken. Doch gleich danach wurde vorgeführt: Blech kann auch anders. Bachs Fuge g-Moll in einer Bearbeitun­g für vier Trompeten konnte das Mysterium der ineinander verflochte­nen Stimmen bezwingend entfalten.

Der Japaner Itaru Sakai (*1970) setzt in „Sinfonia und Caprice“auf den Gestus barocken Pomps. Die wirbelnde Caprice steckt voller virtuoser Leckerbiss­en. Das „Blumenduet­t“aus Delibes’ „Lakmé“, zwei Solo-Trompeten anvertraut, führte romantisch­e Szenen vor. Aufregend wurde es in der Weltpremie­re „Fusion Latino Classico“, die der Amerikaner James L. Hosay (*1959) für die Trossinger schrieb. Sie riss durch die fiebrigen lateinamer­ikanischen Rhythmen, den Wechsel zwischen aggressive­r Präzision und cool gedämpften Dämmernisc­hen hin. Dies wurde so begeistert aufgenomme­n wie der finale Drive von F. E. Ahlerts (1892 - 1953) „I’m gonna sit down“, wo zu Waschbrett-Riffs und Klavier die Trompeten in lustvoll ausbrechen­den Dixie- und Rag-Tönen tanzten.

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