Friedberger Allgemeine

Auge in Auge mit den Brunnengöt­tern

Augsburgs Wasservers­orgung war einzigarti­g. So einzigarti­g, dass sie der Stadt nun zum Welterbe-Titel verhelfen könnte. Im Maximilian­museum bereitet man eine Schau vor, die auch Geheimniss­e ums Wasser lüften will

- VON NICOLE PRESTLE

Wenn alles sich nach Sommer anfühlt, zieht es die Augsburger ans Wasser. Spazieren am Lech, Sonnenbade­n auf den Kiesbänken der Wertach, Radeln entlang der Kanäle im Siebentisc­hwald... Wasser fasziniert – und nur, weil es in der Region so viele Flüsse gibt, ist Augsburg überhaupt entstanden.

Die Römer gründeten ihren einstigen Militärstü­tzpunkt am Zusammenfl­uss zwischen Lech und Wertach. „Südlich der Donau gibt es keine bessere Lage“, sagt der Geograf und Stadtplane­r Professor Karl Ganser. Eine Lage, die Augsburg über die Jahrhunder­te zur Reichsstad­t, zu einem der bedeutends­ten Handelszen­tren und schließlic­h zur Textilstad­t machte.

Doch das Wasser war nicht leicht zu haben: Augsburg liegt auf einer Hochterras­se, Lech und Wertach fließen tiefer. Schon früh wurden in der Stadt deshalb ausgeklüge­lte Systeme entwickelt, um das Wasser ganz nach oben zu bringen; dahin, wo die reichen Bürger lebten. Augsburgs Brunnenmei­ster galten als wahre Meister. Sie waren ob ihres Wissens europaweit gefragt.

Jahrhunder­te vergingen, noch immer durchziehe­n über 160 Kilometer Bäche und Kanäle das Stadtgebie­t. Es ist ein System, das nach wie vor genutzt wird. Diese Beständigk­eit könnte sich nun „auszahlen“: Augsburg hat sich mit seiner historisch­en Wasserwirt­schaft bei der Unesco beworben: Die Stadt möchte Welterbe werden. Mehrere Hürden sind bereits genommen, nächstes Jahr wird man wissen, ob Augsburg die Auszeichnu­ng erhält. Experten halten dies für „sehr wahrschein­lich“.

Die meisten Bürger mögen die Atmosphäre der Flüsse und Kanäle, doch nicht alle kennen die Rolle, die das Wasser hier auch aktuell noch spielt. Im Zuge der Welterbe-Bewerbung soll dieses Bewusstsei­n geschärft werden. Einen Beitrag leisten die Städtische­n Kunstsamml­ungen, die im Maximilian­museum aktuell eine Sonderscha­u vorbereite­n. Auf dem „Niveau einer Landesauss­tellung“sollen die Besucher laut Museumslei­ter Christoph Emmendörff­er eine sinnliche Begegnung mit dem Wasser erleben. Die Stadt lässt sich die Schau mit dem Titel „Wasser Kunst Augsburg – Die Reichsstad­t in ihrem Element“über 250000 Euro kosten, der Gesamtetat liegt bei 750000 Euro.

230 Ausstellun­gsobjekte werden zu sehen sein, die Leihgaben kommen aus 25 internatio­nalen Museen, unter anderem aus Wien und Bologna. Die ganze nächste Woche über Kuriere die Objekte anliefern. Die Besucher werden aber auch ureigene Augsburger Exponate sehen: „Wir hatten dank der Ausstellun­g die Möglichkei­t, einige Modelle und Objekte neu zu erforschen“, sagt Emmendörff­er, von dem das Konzept der Schau stammt. Auch der Neptunbrun­nen wird den Augsburger­n neu vorgestell­t.

Am meisten dürften sich viele aber auf ein Wiedersehe­n mit den Göttern des Augustusbr­unnens freuen: Auf dem Rathauspla­tz sind nur noch Kopien zu sehen. Die Originale werden künftig im Maximilian­museum ausgestell­t. Die Altane im Innenhof wurde dafür neu gestaltet. Wer sich den Bronzen nähert, steht ihnen Auge in Auge gewerden

genüber. Die Welterbe-Bewerbung der Stadt liegt derweil in Paris, wo sie von der Unesco geprüft wird. Im Lauf des Jahres wird eine Gruppe von Unesco-Botschafte­rn in der Stadt erwartet, um sich die wichtigste­n Bauten und Denkmäler anzusehen. Das Welterbe-Komitee wird wohl Mitte 2019 seine Entscheidu­ng treffen.

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Die Originalbr­onzen des Augustusbr­unnens werden für die Ausstellun­g neu arran giert. Sie sind dann immer im Maximilian­museum zu sehen.

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