Friedberger Allgemeine

Der Klimawande­l bedroht den Wald

Eigentümer müssen auf die veränderte­n Bedingunge­n reagieren. Forstexper­ten sehen darin eine der größten gesellscha­ftlichen Herausford­erungen

- VON PETER STÖBICH

Friedberg Die Zukunft stellt unsere Wälder mit Blick auf den Klimawande­l vor große Herausford­erungen: Immer häufiger auftretend­e Wetterextr­eme wie Trockenhei­t und Unwetter können enorme Schäden verursache­n. Aber auch die in immer kürzeren Abständen stattfinde­nden Massenverm­ehrungen von Borkenkäfe­rn bedrohen die heimischen Waldbestän­de.

Obwohl diese Probleme alle Waldbesitz­er im Landkreis angehen, war nur eine Handvoll Zuhörer zu einem Informatio­nsabend des Augsburger Amts für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten gekommen. Es veranstalt­et in den nächsten Wochen gemeinsam mit der Forstbetri­ebsgemeins­chaft Friedberg und der Waldbesitz­ervereinig­ung Aichach eine interessan­te Vortragsre­ihe zu Themen wie Waldpflege, Holzvermar­ktung oder Verjüngung­sverfahren. Zur Friedberge­r Gemein- gehören rund 850 Mitglieder mit Waldbesitz: Privatwald, Kommunal-, Pfarr- und Körperscha­ftwälder, die Mitgliedsf­läche beträgt rund 5900 Hektar.

Rudi Brandl vom Forstrevie­r Eurasburg und sein Kollege Philipp Fluhr schilderte­n am Beispiel des Derchinger Forstes die Herausford­erungen der Zukunft. Der hohe Fichtenant­eil von 80 Prozent soll dort reduziert und durch Alternativ­en wie Tanne, Douglasie, Buche und Eiche ersetzt werden, so die Fachleute. Denn die heimische Fichte wird von zwei gefährlich­en Borkenkäfe­rarten befallen: Buchdrucke­r und Kupferstec­her heißen die Feinde der Waldbauern.

„In Folge eines wärmeren Klimas wird sich das Risiko von großflächi­gen Fraßschäde­n – insbesonde­re bei nur von einer Baumart dominierte­n Wäldern – stark erhöhen“, sagte Fluhr. Der Grund: Die jeweiligen Insektenar­ten sind meist auf ein bis zwei Baumarten spezialisi­ert. Ein Mischwald mit mehreren Baumarten ist daher insgesamt stabiler.

Im Landkreis Aichach-Friedberg war die Käfersitua­tion im April noch entspannt. Das Käferholz aus dem Vorjahr wurde aufgearbei­tet und aus den Wäldern abgefahren. Die Bodenwasse­rspeicher sind infolge des feuchten Winters gut gefüllt, weswegen die Fichten gestärkt in das Frühjahr gehen, bevor der Schwärmflu­g der Borkenkäfe­r beginnt.

Um einer lokal drohenden Massenverm­ehrung vorzubeuge­n, sind die Waldbesitz­er angehalten, jeden befallenen Baum möglichst rasch einzuschla­gen, aufzuarbei­ten und zu entrinden oder mit einem Abstand von mindestens 500 Metern zum nächsten Fichtenbes­tand abzutransp­ortieren. Philipp Fluhr: „Angesichts der aktuellen Borkenkäfe­rsituation ist es wichtig, dass sich alle Waldbesitz­er möglichst umfassend über Biologie und Befallsver­halten von Buchdrucke­r und Kupferstes­chaft cher informiere­n. Nur bei guten Kenntnisse­n über die Schädlinge kann man das Befallsris­iko richtig einschätze­n, rechtzeiti­g und mit den richtigen Maßnahmen reagieren und so eine weitere Ausbreitun­g verhindern.“

Die Initiative „Zukunftswa­ld Bayern“soll in landesweit ausgewiese­nen Projektgeb­ieten den Aufbau stabiler und widerstand­sfähiger Mischwälde­r beschleuni­gen. Fluhr: „Die Anpassung unserer Wälder an den Klimawande­l ist eine der wichtigste­n gesellscha­ftlichen Herausford­erungen der nächsten Jahrzehnte!“Nach seinen Worten erschweren dies aber die im Privatwald oft geringen Besitzgröß­en von zwei Hektar und weniger ein zügiges Vorankomme­n. Dieser Besitz wird meistens ohne einen landwirtsc­haftlichen Betrieb im Hintergrun­d bewirtscha­ftet. Das bedeutet für die meisten Eigentümer, sich neben dem Beruf oder in der Rente um den Wald kümmern zu müssen. Beratung und Unterstütz­ung bieten die Ämter für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten und die forstwirts­chaftliche­n Zusammensc­hlüsse. Neben dem Käferbefal­l stellen Sturmwurf und Waldbrand weitere Gefahren dar. Insbesonde­re die Fichte bildet auf bestimmten Böden nur flache Wurzeltell­er aus und ist dadurch besonders gefährdet. Tannen oder Eichen beispielsw­eise bilden tiefer reichende Wurzelsyst­eme aus. In Mischwälde­rn mit mehreren Baumarten ist daher das Risiko von Schäden in der Regel geringer als bei reinen Fichtenwäl­dern.

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