Der Klimawandel bedroht den Wald
Eigentümer müssen auf die veränderten Bedingungen reagieren. Forstexperten sehen darin eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen
Friedberg Die Zukunft stellt unsere Wälder mit Blick auf den Klimawandel vor große Herausforderungen: Immer häufiger auftretende Wetterextreme wie Trockenheit und Unwetter können enorme Schäden verursachen. Aber auch die in immer kürzeren Abständen stattfindenden Massenvermehrungen von Borkenkäfern bedrohen die heimischen Waldbestände.
Obwohl diese Probleme alle Waldbesitzer im Landkreis angehen, war nur eine Handvoll Zuhörer zu einem Informationsabend des Augsburger Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gekommen. Es veranstaltet in den nächsten Wochen gemeinsam mit der Forstbetriebsgemeinschaft Friedberg und der Waldbesitzervereinigung Aichach eine interessante Vortragsreihe zu Themen wie Waldpflege, Holzvermarktung oder Verjüngungsverfahren. Zur Friedberger Gemein- gehören rund 850 Mitglieder mit Waldbesitz: Privatwald, Kommunal-, Pfarr- und Körperschaftwälder, die Mitgliedsfläche beträgt rund 5900 Hektar.
Rudi Brandl vom Forstrevier Eurasburg und sein Kollege Philipp Fluhr schilderten am Beispiel des Derchinger Forstes die Herausforderungen der Zukunft. Der hohe Fichtenanteil von 80 Prozent soll dort reduziert und durch Alternativen wie Tanne, Douglasie, Buche und Eiche ersetzt werden, so die Fachleute. Denn die heimische Fichte wird von zwei gefährlichen Borkenkäferarten befallen: Buchdrucker und Kupferstecher heißen die Feinde der Waldbauern.
„In Folge eines wärmeren Klimas wird sich das Risiko von großflächigen Fraßschäden – insbesondere bei nur von einer Baumart dominierten Wäldern – stark erhöhen“, sagte Fluhr. Der Grund: Die jeweiligen Insektenarten sind meist auf ein bis zwei Baumarten spezialisiert. Ein Mischwald mit mehreren Baumarten ist daher insgesamt stabiler.
Im Landkreis Aichach-Friedberg war die Käfersituation im April noch entspannt. Das Käferholz aus dem Vorjahr wurde aufgearbeitet und aus den Wäldern abgefahren. Die Bodenwasserspeicher sind infolge des feuchten Winters gut gefüllt, weswegen die Fichten gestärkt in das Frühjahr gehen, bevor der Schwärmflug der Borkenkäfer beginnt.
Um einer lokal drohenden Massenvermehrung vorzubeugen, sind die Waldbesitzer angehalten, jeden befallenen Baum möglichst rasch einzuschlagen, aufzuarbeiten und zu entrinden oder mit einem Abstand von mindestens 500 Metern zum nächsten Fichtenbestand abzutransportieren. Philipp Fluhr: „Angesichts der aktuellen Borkenkäfersituation ist es wichtig, dass sich alle Waldbesitzer möglichst umfassend über Biologie und Befallsverhalten von Buchdrucker und Kupfersteschaft cher informieren. Nur bei guten Kenntnissen über die Schädlinge kann man das Befallsrisiko richtig einschätzen, rechtzeitig und mit den richtigen Maßnahmen reagieren und so eine weitere Ausbreitung verhindern.“
Die Initiative „Zukunftswald Bayern“soll in landesweit ausgewiesenen Projektgebieten den Aufbau stabiler und widerstandsfähiger Mischwälder beschleunigen. Fluhr: „Die Anpassung unserer Wälder an den Klimawandel ist eine der wichtigsten gesellschaftlichen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte!“Nach seinen Worten erschweren dies aber die im Privatwald oft geringen Besitzgrößen von zwei Hektar und weniger ein zügiges Vorankommen. Dieser Besitz wird meistens ohne einen landwirtschaftlichen Betrieb im Hintergrund bewirtschaftet. Das bedeutet für die meisten Eigentümer, sich neben dem Beruf oder in der Rente um den Wald kümmern zu müssen. Beratung und Unterstützung bieten die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und die forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse. Neben dem Käferbefall stellen Sturmwurf und Waldbrand weitere Gefahren dar. Insbesondere die Fichte bildet auf bestimmten Böden nur flache Wurzelteller aus und ist dadurch besonders gefährdet. Tannen oder Eichen beispielsweise bilden tiefer reichende Wurzelsysteme aus. In Mischwäldern mit mehreren Baumarten ist daher das Risiko von Schäden in der Regel geringer als bei reinen Fichtenwäldern.