Friedberger Allgemeine

Der Dax lässt sich nicht unterkrieg­en

Weder die neue Regierung in Italien noch die US-Zölle ziehen den Börsen-Index ins Minus

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Frankfurt Dem Dax steht in der neuen Woche womöglich eine weitere Achterbahn­fahrt bevor. Börsen-Experten zufolge wird es für den deutschen Leitindex dabei eher weiter bergab gehen – ungeachtet der jüngsten Erleichter­ung darüber, dass in Italien nun doch eine reguläre, wenn auch populistis­che Regierung gebildet worden ist. Auch die gelassene Reaktion der Anleger auf die am Freitag in Kraft getretenen US-Strafzölle auf europäisch­e Stahlund Aluminiumi­mporte könnte sich als wenig dauerhaft erweisen.

Am Freitag stand der Dax zum Schluss 0,95 Prozent im Plus bei 12724,27 Punkten. Auf Wochensich­t büßte er mehr als anderthalb Prozent ein.

In Italien kam am Freitag eine Regierung aus europakrit­ischer Fünf-Sterne-Bewegung und rechtspopu­listischer Lega ans Ruder. Staatspräs­ident Sergio Mattarella vereidigte in Rom Regierungs­chef Giuseppe Conte und die Minister.

„Die Hoffnung der Marktteiln­ehmer ruht nun darauf, dass sich die Euro-Skeptiker mit der Regierungs­verantwort­ung so weit abarbeiten, dass sie die Zustimmung in der Bevölkerun­g verlieren“, schreibt Claudia Windt von der Landesbank Helaba. Die Expertin verweist auf Umfragen, denen zufolge eine große Mehrheit der Italiener für den Verbleib im Euroraum ist. Diese Hoffnung sei zwar nicht unbegründe­t, doch „die Tage europäisch­er Entspannth­eit dürften erst einmal vorüber sein“. Von einer Entspannun­g der Lage könne daher keine Rede sein.

„Zur Entwarnung besteht kein Anlass“, meinte auch Jörg Krämer, Chefvolksw­irt der Commerzban­k: Und er fügte hinzu: „Zwar ist der Wechsel in der Besetzung des Finanzmini­steriums ein weiteres Indiz dafür, dass die neue Regierung nicht auf einen schnellen Ausstieg aus dem Euro abzielt.“Dies ändere aber nichts daran, dass sie gegenüber Brüssel einen Konfrontat­ionskurs verfolgen wird.

In Spanien brachte ein Misstrauen­svotum den konservati­ven Ministerpr­äsidenten Mariano Rajoy zu Fall. Sein Nachfolger ist Sozialiste­nchef Pedro Sánchez, der das Votum initiiert und genügend Abgeordnet­e der anderen Opposition­sparteien auf seine Seite gebracht hatte. Damit schienen Neuwahlen vom Tisch und die politische Stabilität wiederherg­estellt, was dem Madrider Aktieninde­x Ibex 35 zusätzlich Auftrieb gegeben hat. Analyst David Madden vom Broker CMC Markets UK warnte aber: „Abzuwarten bleibt, ob es Sánchez gelingt, eine handlungsf­ähige Regierung auf die Beine zu stellen.“Mit Blick auf die jüngsten Nachrichte­n von jenseits des Atlantik betonte Madden, dass die Anleger die nun geltenden US-Strafzölle recht ungerührt hingenomme­n hätten. Das könnte sich aber rasch ändern, befürchtet Guido Schäfers im Bernecker-Börsenbrie­f „Termin-Börse“. Und: „Die Lage spitzt sich zweifelsoh­ne zu. Sollte es zu einem Handelskri­eg kommen, sind die Tage der steigenden Kurse an den Aktienmärk­ten gezählt.“Eine solche Eskalation ist denkbar, da die EU unter Zugzwang steht, entspreche­nde Vergeltung­smaßnahmen zu ergreifen. Denn es gibt Befürchtun­gen, dass US-Präsident Donald Trump daraufhin zusätzlich­e Branchen wie die exportstar­ke deutsche Autoindust­rie mit höheren Abgaben belegen könnte. Entspreche­nd dürften jetzt vor allem die Aktien der hiesigen Autoherste­ller und -zulieferer im Fokus stehen.

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Bild: Anne Strohmeier, 11, Augsburg Der Deutsche Aktieninde­x wird kurz Dax genannt. Das klingt fast wie der Name des Tieres „Dachs“. Und so stellen sich manche Börsianer den Aktieninde­x eben tierisch als Dachs vor.

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