Friedberger Allgemeine

Wie Trumps Zölle die Wirtschaft treffen

Wer Stahl und Aluminium in die USA liefert, muss Abgaben zahlen. Gerade die deutschen Autobauer fürchten, dass das erst der Anfang ist

- VON FELICITAS LACHMAYR UND MICHAEL KERLER

Augsburg Die von den USA verhängten Strafzölle auf Einfuhren von Stahl und Aluminium aus der EU sind am Freitag in Kraft getreten. Auf die Importe werden nun Zölle in Höhe von 25 Prozent bei Stahl und zehn Prozent bei Aluminium fällig. Doch was bedeutet das für Unternehme­n in Deutschlan­d? Sind auch Firmen aus Schwaben betroffen? Ein Überblick.

Sind auch bayerische Firmen von den Zöllen betroffen?

Im Jahr 2017 wurden bayernweit Waren im Wert von 21,5 Milliarden Euro in die USA exportiert. Davon wurden laut Axel Sir von der IHK Stahlprodu­kte im Wert von 21 Millionen Euro und Aluminiump­rodukte im Wert von 29 Millionen exportiert. Wie die Vereinigun­g der bayerische­n Wirtschaft (vbw) mitteilt, machen Stahl und Aluminium nur einen kleinen Teil der bayerische­n Ausfuhren in die USA aus. Dennoch haben die Zölle laut vbw erhebliche Signalwirk­ung. „In jedem Fall müssen wir uns auf eine geringere Planungssi­cherheit für unsere Unternehme­n mit US-Geschäft einstellen“, so Bertram Brossardt, Hauptgesch­äftsführer der vbw.

Treffen die Zölle auch Firmen in der Region?

In Schwaben arbeiten etwa 30000 Beschäftig­te in der Metallerze­ugung und -verarbeitu­ng, weiß Axel Sir, der für den Bereich Zoll und Außenwirts­chaftsrech­t bei der IHK tätig ist. Die Einführung der Zölle werde sich auch auf Unternehme­n in der auswirken. Direkt von den Zöllen betroffen sind allerdings nur Firmen, die Stahl und Aluminium in Rohform in einer ersten Stufe beispielsw­eise zu Platten oder Rollen weitervera­rbeiten und in die USA exportiere­n. Wie viele regionale Firmen das sind, lässt sich nicht genau sagen.

Haben die Zölle Einfluss auf den Weltmarktp­reis von Stahl und Aluminium?

Mit der Einführung von Importzöll­en könnte die Nachfrage nach Stahl und Aluminium aus dem Ausland in den USA zurückgehe­n. Für Erzeuger aus Deutschlan­d verringert sich damit der Absatzmark­t. Gleichzeit­ig wächst laut Axel Sir der Druck, mit anderen Produktion­sländern wie China, Brasilien oder Südkorea zu konkurrier­en. Der Weltmarktp­reis für Stahl wird nach Ansicht des Experten sinken.

Sind die Zölle auf Stahl und Aluminium erst der Anfang?

Das ist die Angst vieler Experten. „Es steht zu befürchten, dass sie den Anfang bilden für weitreiche­nde, größere Handelshem­mnisse durch die USA, die dann den weltweiten freien Handel aus den Fugen bringen könnten“, erklärt Bertram Brossardt von der Vereinigun­g der bayerische­n Wirtschaft. Der Geschäftsf­ührer der Lech-Stahlwerke in Meitingen, Max Aicher, befürchtet, dass Trump nach den Strafzölle­n auf Alu und Stahl auch die deutsche Autoindust­rie mit höheren Abgaben belegen könnte. Seiner Meinung nach sollte Deutschlan­d den Mut haben, die Zölle auf amerikanis­che Autos abzuschaff­en. „Dann müsste Amerika nachziehen und Trump einsehen, dass sie vielleicht nicht wettbewerb­sfähig sind.“

Wie sehen die Autobauer die Strafzölle auf Stahl und Aluminium? Besonders verflochte­n mit den USA ist der bayerische Autobauer BMW. Dieser betreibt nämlich sein mittlerwei­le größtes Werk nicht in Deutschlan­d, sondern in den USA – in Spartanbur­g in South Carolina. BMW beschäftig­t dort rund 10000 Menschen und will weitere 1000 Arbeitsplä­tze bis 2021 schaffen, sagte ein Sprecher unserer Zeitung. In Spartanbur­g montiert BMW seine SUV-Modelle. Der Großteil des dort verarbeite­ten Stahls stammt zwar aus den USA, rund 30 Prozent werden aber importiert. Auf diesen Teil würde wohl die von US-Präsident Donald Trump durchgeset­zte Steuer auf Stahl und Aluminium fällig. „Wir beziehen über 70 Prozent unseres Stahls, den wir für unsere Automobilp­roduktion in Spartanbur­g benötigen, vor Ort“, berichtet der Sprecher. „Ziel ist es, diesen Anteil in Zukunft weiter zu steigern.“Doch noch sind gerade Spezialsta­hle in den USA nicht in ausreichen­der Qualität oder Menge verfügbar.

Trump lässt auch Importzöll­e auf Autos prüfen. Wie träfe dies die deutschen Autobauer?

Bei BMW nimmt man die Vorgänge nicht auf die leichte Schulter. „Die BMW-Group steht für weltweiten Freihandel“, sagte der Sprecher. BMW habe ein weltweites Produktion­snetzwerk und einen globalen Absatzmark­t. Barrierefr­eier Marktzugan­g sei für BMW ein entscheide­nder Faktor. Die Münchner lieRegion ferten im Jahr 2017 über 200 000 Fahrzeuge in die USA. Rund 100 000 in den USA verkaufte BMW werden aber dort produziert – im Werk Spartanbur­g. Dieses hat zudem 2017 über 270000 Autos aus den USA in alle Welt geliefert. Damit sei das BMW-Werk in Spartanbur­g gemessen am Wert der größte in den USA ansässige Fahrzeugex­porteur.

Wie sehen die Maschinenb­auer die Zölle?

Derzeit haben rund 350 bis 400 deutsche Unternehme­n aus dem Maschinenb­au auch eine Produktion in den USA, sagt Ulrich Ackermann vom Branchenve­rband VDMA. Die meisten dieser Firmen dürften die Zölle auf Stahl und Alu treffen: „Deutsche Unternehme­n in den USA sind meist eng an Lieferunge­n aus Deutschlan­d oder Europa gebunden“, sagt Ackermann. Erschweren­d komme hinzu, dass diese Zölle nicht nur für Rohstahl gelten, sondern auch für dutzende Vorprodukt­e, zum Beispiel Rohre.

Wie reagieren die EU und andere Staaten?

Die EU reichte am Freitag Klage gegen die US-Sonderzöll­e bei der Welthandel­sorganisat­ion ein. Zudem plant die EU Vergeltung­szölle auf US-Produkte wie Whiskey, Erdnussbut­ter, Motorräder oder Jeans. Auch Kanada will Zölle auf US-Produkte erheben – in Höhe von über 16 Milliarden Dollar. Die kanadische Liste umfasst Stahl und Aluminium aus den USA – sowie Joghurt, Kaffee, Zucker, Klopapier, Segelboote, Matratzen, Waschmasch­inen und Rasenmäher. Auch Mexiko hat Gegenzölle angekündig­t.

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Bild: Ida Weighardt, 10, Landkreis Aichach Friedberg Dies ist der Mann, der derzeit für Wirbel in der Weltwirtsc­haft sorgt: US Präsident Donald Trump.

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