Der arme Paolo darf jetzt doch zur WM
In Peru gab es spontane Demonstrationen, als Nationalheld Paolo Guerrero die Wirkung eines Tässchen Tees zu spüren bekam. Das Heißgetränk hatte im Körper des einstigen Bundesliga-Stars (Bayern München und Hamburger SV) einen Stoff namens Benzoylecgonin hinterlassen. Diesen fanden Dopingfahnder nach dem WM-Qualifikationsspiel der Peruaner gegen Argentinien. Dummerweise gehört Benzoylecgonin zu jenen Dingen, die sich nicht im Körper eines Profis befinden sollten. Es ist ein Abbauprodukt von Kokain.
Der Fußballer argumentierte, ein Tee aus Koka-Blättern habe zu dem positiven Test geführt. Das mag stimmen, strafbar ist es trotzdem. Jeder Sportler ist selbst dafür verantwortlich, was er intus hat. Bekanntlich kann selbst Zahnpasta zu einem Dopingfall führen.
Guerrero wurde sechs Monate gesperrt. Eine Minisperre. Das sah auch die Welt-Anti-Doping-Agentur so und beantragte vor dem Sportgerichtshof (Cas) in Lausanne eine Verlängerung. Mit Erfolg, die Sperre wurde auf 14 Monate erhöht. Blöd, denn in diesen Zeitraum fällt die WM, zu der Guerrero Peru geschossen hatte. Tränen, Trauer, Wut brachen sich in dem südamerikanischen Land Bahn. Was tun? Selbst die drei Kapitäne der WMGruppengegner plädierten auf Gnade für Paolo. Der stilisierte sich zum Opfer einer unfassbaren Ungerechtigkeit. Seine Oma gab unter Tränen dem Stürmerrivalen Claudio Pizarro die Schuld. Dieser habe eine Verschwörung angezettelt. Wie kann es auch sein, dass ein Verstoß gegen die Dopingrichtlinien zu einer Strafe führt? Zumal im Fußball, wo Doping doch eh nix bringt. Es geht noch absurder: Guerrero fand tatsächlich eine gnädige Schweizer Richterin. Die Präsidentin der I. zivilrechtlichen Abteilung des Bundesgerichts verschob die Sperre. Insbesondere den diversen Nachteilen habe sie Rechnung getragen, „die der bereits 34 Jahre alte Fußballspieler erleiden würde, wenn er nicht an einer Veranstaltung teilnehmen könnte, welche die Krönung seiner Fußballer-Karriere darstellen wird.“Guerrero darf spielen. Möglicherweise muss er seine Sperre nach der WM absitzen. Vielleicht aber auch nicht. Denn dann könnten dem armen Kerl ja Nachteile durch seine Strafe entstehen.