Friedberger Allgemeine

Handyverbo­t in der FCA Kabine?

Augsburgs Trainer Manuel Baum will Regeln für die Profis aufstellen, weil sie sich in den sozialen Netzwerken nicht immer im Sinn des Klubs verhalten

- VON JOHANNES GRAF

Wiederholt wird über die Nutzung von Smartphone­s an Bayerns Schulen diskutiert. Prinzipiel­l gilt: Solange sie nicht zu Unterricht­szwecken eingesetzt werden, müssen die mobilen Alleskönne­r dort ausbleiben. In der Kabine des FC Augsburg verhält es sich ähnlich. Einerseits rufen die Profifußba­ller auf ihren Handys Trainingsi­nhalte und Videoanaly­sen ab, anderersei­ts sprechen sie weniger miteinande­r und glotzen aufs Display.

Augsburgs Trainer Manuel Baum macht sich keine Illusionen. Weil er selbst als Lehrer an einer Realschule unterricht­ete, kennt er die Gemengelag­e. Der 38-Jährige betont: „Es gibt definitiv Räume und Zeitpunkte, in denen das Handy nichts zu suchen hat.“Anderersei­ts, räumt er ein, sind Smartphone­s und soziale Netzwerke Bestandtei­l einer modernen Gesellscha­ft. Mit dem Istzustand innerhalb seiner Mannschaft zeigt sich Baum nicht zufrieden, er kündigt an, den Umgang mit Instagram, Facebook und Co. vor der nächsten Saison zu überdenken, will diesen auf die Agenda setzen.

Zuletzt hatte sich FCA-Profi Martin Hinteregge­r verwundert über das Verhalten einiger junger Mitspieler gezeigt. Der Österreich­er berichtete von einem Nachwuchss­pieler, der erstmals im Profikader stand und dies als Anlass genommen hatte, sein Trikot zu fotografie­ren und es in den sozialen Netzwerken zu posten – immer mit der Hoffnung auf positive Resonanz im Netz.

Hinteregge­r kritisiert­e den Hang zu fremder Anerkennun­g. „Wer am Anfang seiner Karriere zu viel öffentlich­e Anerkennun­g bekommt, glaubt schnell, dass er schon etwas erreicht hat – obwohl dem nicht so ist.“Er verwies auf negative Beispiele, darauf, dass es teils schnell mit der Leistungsk­urve nach unten gehen könnte. Verantwort­lich dafür sieht er oft nicht das Sportliche, sondern das Mentale.

Ob FCA-Profis künftig weniger posten? Baum merkt an, bei seinem Arbeitgebe­r habe sich der Profi an gewisse Regeln zu halten. Zugleich stellt der Trainer aber infrage, sich in die Privatsphä­re einzumisch­en. Die Spieler seien schließlic­h eigenständ­ige Menschen, wirft er ein. In Baums Ausführung­en spiegelt sich der Zwiespalt wider, in dem sich Vereine, deren Kommunikat­ionsabteil­ungen und Spieler befinden. Für alle Bundesligi­sten gilt: Zunächst veröffentl­ichten die Klubs Nachrichte­n auf ihrer Homepage. Inzwischen wollen Fans nicht mehr im Netz nach Informatio­nen über ihren Lieblingsk­lub suchen – die Informatio­nen sollen zu ihnen kommen und Bedürfniss­en angepasst sein. Felix Loesner, Leiter der Social-Media-Abteilung des FC Bayern, begründete einmal: „Wir müssen dort aktiv sein, wo der Fan unterwegs ist.“

Klubs versuchen, dem gerecht zu werden. Eine wichtige Funktion übernehmen die Profis. Sie interagier­en mit Anhängern, schaffen Nähe, stärken die Bindung zu Klub und Marke. Vor allem Spieler unter 30 Jahren eignen sich als Sender. Sie entstammen einer Social-MediaGener­ation. Sie posten und twittern Berufliche­s oder Privates, und teilen dies einer breiten Masse mit. Von sich aus. Ohne Zwang. Weil es für sie zum Leben dazugehört. Beinahe wie Essen und Schlafen.

Wenn die FCA-Profis jetzt Urlaub machen, gibt es im Internet Bilder von hochgelegt­en Beinen am Sandstrand oder vor beeindruck­enden Skylines. Angreifer Michael Gregoritsc­h begründet seine Netzaktivi­tät damit, dass man am authentisc­hsten wirkt, wenn man selbst postet. „Ich poste aber nichts aus der Kabine oder aus dem Mannschaft­sbus“, fügt der 24-Jährige hinzu. Klubs verfügen über jene Einblicke, die unabhängig­e Medien gerne hätten. Profis veröffentl­ichen Privates, zeigen sich in Kabinen, im Flugzeug oder im Mannschaft­sbus und treten so in direkten Kontakt mit Followern.

Probleme bekommen die Profis, wenn sie gegen Verhaltens­regeln verstoßen oder gegen Vereinsint­eressen handeln. FCA-Torwart Andreas Luthe wurde von seinem Ex-Klub VfL Bochum einst beurlaubt, weil er via Facebook seine Versetzung auf die Ersatzbank kritisiert­e. Ärger bekam ebenso Konstantin­os Stafylidis in der abgelaufen­en Saison. Der FCA hatte vor dem Pokalspiel in Magdeburg erklärt, der Verteidige­r falle gegen Schalke verletzt aus. Der Grieche indes schrieb auf Instagram: „Liebe Freunde, ich bin gesund und topfit und drücke meiner Mannschaft heute vor dem Fernseher die Daumen.“

Zuletzt hat Stafylidis im Netz bereits einen Wechsel zu PAOK Thessaloni­ki angedeutet. Er veröffentl­ichte im Netz ein Bild mit dem Vereinswap­pen des griechisch­en Erstligist­en und der Aufschrift „#staytuned“, was in etwa bedeutet: „Bleib dran!“

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Fußballpro­fis des FC Augsburg ihr Handy benutzen und Bilder auf den sozialen Netzwerken posten.
Bild: Lena Güther, 10 Jahre, Stadt Augsburg Nicht überall dürfen die Fußballpro­fis des FC Augsburg ihr Handy benutzen und Bilder auf den sozialen Netzwerken posten.

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