Nach dem eigenen Tod Menschenleben retten
Zum Tag der Organspende informieren zwei Ärzte über Transplantationen am Klinikum Augsburg. Dass Chirurg und Neurologe nicht zusammenarbeiten dürfen, bringt den Patienten zusätzliche Sicherheit
Stadtbergen Nicht nur am Tag der Organspende am heutigen Samstag ist es ein Thema, über das jeder nachdenken sollte: Will ich nach meinem Ableben meine Organe zur Verfügung stellen? Im Rahmen der Ärztlichen Vortragsreihe im Bürgersaal Stadtbergen beschäftigen sich am Montag gleich zwei Ärzte damit – aus unterschiedlicher Perspektive.
Der Oberarzt Dr. Florian Sommer gehört als Chirurg zu den Experten, die in Augsburg 30 bis 40 Nieren jährlich transplantieren. Damit liegt Augsburg von der Zahl im Mittelfeld der 42 deutschen Transplantationszentren. Die Prognosen nach einer Transplantation sind gut, fünf Jahren später haben rund 85 Prozent der Empfänger noch eine funktionierende Niere. Weniger gut ist die Wartezeit, im Schnitt dauert es vier bis acht Jahre, bis ein passendes Spenderorgan gefunden ist, bedauert Sommer. Rund 150 Menschen in der Region stehen aktuell auf der Warteliste, dazu kommen noch 30 bis 40, die eine Niere brauchen, aber derzeit als „nicht transplantabel“eingestuft sind.
Die Organe kommen aus ganz Europa, da über Eurotransplant mit Hilfe eines Computerprogramms die beste Übereinstimmung ermittelt wird. Negative Schlagzeilen, weil Chirurgen versucht haben, ihre Patienten schneller zu versorgen, haben letztendlich dazu geführt, dass die Vergabe noch transparenter und damit sicherer wurde.
Um Sicherheit geht es auch im zweiten Teil des Abends. Dr. Hauke Schneider, der als Neurologe die traurige Pflicht hat, den Hirntod eines möglichen Spenders festzustellen, wird erklären, nach welchen Kriterien dies erfolgt. Nur wenn zwei erfahrene Fachärzte unabhängig voneinander den Hirntod feststellen, werden auf der Intensivstation die Maschinen abgeschaltet, die den Kreislauf am Laufen halten.
An diesem Punkt, vor dem Abschalten, wird entschieden, ob Organe zur Verfügung gestellt werden. Und nachdem die nicht hausintern vergeben, sondern der europaweiten Datenbank gemeldet werden, arbeiten am Klinikum Chirurg und Neurologe nicht zusammen. Etwa 20 bis 30 Prozent der Verstorbenen haben einen Organspendeausweis, bei den übrigen entscheiden die Angehörigen. Dr. Schneider will am Montag Vorbehalte abbauen. Denn im Moment gehört Bayern im europaweiten Vergleich bei Organspenden zu den Schlusslichtern. In Kroatien und Spanien zum Beispiel sind es fast viermal so viele.
OVortrag Die Veranstaltung findet am 4. Juni um 19.30 Uhr im Bürgersaal Stadtbergen statt, Eintritt: 5 Euro.