Familie Piepenstock radelt für guten Zweck
Ehepaar aus Handzell tritt für kenianische Waisenkinder in die Pedale
Pöttmes Handzell Sie wollen nicht à la Jules Verne in „80 Tagen um die Welt“. Sie werden nicht von London über Frankreich, Italien, China, Japan und Amerika wieder zurück nach England hetzen. Sie werden weder den Heißluftballon noch den Zug besteigen. Sie haben nicht vor, Schiffbruch zu erleiden, und hoffen, nicht in die Hände böser Menschen zu fallen. Nur eines haben Gaby und Klaus Piepenstock mit Jules Vernes exzentrischen Reisenden Phileas Fogg und Passepartout gemein: Am Anfang ihrer 60-tägigen Radreise stand eine Wette.
Topp, die Wette gilt: Wenn sie es schaffen, am Vortag ihrer Reise 20 Radfahrer zusammenzubekommen, die sie vom Ortseingangsschild bis zum Ortsausgangsschild begleiten, dann gibt es das 20-Fache als Spende. Die Idee stammt von einem Freund der Familie. Und der muss jetzt zahlen. Denn am Mittwochabend hatten sich punkt sieben Uhr vor dem Jägerwirt in Handzell mehr als 20 Handzeller mit Rad eingefunden. In knapp fünf Minuten war die Strecke absolviert. Zwei Fotos sind der Beweis. Gaby und Klaus Piepenstock, 55, respektive 60 Jahre alt, kommen ursprünglich aus Lüdenscheid (Sauerland, Nordrhein-Westfalen) und wohnen seit zehn Jahren in Handzell. Vor Kurzem feierten sie ihre silberne Hochzeit. „Statt groß zu feiern, haben wir uns für diese Radtour entschieden“, sagt Gaby Piepenstock. Ein sportliches Vorhaben, mit dem sie die humanitäre Initiative von „home of smile“unterstützen wollen. Deren Gründer ist Achim Fuchs, ein guter Freund der Familie Piepenstock. Er hat in Kenia ein Waisenhaus gebaut, in dem 25 Straßenkinder rundum betreut werden: Ein Haus, das Geborgenheit schaffen soll und den Kindern ein lebenswertes Dasein ermöglichen will. Auf ihrer über 3500 Kilometer langen Wegstrecke einmal rund um die Alpen herum hofft das Ehepaar, dank ihrer Ideen Spenden für dieses Projekt einzusammeln, wie sie berichten. Zu Hause können die Fans und Unterstützer über den Facebook-Auftritt von Gaby Piepenstock den Reiseverlauf samt der Aktionen mitverfolgen.
Gaby Piepenstock bekommt glänzende Augen, wenn sie von der Fahrt erzählt. Von Handzell geht es in Etappen bis zur Wiener Neustadt, dann über Maribor in Slowenien weiter nach Italien. Am Gardasee vorbei nach Grenoble in Frankreich, durch die Schweiz zum Bodensee und zurück nach Handzell.
Pro Tag wollen sie 60 bis 100 Kilometer zurücklegen. So ganz genau haben die beiden die Tagesetappen nicht geplant. „Wir orientieren uns immer an den Bergen“, sagt Gaby Piepenstock. Auf detailliertes Kartenmaterial haben sie verzichtet. Das Navi muss reichen, Abweichungen, Überraschungen sind geradezu gewünscht. Das erste Mal treten beide die Tour mit einem schicken Mountain-E-Bike an. Mit wenig Gepäck, passend zu ihrem Reisemotto „Verzicht macht reich“und der Erkenntnis: „Wir wundern uns immer wieder, wie wenig man im Alltag braucht.“Das sportliche Ehepaar tritt nicht zum ersten Mal für längere Zeit in die Pedale. Unter anderem sind sie vor einigen Jahren von Oberstdorf nach Sylt geradelt, sie sitzen auch sonst regelmäßig im Sattel. Gaby Piepenstock fährt täglich eine Stunde durch die Gegend, ihr Ehemann hält sich durch regelmäßige Trainingseinheiten im Fitnessstudio in Form. Eine optimale Kondition ist angesichts der nicht unbeträchtlichen Zahl an Bergetappen angebracht. Die schrecken die beiden genauso wenig ab wie Wetterkapriolen. Bedacht mit allen guten Wünschen für eine unfallfreie Fahrt schickten die Handzeller das Radlerpaar jetzt auf die Reise. Mit einer Runde Freibier und Limo beim Jägerwirt bedankten sich die sportlich-dynamischen Piepenstocks für die tolle Unterstützung. Verbunden mit der Hoffnung, nach zwei Monaten wieder heil in Handzell anzukommen.