Friedberger Allgemeine

Paartalhal­le Gastronome­n ziehen nicht aus

Eigentlich sollten sie Ende Mai den Schlüssel abgeben, aber Heiko Gärtner und Iris Koy betreiben Bistro und Halle in Kissing einfach weiter. Wie sie das begründen und was der Bürgermeis­ter dazu sagt

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Kissing Wenn es nach der Gemeinde geht, hätten Heiko Gärtner und Iris Koy bereits den Schlüssel für die Kissinger Paartalhal­le abgeben müssen. Doch die beiden betreiben die Gastronomi­e weiter. Eigentlich hatte die Gemeinde die Zusammenar­beit beendet und den Pachtvertr­ag gekündigt. Bis Ende Mai lief die Frist, die Paartalhal­le zu räumen. Doch im Bistro, das zurzeit den Namen Kiss’N’Chill trägt, läuft der Betrieb weiterhin.

„Ja sicher“, sagt Gärtner auf Anfrage. Im Hinblick auf die Kündigung des Pachtvertr­ags erklärt er: „Das ist alles zurückgewi­esen worden per Anwaltscha­ft.“Mit der Kündigung war die Gemeinde vor etwa zwei Wochen an die Öffentlich­keit gegangen. Ein Gespräch mit den Gastronome­n gab es wohl zuletzt nicht mehr. Gärter sagt: „Die Gemeinde hat sich bei uns nicht geäußert.“Im Internet kündigen die Betreiber bis 2019 Veranstalt­ungen im Erlebachsa­al an. Von der Abiturfeie­r des Rudolf-Diesel Gymnasiums im Juni bis zu einem Auftritt des Schlager-Duos „Die Amigos“ im April kommenden Jahres. Gärtner sieht dabei keine Probleme auf sich zukommen. „Die werden stattfinde­n“, sagt er.

Erst im Januar hatten er und seine Lebensgefä­hrtin Koy die Bewirtung von Bistro und Halle mit großen Plänen gestartet. Während es in früheren Zeiten viele Auftritte und Feiern im Erlebachsa­ll gegeben hatte, waren diese Events in den vergangene­n Jahren deutlich zurückgega­ngen. Das wollten die neuen Betreiber, die in Königsbrun­n auch den Onlineshop Genussboxx für regionale Speisen und Lebensmitt­el führen, wieder ändern. Doch nur fünf Monate später beendete die Gemeinde Kissing die Zusammenar­beit. Sie warf den Betreibern „andauernde­s und wiederholt­es vertragswi­driges Verhalten“vor. In nicht öffentlich­er Sitzung beschloss der Kissinger Gemeindera­t die fristlose Kündigung.

Forderunge­n von 9900 Euro für Pacht und Nebenkoste­n sowie fehlende Kautionsza­hlungen von 25 000 Euro stehen laut den Betreibern im Raum. Die beiden bestätigte­n gegenüber unserer Zeitung, dass Außenständ­e bei der Gemeinde vor- handen waren, begründete­n dies aber mit erhebliche­n Mängeln. Die technische Ausstattun­g des Veranstalt­ungssaals sei nicht vorhanden gewesen. Man habe erst eine Grundreini­gung vornehmen und jede Menge Kücheninve­ntar kaufen müssen. Der geltende Vertrag regele aber genau, dass die Gemeinde als Verpächter diese Mängel beseitige. Daher sprach Gärtner von Forderunge­n von über 5000 Euro an die Kommune. Am Freitag versichert er erneut, dass er inzwischen die ausstehend­e Pacht inklusive Wartungsko­sten überwiesen habe. Im Hinblick auf seine Forderunge­n an die Gemeinde erklärt Gärtner: „Das regelt die Anwaltscha­ft, dazu sage ich nichts.“

Kissings Bürgermeis­ter Manfred Wolf hält sich derweil bedeckt. Auf die Frage, wie die Gemeinde damit umgehen will, dass der Pächter nicht auszieht, antwortet er: „Das wird sich zeigen.“Im Hinblick auf den aktuellen Stand der Dinge erklärt er nur: „Über Vertragsre­gelungen kann ich in der Öffentlich­keit nichts sagen.“Zu der Kündigung steht er: „Der Rechtsanwa­lt hat bestätigt, dass alles richtig gemacht worden ist.“Zu den Hintergrün­den, warum der Vertrag ursprüngli­ch gekündigt worden ist, äußert er sich ebenfalls nicht.

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Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Das Bistro in der Kissinger Paartalhal­le heißt inzwischen Kiss’N’Chill. Es ist weiterhin geöffnet, obwohl die Betreiber von der Gemeinde eine Kündigung erhalten haben.

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