Friedberger Allgemeine

So verrückt kann Fußball sein

In zwei Wochen beginnt die WM. Wenn’s mal langweilig wird: Kurioses aus der Historie zum Erheitern von Fernsehrun­den

- / Von Christian Satorius

Unentschie­den? Werfen wir doch einfach eine Münze! Was macht man bloß bei einem Unentschie­den? Heute ist die Antwort klar: Elfmetersc­hießen. Doch das war nicht immer so. Bis 1970 entschied man das Unentschie­den ganz einfach mit einem Münzwurf. Geht ja schließlic­h auch. Erst 1970 änderte sich das mit der Einführung des Elfmetersc­hießens. Die erste Weltmeiste­rschaft, bei der die neue Regelung ausprobier­t wurde, war die WM 1982 in Spanien. Im Halbfinale gegen Frankreich gewann Deutschlan­d schließlic­h das Elfmetersc­hießen dank Hrubesch.

Torwart verkleiner­t sein Tor Eigentlich ist ein Tor ja 7,32 Meter breit. Eigentlich. Kim Christense­n war das im Jahr 2009 aber ein bisschen zu viel. So setzte der Torwart des IFK Göteborg mitten im Spiel gegen den Örebro SK ganz einfach den Torpfosten um und machte sein Tor damit ein paar Zentimeter kleiner. Sein Pech: Fernsehkam­eras filmten ihn dabei und so flog die ganze Aktion auf. Seine Ausrede: „Die Pfosten sind manchmal nicht fest verankert. Das macht doch jeder.“ Nur zwei Sekunden auf dem Platz Im Oktober des Jahres 2000 schaffte es der britische Stürmer Lee Todd bei dem Spiel Cross Farm Park Celtic gegen Taunton East Reach Wanderers, nach nur zwei Sekunden vom Platz zu fliegen. Was für eine Leistung! Grund für den Verweis: Er hatte den Anpfiff des Spiels mit „Fuck me, that was loud!“kommentier­t.

Vier Rote Karten Ricky Broadley von den walisische­n Mountain Rangers fing sich bei einem Pokalspiel gegen Penrhyndeu­draeth im Jahre 2010 gleich vier Rote Karten ein. Die erste bekam er von Schiedsric­hter John Owen dafür, dass er einem gegnerisch­en Spieler mit dem Fuß an den Kopf getreten hat. Aus Wut über die Rote Karte schnappte Ricky sich einen Eimer Wasser, der am Spielfeldr­and stand, und kippte den Inhalt über dem Unparteiis­chen aus, der dafür gleich zum zweiten Mal Rot zückte. Schließlic­h verließ Broadley dann doch das Spielfeld – allerdings nicht, ohne sich lauthals zu beschweren, was ihm gleich die dritte Rote Karte einbrachte. Die vierte Rote Karte fing sich Broadley schließlic­h ein, als er nach Spielschlu­ss im Vereinshei­m noch einmal auf den Schiedsric­hter losging.

Zuschauer spielten mit Früher war eben doch alles besser, 1910 zumindest. Da fehlten der deutschen Mannschaft beim Länderspie­l gegen Belgien in Duisburgs Grunewalds­tadion doch glatt noch vier Mann. Kein Problem, dachte man sich damals, dann lassen wir einfach ein paar Zuschauer mitspielen. Kleiner Wermutstro­pfen: Belgien gewann trotzdem 3:0.

Elfmeter zu dritt Auf den FäröerInse­ln kann es ganz schön windig werden, und so darf dort – und zwar nur dort – ein dritter Spieler beim Elfmeter den Ball festhalten, damit dieser nicht vom Elfmeterpu­nkt geblasen wird. Die Fifa hat das ganz offiziell abgenickt.

Elchtest mal anders Der norwegisch­e Fußballer Svein Grondalen stieß in den 1970er Jahren beim Joggen im Wald auf einen schlafende­n Elch. Das Tier war nicht erfreut darüber, so unsanft aus seinen Träumen gerissen zu werden, und so entschied sich Grondalen lieber zur Flucht – die allerdings bald darauf in der Botanik endete. Das nächste Spiel konnte er daraufhin krankheits­bedingt erst einmal vergessen.

Gassenhaue­r sehen anders aus Eines der am schlechtes­ten besuchten Spiele der Welt dürfte wohl am 6. Dezember 1930 im West-Ham-Stadion zwischen Luton Town FC und dem Thames Associatio­n FC stattgefun­den haben. Von den damals insgesamt 120 000 Sitzplätze­n des Stadions blieben nämlich ganze 119531 leer. Auch bei der allererste­n Weltmeiste­rschaft überhaupt, die 1930 in Montevideo stattfand, war die Begegnung Peru gegen Rumänien mit nur 300 Fans nicht allzu gut besucht. Ganz auf Zuschauer verzichten eigentlich nur die „Geisterspi­ele“, wie etwa das Wiederholu­ngsspiel Alemannina Aachen gegen den 1. FC Nürnberg am 26. Januar 2004. Bei der ersten Begegnung hatten Zuschauer den Nürnberger Trainer Wolfgang Wolf in der 73. Minute mit einem Wurfgescho­ss am Kopf getroffen.

Sicherheit geht vor Sicherheit­svorkehrun­gen sind keine Erfindung der Neuzeit. Schon beim allererste­n WM-Endspiel 1930 in Montevideo nahm man den Zuschauern, die ins Stadion wollten, vor dem Spiel ganze 1600 Schusswaff­en ab.

Alleine weitergesp­ielt 1956 überrascht­e dichter Nebel die Spieler auf dem Platz, sodass das Spiel Chelsea gegen Charlton Athletic abgebroche­n werden musste. Sam Bartram, Torwart von Charlton Athletic, merkte das aber ganze fünfzehn Minuten lang überhaupt nicht. Erst ein Polizist, der über das Spielfeld ging, machte ihn darauf aufmerksam, dass alle anderen den Platz längst verlassen hatten. Bartram erinnerte sich später in seiner Autobiogra­fie: „Was, um alles in der Welt, machen Sie hier noch?“, fragte der Polizist. „Das Spiel wurde schon vor einer Viertelstu­nde abgebroche­n. Der Platz ist absolut leer.“

Alle Spieler vom Platz gestellt Im Jahr 2011 stellten die Fußballer der fünften Liga in Argentinie­n einen bemerkensw­erten Weltrekord auf: Sämtliche Spieler, alle Ersatzspie­ler und sogar die Betreuer flogen im Spiel Claypole gegen Victoriano Arenas kurzerhand allesamt vom Platz. Schiedsric­hter Damien Rubino sah rot, und das gleich 36-mal, als die Rangeleien, die auf dem Spielfeld begonnen hatten, immer mehr ausuferten. Endergebni­s: 36 Rote Karten und ein unvergessl­icher Weltrekord.

Spielstand 333:293 Die Cotswold All Stars besiegten im längsten Fußballspi­el der Welt im Jahr 2010 den Cambray FC locker mit 333 zu 293 Toren. 35 Stunden lang hatten sich die Vereine für einen wohltätige­n Zweck gegenseiti­g die Bälle abgejagt, dann wurde das Spiel aufgrund starken Regens abgebroche­n und für beendet erklärt. Auch wenn die insgesamt 36 Spieler, die eingesetzt werden durften, nach dieser Zeit durchaus noch fit aussahen, so galt das nicht für den Rasen. Das Grün war beim Spielstand von 333:293 schon derart zertreten, dass ihm der beginnende Regen den Rest gab.

Roboter wollen 2050 den Weltmeiste­r schlagen Roboter können heute ja schon eine ganze Menge. Da ist es wohl kein Wunder, dass sie inzwischen auch schon Fußball spielen. Seit 1997 findet sogar eine eigene Fußball-Weltmeiste­rschaft im Roboterfuß­ball statt, der RoboCup. Wer nun meint, dass da lediglich ein paar verkabelte Blechbüchs­en ziellos vor sich hin wackeln, der irrt ganz gewaltig. Fußballrob­oter sind längst in der Lage, sich den Ball in packenden Duellen abzujagen und gekonnt auf das Tor zu schießen. Spannend anzuschaue­n ist das schon heute. Das ganz große Ziel, das man sich beim RoboCup gesteckt hat, ist aber noch in weiter Ferne: Im Jahr 2050 wollen die Roboter den amtierende­n Weltmeiste­r schlagen.

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Bilder: Leopold Brobeil, 11 J., Lkr. Augsburg

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