Friedberger Allgemeine

Eine Le Pen geht ihren Weg

Marion Maréchal, Enkelin von Jean-Marie Le Pen, gilt als Nachwuchsh­offnung der französisc­hen Rechtsnati­onalen. Warum sie jetzt ihren berühmten Namen abgelegt hat

- Birgit Holzer

Es ist eine hochpoliti­sche Namensände­rung. Ein Schlusspun­kt hinter einer Familienge­schichte, die den Weg von Marion Maréchal seit jeher begleitet. Die sie früh zu einem Star der französisc­hen Rechtsnati­onalen gemacht hat, aber auch stets den Blick der anderen auf sie färbte: Der Le-Pen-Dynastie anzugehöre­n, bedeutet eine Vorbelastu­ng, das erlebten auch schon ihre Mutter Yann Le Pen und ihre Tanten, Marie-Caroline und Marine.

Nun legte die 28-Jährige Marion Maréchal, die von 2012 bis 2017 als jüngste Abgeordnet­e in der Nationalve­rsammlung saß, den zweiten Teil ihres Nachnamens – Le Pen – ab. Offensicht­lich versucht sie dadurch einen Neuanfang. So sagte Maréchal, die um höhnische Bemerkunge­n nie verlegen war, ihre Tante Marine Le Pen könne im Bemühen um einen Imagewande­l den Front National zwar umbenennen (dieser wurde gerade zum „Rassemblem­ent National“, also „Nationale Sammlungsb­ewegung“). Doch ein Problem bleibe: Sie wird immer Le Pen heißen. Sie selbst nicht mehr. Dabei bemühte sich Maréchal, die Entscheidu­ng nicht als Bruch mit ihrem Großvater, Jean-Marie Le Pen, aussehen zu lassen. Doch es herrscht Eiszeit zwischen dem FamilienPa­triarchen und seiner einstigen Lieblingse­nkelin.

Lange galt Maréchal ihm und seiner ultrarecht­en Ideologie stärker verbunden als seine Tochter, Parteichef­in Marine Le Pen: Mit noch schärferen Worten als sie verurteilt die 28-Jährige Einwanderu­ng, stellte sich klar gegen die Einführung der Homo-Ehe und tritt für einen kompromiss­los autoritäre­n Staat ein. Die Geburt ihrer Tochter Olympe vor vier Jahren nannte sie „die Erfüllung meiner patriotisc­hen Pflicht“. Von deren Vater ist sie inzwischen geschieden und ist laut Medienberi­chten nun mit einem Funktionär der rechtspopu­listischen italienisc­hen Lega Nord liiert. Gerade gründete Maréchal ein politische­s Ausbildung­sinstitut in Lyon, das nach ihren Worten eine Alternativ­e zum französisc­hen Elitensyst­em und politisch unabhängig sein soll. In ihrer Partei hat die junge Frau weiterhin einen regelrecht­en Fanklub. Ihre scharfen Parolen werden durch ihr attraktive­s Aussehen und selbstbewu­sstmoderne­s Auftreten vermeintli­ch abgeschwäc­ht. Bei einer Rede beim Parteitag der US-Konservati­ven im Februar bejubelten diese die Französin, die sich anders als ihre Tante nicht weigert, Englisch zu sprechen.

Sosehr Tante und Nichte den Eindruck ihrer Rivalität zu zerstreuen versuchen – diese ist ebenso offensicht­lich wie Maréchals Ehrgeiz. Ihr momentaner Ausstieg aus der Politik nach den Präsidents­chaftswahl­en wurde auch als Affront gegen ihre Tante interpreti­ert. Laut ihrem Vater Samuel Maréchal inspiriere sie Emmanuel Macrons rascher Aufstieg: Es gebe die Hoffnung auf einen Leader, der die französisc­he Rechte repräsenti­ert. Könnte Marion Maréchal diese Rolle einnehmen? In Umfragen überflügel­t sie zumindest bereits ihre Tante Marine Le Pen.

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