Friedberger Allgemeine

Weniger Stolperfal­len beim Fugger Express

Eigentlich sind die Regionalzü­ge so gebaut, dass man barrierefr­ei einsteigen kann. Trotzdem gibt es an fast jedem Bahnhof eine Stufe. Das liegt an einem Kompromiss, mit dem keiner zufrieden ist. Nun soll sich etwas ändern

- VON JÖRG HEINZLE

Augsburg Es ist seit dem Start des Fugger-Expresses vor rund zehn Jahren ein andauernde­s Ärgernis: Eigentlich sind die Regionalzü­ge so konstruier­t, dass ein barrierefr­eies Einsteigen ohne Stufen möglich ist. Doch bis heute ist das nahezu an keinem Bahnhof in der Region der Fall. Der Grund dafür: Die Höhe der Bahnsteige ist in den einzelnen Bahnhöfen so unterschie­dlich, dass die Unterkante der Zugtüren nirgends richtig passt. So entstehen fast überall Stolperfal­len. In der Vergangenh­eit meldeten sich deshalb auch immer wieder Reisende, die sich dabei verletzt hatten.

Der Wildwuchs bei den Bahnsteigk­anten soll sich nun aber zumindest in absehbarer Zeit ändern. Bis zum Jahr 2021 sollen an zwölf Bahnhöfen in Schwaben die Bahnsteige erhöht werden. Diese Umbauten sollen dazu führen, dass der Fugger-Express zukünftig an den meisten Haltestell­en barrierefr­ei wird. Denn die Züge, die auf den Strecken des Fugger-Expresses verkehren, sind vom Hersteller Alstom eigentlich so gebaut, dass man an Bahnsteige­n mit einer Höhe von 76 Zentimeter­n ohne eine Trittstufe einsteigen kann. Gerade für Reisende mit Kinderwage­n und Menschen im Rollstuhl ist das wichtig. Die 76 Zentimeter gelten inzwischen als der Standard, der bei Neubauten umgesetzt wird. An der viel befahrenen Bahnstreck­e von Augsburg nach München wurden viele Bahnhöfe erneuert, die Bahnsteigk­anten sind damit auf Norm-Niveau.

Allerdings muss man derzeit an all diesen neuen Bahnhöfen trotzdem rund 15 Zentimeter nach unten steigen, um in den Fugger-Express kommen. Die Wagen wurden extra für den Betrieb in der Region so umgebaut, dass der Einstieg tiefer als im Standardmo­dell liegt, nämlich auf 60 Zentimeter­n Höhe. Das hat durchaus seinen Grund: Bis jetzt gibt es entlang der Strecke des Fugger-Express nämlich auch noch alte Bahnsteige, die es gerade mal auf 20 Zentimeter Höhe bringen. Läge der Einstieg in den Fugger-Express bei 76 Zentimeter­n, müsste man mehr als einen halben Meter nach oben klettern, um vom Bahnsteig in den Zug zu gelangen. Und das ist keinem Reisenden zuzumuten.

Kompromiss­lösung führte allerdings dazu, dass der Einstieg fast überall nur wenig komfortabe­l ist. Nun soll umgebaut werden. Im Kreis Augsburg sollen in Westendorf, Gablingen und Gersthofen die Bahnsteige auf 76 Zentimeter angehoben werden. In Neusäß und Westheim sollen die Bahnsteige zumindest auf 38 Zentimeter Höhe ausgebaut werden. Damit können künftig Züge fahren, bei denen der barrierefr­eie Einstieg auf 76 Zentimeter­n möglich ist. Ab 2021 soll das der Fall sein. Der Betrieb der Regionalzü­ge wird vom Freistaat Bayzu ern bestimmt. Die staatseige­ne Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t – kurz BEG – schreibt die Strecken aus, die Bahnuntern­ehmen können dann Angebote dafür abgeben.

Derzeit läuft die Ausschreib­ung für den Betrieb der Strecken des Fugger-Express ab dem Jahr 2021. Bis im September haben Bahnuntern­ehmen noch Zeit, sich dafür zu bewerben. Beobachter gehen davon aus, dass die Deutsche Bahn, die bisher den Fugger-Express betreibt, ihren Hut wieder in den Ring werfen wird. Sie hat offenbar auch ganz gute Chancen. Die Vorgaben der EiDie senbahnges­ellschaft sind so gestaltet, dass die Bahn ihre bisherigen Züge weiter verwenden könnte.

An den Zügen gab es in der Vergangenh­eit immer wieder Kritik, vor allem wegen des mangelnden Platzes. Die Bahn hat sich allerdings auch um Verbesseru­ngen bemüht. Für die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t ist der Wegfall vieler Stolperfal­len beim Einstieg ebenfalls ein wichtiger Schritt. „Künftig wird sich die Barrierefr­eiheit für den Großteil der Fahrgäste erheblich verbessern“, sagt der BEG-Sprecher Wolfgang Oeser. Gerade auf der Pendlerstr­ecke zwischen Augsburg und München. Auch in den Zügen soll es besser werden. Bisher ist der Durchgang in den Zügen an mehreren Stellen sehr eng. Vor allem im Bereich der Toiletten. Das soll sich mit der neuen Ausschreib­ung ab 2021 ebenfalls ändern.

Dass in Westheim und Neusäß die Bahnsteige nur auf 38 Zentimeter und nicht gleich auf das neue Norm-Niveau angehoben werden, begründet die Eisenbahng­esellschaf­t mit dem geplanten umfassende­n Ausbau der Bahnstreck­e AugsburgUl­m. Dafür müssen viele Bahnsteige an der Strecke abgerissen und neu gebaut werden. Deshalb will man hier nicht zu viel Geld ausgeben für eine Lösung, die sowieso nur vorübergeh­end so bestehen bleibt.

Ohnehin ist die Finanzieru­ng der Bahnsteig-Umbauten noch nicht in trockenen Tüchern. Zuständig sind eigentlich der Bund und die Deutsche Bahn. Der Freistaat Bayern verhandelt derzeit mit der Bahn über die Aufhöhung der sehr niedrigen Bahnsteige. Zudem fordert er gemeinsam mit anderen Bundesländ­ern ein entspreche­ndes bundesweit­es Sonderprog­ramm.

 ?? Archivfoto: Alexander Kaya ?? Barrierefr­ei geht anders: Fast an allen Bahnhöfen gibt es eine Stufe, wenn man in den Fugger Express einsteigt. Selbst an den Bahnhöfen, die in den vergangene­n Jahren erneuert worden sind. Damit sich das ändert, sollen jetzt zahlreiche ältere...
Archivfoto: Alexander Kaya Barrierefr­ei geht anders: Fast an allen Bahnhöfen gibt es eine Stufe, wenn man in den Fugger Express einsteigt. Selbst an den Bahnhöfen, die in den vergangene­n Jahren erneuert worden sind. Damit sich das ändert, sollen jetzt zahlreiche ältere...

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