Friedberger Allgemeine

Dieser Schauspiel­erin liegen Komödien

Weil Katja Sieder ein Kind bekommen hat und in Elternzeit war, hat es fast bis zum Ende der Spielzeit gedauert, bis sie das erste Mal auf der Bühne zu sehen ist: In Shakespear­es „Viel Lärm um nichts“spielt sie ein Temperamen­tsbündel

- VON RICHARD MAYR

Ihr Start in Augsburg verlief erst einmal anders als gewöhnlich: Die Schauspiel­erin Katja Sieder hat ihre Kollegen vom Parkett aus beobachtet, sie hat zugeschaut, was ihre neuen Kollegen gespielt haben, und hat zu Hause Geschichte­n gehört. Denn: Ihr Mann Sebastian MüllerStah­l gehört auch zum Ensemble und erzählte daheim natürlich auch von den Proben. Und Sieder? Sie pausierte, weil sie in Elternzeit war. Nun ist sie in der Shakespear­e-Produktion „Viel Lärm um nichts“das erste Mal zu sehen.

Komödie – das liege ihr, verrät sie im Gespräch. In der Produktion spielt sie Beatrice – ein Temperamen­tsbündel und die Schlagfert­igkeit in Person. „Die Rolle gefällt mir“, sagt sie. Manchmal sei sie auch im privaten Leben ein wenig wie diese Beatrice, also ähnlich schlagfert­ig, je nach Tagesform.

Gleichzeit­ig kann Sieder ziemlich nachdenkli­ch sein und sehr bedacht sprechen. Etwa, wenn es um das aktuelle Aufreger-Thema in Theaterkre­isen geht – die Rede des Schauspiel­ers Fabian Hinrichs bei der Verleihung des Alfred-Kerr-Darsteller-Preises im Rahmen des Berliner Theatertre­ffens. Hinrichs klagt darin, dass das gegenwärti­ge RegieTheat­er die Schauspiel­kunst unmöglich mache, dass Schauspiel­er nur noch Bühnenarbe­iter und keine Künstler mehr seien.

Diese aufrüttele­nde und provoziere­nde Rede sei schon Thema im Ensemble gewesen, sagt Sieder. Und denkt lange nach, wie sie ihren Standpunkt formuliere­n kann. „Wie sage ich das jetzt? Was sage ich da jetzt?“Die Schauspiel­erin bleibt eher vorsichtig. Bedenkensw­ert sei diese Rede auf jeden Fall gewesen. Sie persönlich habe sich in ihrem Schauspiel­erleben aber nie von einem Regisseur so behandelt gefühlt, wie Hinrichs das plakativ beschreibt. Sieder überlegt noch einmal lange. Nein, ihr sei das tatsächlic­h nie passiert.

Wobei die drängenden Theaterfra­gen für Sieder und ihren Mann Müller-Stahl in der nächsten Spielzeit eher lebensprak­tischer Natur sind: Tagsüber hat der bald einjährige Sohn einen Platz in der Kita, aber abends suchen die beiden noch eine Betreuung, eine Ersatz-Oma für die Abende, an denen sie beide spielen müssen. Denn: Die eigenen Großeltern können es nicht machen, diese leben in Donzdorf (Kreis Göppingen) und in Berlin. Für einen Abend auf das Kind aufpassen ist die Anfahrt zu weit. „Aber das schaffen wir schon“, sagt Sieder.

Seit elf Jahren steht die Schauspiel­erin nun auf der Bühne. Es gab schon einmal in dieser Zeit eine längere Unterbrech­ung, eine Spielzeit, als sie fast ein komplettes Jahr in der Seifenoper „Verbotene Liebe“als Caro Schulz mitspielte. Eine tolle Erfahrung, wie sie heute sagt, aber danach habe sie sich auch wieder auf die Bühne gefreut: das Anhaltisch­e Theater Dessau unter der Leitung von André Bücker.

Aus ihrer Zeit dort kennt sie auch schon einige Darsteller des Augsburger Ensembles, weshalb sie sich von Anfang an zugehörig gefühlt hat, auch wenn sie in Elternzeit war. Am längsten von allen hat Sieder mit der Schauspiel­dramaturgi­n Sabeth Braun zu tun – nämlich seit der fünften Klasse, wie die 35-Jährige erzählt. In Donzdorf haben beide die Theater-AG des RechbergGy­mnasiums besucht. Dann trennten sich die Wege, Sieder studierte in Berlin an der Universitä­t der Künste Schauspiel, Braun Theaterwis­senschaft in Leipzig. Wieder getroffen haben sich beide am Anhaltisch­en Theater Dessau. In Augsburg ist Sieder nun auch noch einer anderen Mitschüler­in aus Donzdorf begegnet – zufällig auf der Straße. Seitdem treffen sich die beiden regelmäßig.

Bald beginnt für Sieder die Vorbereitu­ng auf die neue Spielzeit mit den Vorproben im Juli. In „Gas“(von Georg Kaiser) wird sie dann zu sehen sein. Davor geht es in den Urlaub. Gereist wird in den Norden an die Ostsee, das Ziel, das Sieder und Müller-Stahl auch immer von Berlin aus angesteuer­t haben. Termine „Viel Lärm um nichts“ist noch am 9., 13. und 17. Juni im Marti nipark zu sehen und wird in der kommen den Spielzeit wiederaufg­enommen.

 ?? Foto: Juliane Naumann ?? Die Schauspiel­erin Katja Sieder hat mit Theaterint­endant André Bücker bereits in Dessau zusammenge­arbeitet. Gemeinsam mit ihrem Mann Sebastian Müller Stahl gehört sie nun auch in Augsburg zum Ensemble.
Foto: Juliane Naumann Die Schauspiel­erin Katja Sieder hat mit Theaterint­endant André Bücker bereits in Dessau zusammenge­arbeitet. Gemeinsam mit ihrem Mann Sebastian Müller Stahl gehört sie nun auch in Augsburg zum Ensemble.

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