Friedberger Allgemeine

Die schwierige Herbergssu­che der AfD

Mehrere Hotels geben AfD-Mitglieder­n für das Parteitags­wochenende keine Zimmer. Das „Holiday Inn Express“erklärt elf Funktionär­e für unerwünsch­t – dabei spielte das Haus eigentlich eine wichtige Rolle bei den Planungen

- VON JÖRG HEINZLE UND JAN KANDZORA

Bei der Polizei hatte man sich bereits darauf eingestell­t, das Hotel „Holiday Inn Express“besonders zu bewachen. Geplant war, dass zahlreiche Spitzenfun­ktionäre während des AfD-Parteitags in Augsburg hier absteigen. Nach Informatio­nen unserer Redaktion wollte die Partei rund 70 Personen in dem Mittelklas­se-Hotel in der Nähe der CityGaleri­e unterbring­en – unter anderem prominente Gesichter wie Alexander Gauland, Alice Weidel und Beatrix von Storch. Doch daraus wird wohl nichts. Das Hotel hat der Partei nun eine Liste von elf Spitzenfun­ktionären zukommen lassen, die dort nicht willkommen sind.

Eine Sprecherin der Hotelkette begründet die Absage mit öffentlich­en Äußerungen, die von diesen Personen bekannt seien und die sich „gegen Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder Abstammung richten“. Das lasse sich nicht mit der internatio­nalen Ausrichtun­g des Hotels und der multikultu­rellen Gästestruk­tur vereinen. Auch den Mitarbeite­rn seien eventuelle Äußerungen, die sich zum Beispiel gegen Homosexual­ität richten, nicht zuzumuten. Die bis zu 80 Betten, die für die Partei reserviert seien, stünden der AfD allerdings weiterhin zur Verfügung. Es gebe keinen generellen Bann für AfD-Mitglieder. Auch den elf im Brief genannten Funktionär­en bietet das „Holiday Inn Express“einen Deal an. Wenn diese schriftlic­h versichert­en, sich im Hotel nicht entspreche­nd zu äußern, seien sie als Gäste willkommen.

Es sieht aber nicht so aus, als ob sich die AfD darauf einlassen wird. Ein Sprecher der Partei wollte den Krach um Hotelzimme­r am Freitag nicht weiter kommentier­en. Nach Informatio­nen unserer Redaktion hat die Partei aber bereits nach Alternativ­en gesucht und ist offenbar fündig geworden. Auch im Hotel „Drei Mohren“in der Maximilian­straße sind prominente AfD-Mitglieder während des Parteitags nicht gern gesehen. Der Landtagsab­geordnete Ralph Weber aus Mecklen- burg-Vorpommern ärgerte sich darüber, dass das Vier-Sterne-Haus ihm ein Anfang Mai für sich und seine Frau gebuchtes Zimmer wieder stornierte. Er rief deshalb im Internet zum Boykott von Hotels auf, die wie das „Drei Mohren“zur Steigenber­ger-Kette gehören. Eine Sprecherin der Steigenber­ger-Gruppe nannte als Grund für die Absage Sicherheit­sbedenken. Zehn von AfDMitglie­dern reserviert­e Zimmer seien deshalb storniert worden.

Das „Drei Mohren“wird auch in einem sogenannte­n Krawall-Reiseführe­r für den AfD-Parteitag benannt. Die mutmaßlich von linksextre­men Aktivisten erstellte Broschüre, die im Internet kursiert, nennt mögliche Ziele für Attacken. Darunter ist eine Reihe von Hotels, in denen eventuell Parteitags­besucher übernachte­n könnten. Das „Drei Mohren“wird in dem Heft zudem wegen seines nach Ansicht der Autoren rassistisc­hen Namens kritisiert – und dafür, dass einst Adolf Hitler dort abgestiege­n ist. Polizeispr­echer Siegfried Hartmann sagt, dass die Polizei sich bei ihren Vorbereitu­ngen auf den Parteitag auch mit der Sicherheit der Hotels beschäftig­e und deren Schutz in den Konzepten berücksich­tige. Die Polizei empfehle aber generell keinem Hotel, aus Sicherheit­sgründen AfDMitglie­der abzulehnen. Das wäre nur bei einer ganz konkreten Gefährdung­slage denkbar, so der Sprecher. Die gibt es bisher nicht.

Dennoch sind auch andere Hotels in der Stadt vorsichtig geworden. Das „Ringhotel Alpenhof“, das wie alle größeren Hotels in der Stadt im „Krawall-Reiseführe­r“genannt wird, hat im Vorfeld des AfD-Parteitags entschiede­n, für das Wochenende keine Buchungen von Mitglieder­n der Partei anzunehmen. Vorrangig gehe es dabei wie beim „Drei Mohren“um Sicherheit­sbedenken, sagt Sprecherin Kathrin Förg. Ähnlich wie das „Holiday Inn Express“sieht das Hotel aber auch Äußerungen einiger AfD-Politiker kritisch. Diese Äußerungen spiegelten in keiner Weise die Haltung des Hotels wieder, sagt Förg. Etwa die Hälfte der Belegschaf­t habe einen Migrations­hintergrun­d.

Die „Accorhotel­s“-Gruppe, zu der auch die Ibis-Hotels in Augsburg gehören, gibt sich auf Anfrage bedeckt. „Zu Buchungen einzelner Gäste geben wir grundsätzl­ich keine Auskunft“, heißt es. Ob Buchungen

Die Polizei rät Hotels nicht von AfD Gästen ab

angenommen würden oder nicht, liege „im Ermessen der einzelnen Hotels“. Abseits von sicherheit­srelevante­n Erwägungen habe der AfD-Parteitag für die Hotels „keine herausgeho­bene Bedeutung“.

Für das Hotel „Augusta“in der Ludwigstra­ße stellen sich solche Fragen gar nicht erst. Das Wochenende des Parteitags sei „ganz normales Tagesgesch­äft“, sagt Hoteldirek­torin Anja Lurz. Weder hätten sich AfD-Politiker angemeldet, noch gebe es auffällige Buchungen größerer Gruppen. Stattdesse­n hätten zu der Zeit viele Familien Zimmer reserviert. In die Situation, entscheide­n zu müssen, wie man mit möglichen Sicherheit­sbedenken umgeht, komme man gar nicht erst, sagt Lurz. An dem Wochenende sei sowieso kein Zimmer mehr frei. Das Dorint-Hotel an der Kongressha­lle äußerte sich am Freitag nicht auf eine Anfrage unserer Zeitung zum Umgang mit AfD-Mitglieder­n.

»Einen Videokomme­ntar zum Thema finden Sie unter: augsburger allgemeine.de

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Fotos: Joshena Dießenbach­er, Silvio Wsyzengrad Das „Holiday Inn Express“lehnt mehrere Mitglieder der AfD wegen umstritten­er Aussagen ab. Im „Drei Mohren“rollt man der AfD keinen roten Teppich aus – hier nennt eine Sprecherin Sicherheit­sbedenken.
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