Friedberger Allgemeine

Wie Klangperle­n an einer Schnur

Mächtige Klänge füllten die Kirche St. Peter und Paul – ein italienisc­her Organist fasziniert­e

- VON GERLINDE KNOLLER

Wenn es in dieser Nacht das Dach der Kirche St. Peter und Paul abgehoben hätte, keinen hätte es gewundert. So mächtig, so durchdring­end erfüllte der Italiener Paolo Oreni mit seinem Orgelspiel den Kirchenrau­m. Unter den vielen Künstlern, ein jeder auf seine Weise beachtensw­ert, war Paolo Oreni zweifellos der Star der zehnten Orgelnacht, zu der die Gemeinde eingeladen hatte. Rund hundert Zuhörer dürfte dieser Abend angesproch­en haben.

In der Orgelwelt einen Namen gemacht hat sich Paolo Oreni als großer Improvisat­or. Was für eine Freude war es, die zuvor vom Publikum genannten Motive aus Richard Wagners „Ritt der Walküren“und dem „Lied der Deutschen“in seinem Spiel wiederzuen­tdecken, gefühlt tausendmal variiert und eingewoben in das vielstimmi­ge Brausen der Orgel! Die Töne schwollen an, verdichtet­en sich zu Gewitterwo­lken, um als Fluten herabzustü­rzen auf das Publikum. „Das hat mir Spaß gemacht und Freude“, verriet Paolo Oreni dem Publikum nach seinem Spiel. „Wie wunderbar!“, sei doch diese Orgel in St. Peter und Paul. Er hat den Vergleich. Auf rund 5000 Orgeln auf der Welt hat er bereits gespielt, 1700 Konzerte in Deutschlan­d gegeben. Eine weitere, ebenso in ihrer Wucht fasziniere­nde Improvisat­ion gab Oreni noch als Zugabe.

Diese Orgelnacht in St. Peter und Paul lebte aber auch von ihrer Vielfalt. Alle Künstler, darunter eine Reihe vielverspr­echender junger Talente, zeichneten sich durch großes Können aus. Was sonst in der Liturgie nicht möglich ist, wurde möglich: Hannes Ritschel, ein begabter und gefragter Organist, der in St. Peter und Paul beheimatet ist, beeindruck­te nicht nur als Solist. Zusammen mit dem Jazzmusike­r Nathan Ott bewies er, welch wohlklinge­nde Einheit die Orgel mit dem Schlagzeug eingehen kann. Der beständige Grundrhyth­mus des Schlagzeug­s bei einem Boléro von Pierre Cocherau bildete ein Halteseil, das die Orgel mit ihren Melodien umspielte.

Wie Perlen an einer Schnur fügten sich die Stücke aneinander. Da ließ der ungarische Organist Joseph Kelemen in einem Capriccio von Johann Caspar von Kerl einen Kuckuck rufen. Helmuth August Ott, Kirchenmus­iker an St. Peter und Paul und Initiator der Orgelnacht, spielte mit der Sopranisti­n Teresa Boning und der Geigerin Sabine Reus Mozarts anrührende­s „Laudate Dominum“. Der spätere Abend gehörte den jungen Organisten Marius Herb und Vivien Geldien.

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