Tödlicher Blick aufs Handy
Problem Nummer eins ist laut Experten das Smartphone
Aichach Friedberg Ein kurzer Piepton – schon wandert der Blick von der Straße zum Handy. Nur mal kurz schauen, wer gerade eine SMS geschickt oder einem auf WhatsApp geantwortet hat. Das Auto rollt weiter, während der Fahrer den Verkehr längst nicht mehr im Blick hat.
„Ablenkung im Straßenverkehr“war das zentrale Thema bei der Jahresmitgliederversammlung der Landesverkehrswacht Bayern (LVW) in Aichach. Die Fachtagung eröffnete Florian Herrmann, LVW-Präsident und bayerischer Staatsminister für Bundesangelegenheiten. In seiner Rede bedankte er sich insbesondere für das ehrenamtliche Engagement der vielen Verkehrswachtmitglieder und stellte heraus, dass der Freistaat auf deren Multiplikatorenfunktion bei der Verkehrserziehung angewiesen sei. Deshalb sei auch die finanzielle Unterstützung des Freistaats – im vergangenen Jahr waren es knapp 700 000 Euro – als Beitrag zur Verkehrssicherheit gut angelegt.
Schwabens neuer Regierungspräsident, Erwin Lohner, legte unter anderem seinen Fokus auf besonders ins Auge fallende Zahlen der Unfallstatistik. Bayern sei auf einem guten Weg, das Ziel des Verkehrssicherheitsprogramms 2020, die An- zahl der Verkehrstoten auf unter 550 zu senken, zu erreichen. Im vergangenen Jahr waren noch 608 Tote auf Bayerns Straßen zu beklagen.
In den anschließenden Fachvorträgen ging es um die Ablenkung im Straßenverkehr. Männer seien leichter ablenkbar als Frauen, berichtete Prof. Bertold Färber von der Universität der Bundeswehr München. Im Anschluss waren sich sowohl der Polizeipräsident von Schwaben-Nord, Michael Schwald, als auch Michael Haberland vom Automobilclub Mobil in Deutschland einig, dass das Smartphone die Ablenkungsquelle Nummer eins im Straßenverkehr ist. Laut einer Umfrage haben drei Viertel der Verkehrsteilnehmer schon einmal ihr Smartphone am Steuer benutzt, davon 17 Prozent sogar die Kommunikationsplattform WhatsApp. Neben der Aufklärungsarbeit setzt die Polizei gezielt auf Überwachung und stellt dabei fest, dass das Unrechtsbewusstsein relativ gering ist – speziell bei jungen und männlichen Verkehrsteilnehmern.
Haberland stellte zudem in einem Videoclip die prämierte Aktion seines Automobilclubs mit dem Titel „Be smart (Deutsch: Sei klug) – Hände ans Steuer, Augen auf die Straße!“vor. Eine abschließende Podiumsdiskussion mit Moderator Wolfgang Prokoph und den drei Fachreferenten rundete das Programm ab.
Auf dem Kreisgut-Freigelände waren neben eigenen Infoständen zahlreiche Verkehrswachtpartner mit Fachliteratur, Werbemitteln, einem Sehtestmobil und Verkehrssimulatoren präsent. Besondere Aufmerksamkeit genoss bei den fachkundigen Besuchern ein von Verkehrswachtmitglied Hannes Beck neu entwickelter Bremssimulator. Damit kann unter realen Straßenbedingungen das Brems- und Reaktionsverhalten in unterschiedlichen Gefahrensituationen getestet und trainiert werden.