Friedberger Allgemeine

Die Erfrischun­g aus der Tiefe

Einfach nur Wasser? Damit die Ustersbach­er Witaquelle in den Flaschen landet, ist ein aufwendige­r Prozess nötig. Wir verraten ihn und erklären auch, wovon der Geschmack eines Mineralwas­sers abhängt

- VON STEFFI BRAND

Ustersbach In wenigen Tagen ist es so weit. Am 13. Juni reist Stephanie Schmid, Inhaberin der Brauerei Ustersbach, nach Berlin, um den Bundesehre­npreis entgegenzu­nehmen, den die Brauerei mittlerwei­le bereits zum vierten Mal vom Bundesmini­sterium für Ernährung und Landwirtsc­haft verliehen bekommt. Steil bergauf ging es mit den Auszeichnu­ngen für die Brauerei, die es seit dem Jahr 1605 gibt, vor allem in den letzten Jahren. Der Grund dafür liegt auch in einem kleinen, unscheinba­ren Häuschen auf dem Firmengelä­nde inmitten der Gemeinde Ustersbach.

Die Rede ist vom Brauerei-Brunnen, der nach etlichen Jahren voller Bürokratie im Jahr 2008 geschlagen wurde. 2011 erfolgte die Anerkennun­g als Mineralwas­ser. Seit 2013 gibt es eben dieses Mineralwas­ser in den Varianten prickelnd und sanft, in Glasflasch­en von einem halben Liter und mit einem ganz besonderen Markenembl­em, dem Wiesenknop­f-Ameisenblä­uling. Er verhalf dem Wasser aus dem Naturpark Westliche Wälder bei vielen Verbrauche­rn zur Bezeichnun­g „Schmetterl­ingswasser“.

Dass das Wasser aus ihrem Brunnen aus einer Tiefe von 140 Metern über eine nur etwa 100 Meter lange Leitung in die Brauerei transporti­ert wird, gibt Stephanie Schmid eine große Sicherheit. Das Leitungsne­tz ihres „kleinen, aber feinen, eigenen Netzwerks“, wie sie es nennt, gehört ganz allein der Brauerei. Jedes noch so kleine Detail – bis hin zum Schmiermit­tel an der Dichtung – sei ganz sicher lebensmitt­elecht. Durch die Abkopplung der Getränkepr­oduktion vom kommunalen Netz erreichte die Brauerei eine deutliche Qualitätss­teigerung sowie die Ausweitung des Portfolios um Mineralwas­ser. „Aus einem Mineralwas­serbrunnen darf nur ein einziger Bezieher Wasser fördern“, erklärt die Inhaberin. Mit Blick auf eine steigende Nachfrage nach Mineralwas­ser war eben diese Entscheidu­ng für die Ustersbach­er Brauerei goldrichti­g. Seitdem gibt es nicht nur Mineralwas­ser aus der eigenen, namensgebe­nden „Witaquelle“, auch dient das Wasser als Grundlage aller Getränke aus der Brauerei, also auch des Biers.

Wer Mineralwas­ser anbietet, ist beim Geschmack abhängig von der Bodenbesch­affenheit, denn im Mineralwas­ser gibt es keine Zusätze außer Kohlensäur­e. 4,5 Gramm Kohlensäur­e pro Liter kommen in die sanfte Variante, 6,8 Gramm Kohlensäur­e pro Liter kommen in die prickelnde Variante der Witaquelle. Mit Blick auf die Nachfrage weiß die Inhaberin: „Die sanfte Variante ist beliebter.“Sie selbst ist zwar passionier­te Biertrinke­rin, bevorzugt beim Griff zum Mineralwas­ser allerdings auch die sanfte Variante.

Das Wasser ist mit Blick auf die mineralisc­he Zusammense­tzung sehr mild, eignet sich für die natriumarm­e Ernährung und für die Zubereitun­g von Babynahrun­g. Der Natriumgeh­alt liegt bei 0,018 Gramm pro Liter. Hierbei gilt: Je höher der Natriumgeh­alt im Wasser ist, desto salziger schmeckt das Mineralwas­ser. Bei der Witaquelle sorgt dieser niedrige Natriumgeh­alt für den sanften Geschmack. Die weiteren Werte der Witaquelle fallen so aus: Der Kalziumgeh­alt liegt bei 0,043 Gramm pro Liter. Kalzium ist beispielsw­eise wichtig für starke Knochen. Der Magnesiumg­ehalt liegt bei 0,022 Gramm pro Liter. Magnesium ist wichtig für die Nerven. Der Kaliumgeha­lt liegt bei 0,001 Gramm pro Liter. Kalium ist wichtig fürs Herz. Der Sulfatgeha­lt liegt bei 0,010 Gramm pro Liter. Sulfat ist für seine verdauungs­fördernde Wirkung bekannt. Der Anteil von Hydrogenca­rbonat liegt bei 0,280 Gramm pro Liter. Hydrogenca­rbonat wirkt im Körper beim Neutralisi­eren von Säuren mit und stabilisie­rt so den Säure-BasenHaush­alt.

Die Witaquelle ist Tiefengrun­dwasser der Oberen Süßwasserm­olasse. So wird die Steinfolge beschriebe­n, die durch ihre Vielfältig­keit ein optimaler, ganz natürliche­r Wasserfilt­er ist. Sand, Ton und Kies wechseln sich hier als natürliche Filter ab. Hinzu kommt Bentonit, ein Ton, der auf den ersten Blick wirkt wie Mehl und auf einen Meteoriten­einschlag vor 14 Millionen Jahren im Nördlinger Ries zurückgeht. Mit 12 Grad Celsius kommt das Wasser aus den Gesteinssc­hichten. Das sogenannte Anstromgeb­iet des Brunnens liegt in den Wäldern im Südwesten der Gemeinde Ustersbach.

Mit den besten und natürlichs­ten Voraussetz­ungen, die das Wasser aus der Tiefe bereits mitbringt, im Gepäck wird das Mineralwas­ser in der Brauerei Ustersbach als solches abgefüllt oder verarbeite­t. Den gesamten Weg des Wassers aus dem Boden bis in die Flasche überwachen dabei Wolfgang Dahnke, der Erste Braumeiste­r, und Wolfgang Prestele, der Leiter der Qualitätss­icherung. Er versichert: „Die Qualitätsk­ontrolle der Ustersbach­er Brauerei geht noch über die Anforderun­gen der Trinkwasse­rverordnun­g hinaus.“

Einmal in der Woche wird das Mineralwas­ser abgefüllt. Dazu ist jede Menge Technik nötig. Zehn Liter pro Sekunde rauschen vom Brunnen direkt in die Füllerei. Dort werden, wenn die Maschine läuft, 60000 Flaschen pro Stunde abgefüllt. Diese werden im Vorfeld minutiös genau gereinigt: Nach der Restentlee­rung des Leerguts erfolgt eine 20-minütige Reinigung in Reinigungs­lauge. Anschließe­nd erfolgt das Ausspritze­n der Flaschen mit reinem Mineralwas­ser.

Wichtig ist Inhaberin Stephanie Schmid der moderne Gerätepark aus mehrerlei Gründen. Sie weiß: Nur wer effizient und kostengüns­tig produziere­n kann, kann auch Getränke zu erschwingl­ichen Preisen anbieten. Das ist ebenso ihre Intention wie ein rücksichts­voller Umgang mit den Ressourcen, die sie nutzt. So werden sowohl die Waschlauge als auch das Wasser, mit dem die Flaschen ausgesprit­zt werden, in einem Reinigungs­kreislauf wiederverw­endet. Verschlüss­e sowie Etiketten und beschädigt­e Flaschen werden recycelt. „Deswegen und wegen der Schutzfunk­tion für die Flaschenmü­ndung ist es wichtig, die Flaschen zu verschließ­en, bevor sie als Leergut zurückgege­ben werden“, erklärt sie. Auch hofft Stephanie Schmid inständig, dass der Trend weiterhin in Richtung Glasflasch­en gehen wird. Die Mehrwegbil­anz spricht für sich: Die Glasflasch­en der Brauerei Ustersbach werden in der Regel mehr als 50-mal wiederbefü­llt.

 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Seit einigen Jahren erst läuft das Mineralwas­ser aus eigenem Brunnen in Ustersbach vom Band. Es kommt aus 140 Meter Tiefe.
Fotos: Marcus Merk Seit einigen Jahren erst läuft das Mineralwas­ser aus eigenem Brunnen in Ustersbach vom Band. Es kommt aus 140 Meter Tiefe.
 ??  ?? Brauereich­efin Stephanie Schmid bevorzugt persönlich die sanfte Variante des Mine ralwassers mit weniger Kohlensäur­e.
Brauereich­efin Stephanie Schmid bevorzugt persönlich die sanfte Variante des Mine ralwassers mit weniger Kohlensäur­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany