Robin Hood lebt im „Hofberg Forest“
Der Schiltberger Theaterverein baut für sein neues Stück eine mächtige Eiche auf die Freilichtbühne. 85 Mitwirkende von drei bis 80 Jahren spielen ab Freitag unter freiem Himmel
Schiltberg In den Hofberg-Forest verwandelt sich diesmal das Freilichttheater in Schiltberg. Rund drei Wochen arbeiteten die Mitglieder des Vereins an der markanten großen Eiche, die Sherwood Forest, die Heimat der Getreuen rund um „Robin Hood“, symbolisiert. Aus verschiedenen Balladen und Büchern über den berühmten Vogelfreien schrieben die beiden Regisseure Afra und Hans Kriss ihre eigene Geschichte von Robin Hood. Premiere hat das Stück mit den knapp 90 Mitwirkenden am Freitag, 15. Juni.
Die Helden des Stücks kennt bestimmt jeder. Der abenteuerliche Stoff rund um Robin Hood, Little John, Bruder Tuck, Maid Marian und dem Sheriff von Nottingham wurde schon oft verfilmt. Die Figur des Vogelfreien habe sich im Laufe der Jahrhunderte verändert, erzählt Hans Kriss. Er arbeitete sich zusammen mit seiner Frau durch 38 Balladen über Robin Hood.
„Es war super interessant“, sagt Kriss. Je nach Epoche sei die Figur etwas verändert worden. Zum Beispiel während der Depression in Amerika. Da zeige Robin Hood deutlich mehr Kapitalismuszüge, so der Regisseur. Und bei den Balladen, die Anfang des 18. Jahrhunderts in England entstanden, finden sich zwischen den Zeilen starke nationale Gefühle.
Für seine Version des Robin Hood wählte das Ehepaar fünf Motive aus Balladen, die aus den Jahren 1450 bis 1770 stammen. Kriss beschreibt den Vogelfreien, der von Hermann Finger junior gespielt wird, so: „Er ist ein Trickser, kein Haudrauf.“Gewitzt und gerissen seien die Vogelfreien, so Kriss. „Es gibt keine blutigen Nasen und alle behalten ihre Ohren.“
Das gewitzte Vorgehen zeigt sich zum Beispiel, als die Vogelfreien Frauen vor dem Galgen retten oder die Geistlichkeit um ihr Geld erleichtern. Apropos Geistlichkeit: Dieses Jahr spielt Pater Markus Szymula wieder mit. Er ist Alviss, ein Bauchladenhändler und Sänger, der mit seinen gesungenen Prologen die Handlungsstränge verknüpft.
Von den insgesamt 85 Mitwir- kenden sind 45 Statisten. Mit vielen kleinen Szenen beleben sie die Bühne: Kinder laufen über den Marktplatz von Nottingham, Frauen kaufen bei Händlern ein, Männer unterhalten sich oder alle laufen bei der Prozession mit. Die besondere Herausforderung für die Statisten: Sie sind während der rund zweistündigen Aufführung fast die ganze Zeit auf der Bühne. Die jüngsten Mitspieler sind drei und die ältesten über 80 Jahre alt. Enorm viel Arbeit haben die Ehrenamtlichen des Hofbergvereins wieder in den Bühnenaufbau gesteckt. Die große Eiche, in der auf mehreren Ebenen gespielt werden kann, hätten sie sich zuerst gar nicht vorstellen können, erinnert sich Vorsitzende Angelika Weiß. Als das Ehepaar Kriss den Theaterspielern seine Idee beschrieb, dachten die Schiltberger: „Das ist überhaupt nicht möglich.“Erst als sie ein Modell des mit Holz verkleideten Turms sahen, konnten sie sich eine Umsetzung vorstellen. Vergrößert worden ist auch der Balkon, von dem einst Julia zu Romeo hinuntersah. Der Sheriff von Nottingham (Tobias Wenhardt) kann von einem komfortablen Balkon aus seine Anweisungen an den Major der Stadtwache (Anton Koppold) geben.
Vier Pferde galoppieren in mehreren Szenen auf die Bühne. Die meisten Reitszenen würden Frauen machen, weil zu wenig Männer im Verein reiten könnten, so Franz Schmid. Er spielt heuer seine 18. Saison am Hofberg. Sein Auftritt als Richard Löwenherz, König von ganz England, ist erst am Ende der Aufführung. Wie das Stück ausgehen wird, wollen weder er noch die Regisseure verraten. In den Filmen nahm die Geschichte von Robin Hood immer ein gutes Ende.