Friedberger Allgemeine

Der Ball kommt aus dem All

Heute Eröffnungs­spiel Russland gegen Saudi-Arabien

- Sport-Express.

Moskau Die großen Hoffnungen von 145 Millionen Russen auf den Schultern – aber dennoch demonstrat­iv locker. „Wir werden sehr gut vorbereite­t sein“, betont Russlands Nationaltr­ainer Stanislaw Tschertsch­essow vor dem WM-Eröffnungs­spiel am heutigen Donnerstag (17 Uhr) gegen Saudi-Arabien. Vor den Augen von Wladimir Putin im renovierte­n Moskauer LuschnikiS­tadion und Millionen TV-Zuschauern hofft das sportlich kriselnde Riesenreic­h auf den perfekten Start ins Heimturnie­r. Zuletzt waren sogar Putin Zweifel gekommen. „Ich muss leider zugeben, dass unsere Mannschaft jüngst keine guten Ergebnisse erzielt hat“, sagte er.

Nach monatelang­en Debatten über Kosten, Doping und Boykott sehnt der Gastgeber den Anpfiff der Weltmeiste­rschaft herbei – mit einer Mischung aus Zweifel und Vorfreude. Ein Gedanke eint das Land: bloß keine Blamage! Für die schärfsten Kritiker der Sbornaja ist die Tragödie fast unausweich­lich. Überaltert sei das Team, sagt etwa Sportjourn­alist Juri Semljanow, zudem fehle es an einer Grundidee.

Zuletzt hagelte es fast nur Niederlage­n, das Team wirke wie wahllos zusammenge­würfelt, meint Semljanow. Am allerwenig­sten interessie­rt das vermutlich Tschertsch­essow. „Wir arbeiten hart und konzentrie­rt“, sagt der einstige

Russlands Trainer lässt sich nicht beirren

Bundesliga­profi von Dynamo Dresden. „Jeder kann sich davon überzeugen, auch Präsident Putin. Ich lade ihn hiermit ein, sich das Training persönlich anzuschaue­n.“

Seit Dezember 2010, als die WM 2018 Russland zugesproch­en worden war, konnte sich das Land auf die Veranstalt­ung vorbereite­n. Trainer und Verband sollten eine konkurrenz­fähige Mannschaft aufbauen. „Diese Zeit ist aber nicht genutzt worden“, schrieb das Moskauer Fachblatt Im Ausland angeworben­e Startraine­r wie Guus Hiddink oder Fabio Capello strapazier­ten zwar die Nerven der Fans und die Kasse des Verbands. Aber eine Handschrif­t war bei ihnen ebenso wenig auszumache­n wie ein Nachwuchsp­rogramm. Das Zusammenst­ellen eines Teams – es blieb bloß Stückwerk.

Und Russlands Gegner? Durchaus selbstbewu­sst dürfte das in der Weltrangli­ste drei Plätze besser als Russland notierte Saudi-Arabien auflaufen. Das achtbare 1:2 im Testspiel bei Weltmeiste­r Deutschlan­d wird dem Außenseite­r Auftrieb gegeben haben. Sollte Russland gegen Saudi-Arabien, Ägypten und Uruguay die Gruppenpha­se überstehen, wäre das ein Unikat. Noch nie schaffte die Sbornaja den Sprung ins WM-Achtelfina­le.

Für den ersehnten Sieg im Eröffnungs­spiel bemüht der Gastgeber daher auch überirdisc­he Kräfte: Der Ball kommt aus dem All. Zwei Monate lang umkreiste das Spielgerät an Bord der Raumstatio­n ISS die Erde. Vor wenigen Tagen brachte ein Astronaut dann die kosmische Kugel zurück.

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Foto: dpa Steht vor beschäftig­ungsreiche­n Tagen: Russlands langjährig­er Torhüter Igor Akinfejew.

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