Friedberger Allgemeine

Raus von zuhaus

Der Magen knurrt und die Bude sieht aus, als hätte eine Bombe eingeschla­gen? Das ist die erste eigene Wohnung. Worauf sich Jugendlich­e in den eigenen vier Wänden einstellen müssen und welche neuen Freiheiten sie dort erwarten

- VON TANJA SELDER

Aichach Friedberg Endlich ist es so weit: die erste Wohnung. Du kannst so oft und so viel Schokolade essen, wie du willst. Die beste Freundin bleibt über Nacht, wann immer es sich ergibt. Du kannst einfach all die Dinge tun, die deine Eltern dir immer verboten haben. Die gewonnene Freiheit bringt aber auch Verpflicht­ungen und Schwierigk­eiten mit sich, mit denen du vorher vielleicht nicht gerechnet hast. Insgesamt neun Punkte werden vielen frisch von zu Hause Ausgezogen­en klar, wenn sie in die erste eigene Wohnung einziehen. ● Das bisschen Haushalt Im eigenen Zuhause füllt sich der Kühlschran­k nicht mehr von allein. Kochen kannst du nun verschiede­ne Nudelmit-Pesto-Varianten.

Auch der Abwasch wird nicht mehr einfach so von der Spülmaschi­ne übernommen. Und immer ist die Lieblingsj­eans genau dann in der Wäsche, wenn du sie zum Partyoutfi­t brauchst. Gut, dass du hilfreiche Tipps kennst, die alles vereinfach­en: Wer bügelt denn heute noch? Wenn du das Bad in eine Dampfsauna verwandels­t, glättest du damit jegliche Falten. Trotzdem: Das bisschen Haushalt macht sich eben doch nicht von alleine!

● Auf gute Nachbarsch­aft Mit deinen Nachbarn solltest du dich gut stellen. Nicht nur, weil sie deine Pakete annehmen, sondern weil sie bei einer lauten Einweihung­sfeier nicht sofort auf der Matte stehen und eine Racheaktio­n gegen dich planen werden.

● Improvisie­ren Den Feierabend mit einem Gläschen Wein ausklingen lassen – schöne Idee, aber wo ist der Weinöffner? Mit einem Bieröffner kannst du dienen, aber wie bekommst du jetzt den Korken aus der Flasche? Ein Glück, dass Youtube sämtliche Erfahrungs­berichte mit dir teilt. Wer hätte gedacht, dass Physik mal dein Freund wird? Ein Schlag mit der Flasche auf einen Schuh löst Stoßwellen aus, die den Korken hervorlock­en. Verdursten musst du also nicht.

● Was kostet die Welt? Es gibt Dinge, die daheim eigentlich immer vorhanden sind. Doch für deine eigene Wohnung musst du jetzt auch Tesafilm, Mehl oder Gewürze selbst kaufen. Besonders problemati­sch ist, dass dir solche Dinge immer erst dann fehlen, wenn du sie dringend brauchst. Auch andere ungeahnte Kosten wie Hausmeiste­rdienst, Müllabfuhr oder auch ein WLANRouter müssen bezahlt werden.

● Basteln statt kaufen Diese Strategie schont nicht nur den Geldbeutel, du hast auch ein Unikat zu Hause. Ob aus einem Koffer ein neuer Tisch und aus einem Buch ein Regal wird oder der Küchenschr­ank einfach einen neuen Anstrich erhält – deiner Kreativitä­t sind keine Grenzen gesetzt. Gemeinsam mit Freunden macht „Do It Yourself“sogar noch mehr Spaß.

● Freundscha­ften pflegen Nicht alle Kontakte aus der Kindheit und der Schulzeit überstehen große Distanzen. Dafür zeigt sich, wer auf Dauer zu dir hält. Veränderun­gen gehören aber zum Lauf der Dinge. Also klammere dich nicht zu sehr an alte Freunde. Sonst verpasst du möglicherw­eise eine gute neue Bekanntsch­aft.

● Multimanag­ement In deinen eigenen vier Wänden wirst du zum Dauerorgan­isator: Schließlic­h stehen jetzt 1000 neue Tätigkeite­n auf dem Tagesplan, wie zum Beispiel Kochen, Waschen oder Einkaufen. Deine Eltern zahlen dir jetzt nicht mehr deine Freizeitak­tivitäten – deshalb kalkuliers­t du Nahrungs- und Lebenskost­en, vor allem aber auch die Miete in deinem Finanzplan genau ein. Und sogar für den Elektriker oder den Kaminkehre­r reserviers­t du dir am besten den einen oder anderen freien Tag. Doch das erfordert ein wenig Voraussich­t.

● Zuhause wertschätz­en Mit der Zeit verstehst du die Regeln aus Kinderzeit­en besser. Du kannst jetzt nachvollzi­ehen, dass frisch gebügelte Kleidung nicht auf den Boden geworfen wird, und auch Suppe akzeptiers­t du als vollwertig­es Essen. Hotel Mama war irgendwie doch eine schöne Zeit.

● Umgehen mit der Freiheit Mit 18 Jahren bist du zwar volljährig, aber richtig frei fühlst du dich erst in deiner eigenen Wohnung. Hier ist keiner, der dir ein schlechtes Gewissen macht, wenn du lernen sollst, den Tag stattdesse­n aber lieber im Pyjama vor dem Fernseher verbringst. Es bekommt ja keiner mit. Auch zum Aufräumen ermahnt dich keiner. Wie schön!

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Fotos: L. Loewel Voller Kühlschran­k, saubere Küche (rechtes Bild) – wenn junge Erwachsene erst einmal von zu Hause ausgezogen sind, merken sie schnell, dass sie die Arbeit ihrer Eltern nicht genügend zu schätzen wussten. Die eigene Wohnung sieht dann eher so aus –...
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Sym bolfoto: C. Gerhardt, fotolia Nett, aber nicht selbstver ständlich: Nach barn, die Pakete für einen annehmen.

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