Mexiko – oft dabei aber immer früh raus
Wer etwas über das Wesen einer Nation wissen möchte, beschäftige sich mit deren Fußballgeschichte. Aus gegebenem Anlass heute: Mexiko und die Mexikaner.
Zu den Höhepunkten der gerade erst angefangenen WM zählen zweifellos die durch Moskau feiernden Mexikaner. Gut zu erkennen sind sie am Sombrero, jenem kegelförmigen Strohhut, der in der mexikanischen Steppe den Feldarbeitern als Schutz vor der erbarmungslos brennenden Sonne dient. In Russland freilich wäre die Kopfbedeckung aus gesundheitlicher Sicht nicht zwingend nötig, als Identifikationsmerkmal ist sie aber überaus dienlich.
Die Erfahrung hat die mexikanischen Anhänger gelehrt, all ihre Energie in den ersten Teil einer Weltmeisterschaft zu legen. Über das Viertelfinale hinaus ging es noch nie für sie, letztmalig das Achtelfinale überstanden sie 1986. Bei der Heim-WM scheiterten sie schließlich an Deutschland. Also beschallen sie nun vorsichtshalber tagein, tagaus Innenstädte und Hotelflure mit Gitarren und Gesang. Wer sich einer frühen Heimreise gewiss ist, braucht nicht mit seinen Kräften hauszuhalten.
Doch durchgängiges Feiern kann nicht über großen Nationalstolz hinwegtäuschen. Das eigene Land ist freilich das großartigste der Welt. Schließlich entspringt man auf direkter Linie den Azteken und verbreitete schon Furcht und Schrecken in Nord- und Mittelamerika als sich Europäer noch lieber auf ihrem Kontinent im Bärenfell vergnügten.
Dann aber: Kolonialisierung. Die Spanier fanden Gefallen an den großen Gold- und Silbervorkommen im Land. Es folgten der Kampf um die Unabhängigkeit, Kriege mit Frankreich und Amerika – und großer Nationalstolz. Die für Drogenbarone lukrative Transitstrecke zwischen Kolumbien und den USA belastet die Beziehungen zwischen Mexiko und dem nördlichen Nachbarn bis heute. Zudem gilt vielen Mexikanern die USA als besserer Lebensmittelpunkt, weshalb sie ihren Wohnsitz illegal jenseits der Grenze verlegen.
Der Entspannung gewiss nicht zuträglich war die Ankündigung Donald Trumps, eine Mauer zwischen den beiden Ländern zu errichten und den Nachbarn dafür auch noch zahlen zu lassen. Dass die Mexikaner aber nicht allzu nachtragend sind, zeigten sie mit ihrer Teilnahme an einer gemeinsamen Bewerbung mit den USA und Kanada um die Weltmeisterschaft 2026. Als erstes Land überhaupt wird dann Mexiko mit seinen 125 Millionen Einwohnern bereits zum dritten Mal das Turnier ausrichten.