Friedberger Allgemeine

Zwei im deutsch mexikanisc­hen Fußballfie­ber

Manuel Flötzner und seine Frau Alba Leal Mendivil feuern am Sonntag ihre jeweilige Nationalma­nnschaft an. Sie glauben fest daran, dass es beide Teams in die K.-o.-Runde schaffen

- VON ANDREA BAUMANN

Viele Frauen müssen ihre Partner in den nächsten vier Wochen in puncto Freizeitge­staltung abschreibe­n. Es sei denn, sie begeistern sich ebenso wie ihre Männer für Fußball. Alba Leal Mendivil zählt in diese Kategorie.

Namen wie Chicharito oder Rafael Marquez gehen der 30-Jährigen locker von den Lippen. Die Mexikaneri­n kann es kaum noch erwarten, bis ihre Landsleute am Sonntag gegen die deutschen Kicker antreten.

Zum Interview erscheint die zierliche Frau in einem schwarzen „Chicarito“-Trikot und mit mexikanisc­her Nationalfl­agge. Ihr Mann Manuel Flötzner hat sich das Shirt der Mannschaft von Jogi Löw angezogen und bringt eine schwarz-rotgoldene Fahne mit. Es dauert nicht lange, da liefert sich das Paar ein deutsch-mexikanisc­hes Wortduell. Er ist überzeugt, dass Neuer und Co. die lateinamer­ikanische Elf in Moskau mit 3:0 vom Platz fegen. Alba Leal Mendivil schüttelt den Kopf. „Ich bin optimistis­ch, wir gewinnen 2:1.“Die 4:1-Niederlage ihrer Landsleute gegen Deutschlan­d beim Confed-Cup im Vorjahr hat sie längst abgehakt.

Egal, wie das erste Gruppenspi­el am Sonntag (Beginn ist um 17 Uhr) ausgeht, der Haussegen wird bei dem jungen Paar nicht schiefhäng­en. Beide rechnen fest damit, dass es ihre Teams als Erst- und Zweitplatz­ierte der Gruppenpha­se in die K.-o.-Runde schaffen. Manuel Flötzner zählt Deutschlan­d neben Argentinie­n, Brasilien, Frankreich und Spanien zu den Favoriten. Dass sich die Kicker zuletzt nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben, ficht ihn nicht an. Er glaubt an den Erfolg: „Sobald es losgeht, schalten die Deutschen auf Turniermod­us.“

Der 29-Jährige frönt seiner Fußballlei­denschaft als Bayern- und FCA-Fan nicht nur vor dem Fernseher oder auf Stadionrän­gen. Seit seiner Kindheit jagt er bei der SG einem Stadtteil von Günzburg, selbst dem Ball hinterher und ist mittlerwei­le in der Kreisliga angekommen. Seinem Verein hält er die Treue, auch wenn der 29-Jährige durch Studium und Job längst in Augsburg lebt.

Sein Auslandsse­mester in Mexiko bescherte dem Betriebswi­rtschaftle­r nicht nur exzellente Spanischke­nntnisse. Es brachte ihn 2011 auch mit Alba zusammen, die aus der Millionens­tadt Guadalajar­a stammt. Aus dem Flirt wurde Liebe, seit 2013 lebt die Mexikaneri­n in BayerischS­chwaben, mittlerwei­le sind die beiden verheirate­t.

Von ihrer Wohnung ist es nicht weit in die WWK-Arena. Alba Leal Mendivil hat ihren Mann einmal dorthin begleitet, als Stürmersta­r Chicarito – damals noch bei Leverkusen – auflief. Überhaupt gebe es in ihrer Heimat sehr viele Fußballfan­s. „Das ist ein Hype wie in Deutschlan­d, die Stadien sind immer voll“, sagt die 30-Jährige. Natürlich auch in ihrem Guadalajar­a, das zugleich die Heimatstad­t der beiden Eintracht-Frankfurt-Spieler Carlos Salcedo und Marco Fabián ist.

Wo Alba Leal Mendivil mit ihrem Mann das Spiel am Sonntag anschaut, steht noch nicht fest: Vielleicht bleiben sie zuhause oder gehen zu einem Public Viewing. „Oder wir fahren nach München und sehen uns das Spiel bei einem der vielen Mexikaner an“, sagt Leal Mendivil und strahlt übers ganze Gesicht. Auch wenn sie ihrem Mann damit die Außenseite­rrolle zuschanzt, käme ihr diese Option aus kulinarisc­hen Gründen gerade recht. Denn das, was die Augsburger Tex-Mex-Restaurant­s servierten, habe nur wenig mit der Küche ihrer Heimat zu tun.

Neben der authentisc­hen Küche vermisst die junge Frau manchmal auch das Wetter ihrer Heimat. Als sie nach Deutschlan­d kam, habe sie sich zunächst gewundert, warum die Menschen hier im Frühjahr sehnsüchti­g aufs Grillen warten. DerarReise­nsburg, tige Vergnügung­en seien in Mexiko ganzjährig möglich. Wenn Alba Leal Mendivil und Manuel Flötzner im November an der mexikanisc­hen Karibikküs­te ihre kirchliche Trauung nachholen, brauchen sie sich nicht vor Nebel und Kälte zu fürchten. Bis dahin stehen noch der Job und der gemeinsame Italienisc­hKurs an. Dass in der Volkshochs­chule in den nächsten Wochen die Fußball-WM thematisie­rt wird, ist unwahrsche­inlich. Zu groß ist die Enttäuschu­ng der Italiener über das Ausscheide­n ihrer Squadra Azzurra in der Turnierqua­lifikation. Da haben es Jogis Jungs und die mexikanisc­he Nationalma­nnschaft besser gemacht.

Apropos Mexiko: Die Nachricht, dass ihr Heimatland in acht Jahren neben den USA und Kanada Gastgeber der Fußball-WM ist, freut Alba Leal Mendivil ungemein. Vielleicht kommt es dann in Guadalajar­a zum Duell „Mex:Ger“. Auf den Rängen: die 30-Jährige und ihr Mann. Ein bisschen Träumen ist erlaubt.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Alba Leal Mendivil glaubt fest an einen Sieg der mexikanisc­hen Nationalma­nnschaft am Sonntag, ihr Mann Manuel Flötzner rechnet mit einem 3:0 Sieg des deutschen Teams.
Foto: Michael Hochgemuth Alba Leal Mendivil glaubt fest an einen Sieg der mexikanisc­hen Nationalma­nnschaft am Sonntag, ihr Mann Manuel Flötzner rechnet mit einem 3:0 Sieg des deutschen Teams.

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