Ihr Herz schlägt für Mexiko
Wenn am Sonntag Jogis Elf ins Turnier startet, drückt Mildreth Hellmann-Lopez aus Friedberg dem deutschen Gegner die Daumen
Friedberg Fußball – das ist in der Familie von Mildreth Hellmann-Lopez ein großes Thema, ein sehr großes sogar. Schließlich sind alle, vom Stiefopa Manolo angefangen, bis hin zum jüngsten Sohn Diego begeisterte Fußball-Fans. Klar, dass sich die gebürtige Mexikanerin gemeinsam mit ihrem Mann Jörg und den Kindern Carmen, Emiliano und Diego auch auf die Weltmeisterschaft freut – und ganz besonders natürlich auf das Spiel Deutschland gegen Mexiko, das am Sonntag im LuschnikiStadion in Moskau ansteht.
Und hier herrscht in der Familie fast gänzliche Einigkeit darüber, wem man die Daumen drückt: „Mexiko natürlich, schließlich ist das meine Heimat, meine Madre Patria“, wie die 47-Jährige mit einem Lächeln erklärt. Nur einer tanzt ein bisschen aus der Reihe: Emiliano. Der achtjährige Sprössling ist für Deutschland und posiert deshalb auch mit einem Deutschland-Trikot auf dem Foto, während die Eltern in mexikanischen Trikots die mexikanische Flagge hochhalten.
Die Familie, die seit 2011 in Friedberg lebt, wird das Spiel aber nicht vor dem heimischen Fernseher verfolgen, sondern gemeinsam mit mexikanischen Freunden in Augsburg. „Da sind wir bei einer Gruppe von Mexikanerinnen, die ich kennengelernt habe, als ich vor 16 Jahren nach Deutschland kam und wir treffen uns immer wieder einmal“, erzählt Mildreth Hellmann-Lopez.
Vor über 20 Jahren bahnte sich die Beziehung zwischen der in Mexiko-Stadt geborenen Mildreth Lopez und Jörg Hellmann, der in Ennigerloh im Münsterland aufwuchs, an. „Wir haben uns 1996 in meinem Urlaub in Mexiko kennengelernt“, erinnert sich Jörg Hellmann. Aus der Bekanntschaft wurde Liebe, und der Liebe wegen folgte Mildreth ihrem Jörg schließlich 2002 nach Deutschland – und im gleichen Jahr wurde geheiratet. „Standesamtlich in Deutschland, kirchlich in Mexiko“, verrät Mildreth Hellmann-Lopez, die in Mexiko Physik studiert hat.
Die Fußballbegeisterung wurde ihr und ihren drei Brüdern – von denen einer auch Fußballtrainer ist – praktisch in die Wiege gelegt. Stief- opa Manolo, der zweite Mann ihrer Oma, ist ein ausgewiesener Fachmann und Fußballfan. „Er hat von 1966 bis 2010 jede Weltmeisterschaft besucht und war natürlich auch 2006 hier in Deutschland“, erzählt das Ehepaar. „Ich habe mit ihm die Spiele Mexiko gegen Iran, Mexiko gegen Portugal und Brasilien gegen Kroatien erlebt“, sagt Jörg Hellmann. „Und ich war vor dem Stadion in Nürnberg bei der Fiesta Mexicana – und da haben mich meine Eltern dann in Mexiko im Fernsehen gesehen“, erinnert sich Mildreth.
Gemeinsam mit ihrem Mann war die sympathische Mexikanerin, die seit 2017 auch die deutsche Staatsbürgerschaft hat, im letzten Jahr beim Pokalfinale Dortmund gegen Frankfurt. Ihr Mann hatte die Karten bei einem Preisausschreiben gewonnen. „Das war eine tolle Sache“, schwärmt sie noch heute.
Das Interesse und die Begeisterung der Eltern für den Fußball übertrug sich auch auf die eigenen Kinder, die im Übrigen zweisprachig aufwachsen. Und wenn man sich die Lieblingsvereine der fünf anschaut, dann sieht man, dass es in Sachen Bundesliga innerhalb der Familie nicht langweilig wird. Stiefopa Manolo, einer von Mildreths Brüdern und Tochter Carmen halten es mit Borussia Dortmund, Vater Jörg ist von klein auf SchalkeFan, während Mama Mildreth und Emiliano ihre Sympathie dem FC Bayern schenken. Und Diegos Verein ist der VfL Wolfsburg. „Dennoch bleibt alles friedlich“, so die Eltern und lachen dabei.
Und welche Erwartungen haben sie denn nun für die WM – und natürlich speziell für das Spiel zwischen Deutschland und Mexiko? „Es wäre schön, wenn Mexiko gewinnen würde, aber die haben einfach nicht das Niveau der deutschen Mannschaft – und weiter als bis ins Achtelfinale sind sie ja doch recht selten gekommen. Es wäre toll, wenn sie das diesmal schaffen würden“, meint Mildreth HellmannLopez. Sie wünscht sich Deutschland oder ein Team aus Lateinamerika als Weltmeister, ihr Mann Jörg tippt eher auf Frankreich oder Argentinien – wobei letzterer Tipp bei seiner Frau gar nicht gut ankommt. Den Familienfrieden stört das aber nicht.