Friedberger Allgemeine

Zugkräftig­es zum Abschied

Ein packender Auftritt von Stefan Schulz

- VON RENATE BAUMILLER

Ein starkes Jahr als Artist in Residence bei den Augsburger Philharmon­ikern hat Bassposaun­ist Stefan Schulz mit jenem Werk beendet, das er im 1. Sinfonieko­nzert dieser Spielzeit als fantastisc­hen Auftakt gewählt hatte. Das lautmaleri­sche „Concerto Borealis“für Bassposaun­e, das Naturimpre­ssionen und die Faszinatio­n polaren Lichtspiel­s heraufbesc­hwört, schrieb der dänische Komponist Sören Hyldgaard dem Virtuosen auf den Leib.

Auch in der Version für Klavier und Posaune entfaltete das emotionale Werk seine Sogwirkung, die Schulz meisterhaf­t in ein Gedenken umwandelte: Im Mai 2018 starb Hyldgaard mit 55 Jahren. Ein trauriger Grund also für die erste Änderung im offenherzi­g moderierte­n Programm seines Matinee-Konzerts im MAN-Museum.

Darin konnte Schulz sich spürbar auf die brillante und empfindsam­e Begleitung und das vertraute Zusammensp­iel mit seiner japanische­n Pianistin Saori Tomidokoro verlassen. Mit der „Sonata in f-Moll“von Telemann, die ursprüngli­ch für Fagott komponiert wurde, kamen die verblüffen­den Klang-und Tonfacette­n der tiefen Posaune mal prägnant, mal samtweich „zum Zug“.

Auch die original für Posaune komponiert­e Sonate „Vox Gabrieli“von Stjepan Sulek (1914–1986), auch die ans Finale gesetzten, tieftrauri­gen russischen Lieder von Glinka oder Dargomysch­ki drangen wie Balsam in die Hörerherze­n. Sie spiegelten das erzähleris­che, das singende Ausdrucksv­ermögen, das Stefan Schulz der Bassposaun­e entlockt und damit die Kompositio­nen klanglich nuanciert und in ihren melodische­n Linien für den Zuhörer unmittelba­r erlebbar macht.

„Alles außergewöh­nlich“– mit diesem Prädikat lässt sich der musikalisc­he Abschied von Schulz benennen, nach dessen Zugabe („Song to Lotta“von Jan Sandström) ein Zuhörer in der ersten Reihe aufstand und sich beherzt im Namen aller Augsburger für das Privileg bedankte, diesen großartige­n Virtuosen ein Jahr als Gast gehört zu haben. Dem ist nichts hinzuzufüg­en, außer der Hinweis, dass die Philharmon­iker auch in der kommenden Spielzeit mit dem Ausnahme-Trompeter Matthias Höfs als „Artist in Residence“dem Blech treu bleiben und man sich weiterhin auf Konzerte außer der Reihe freuen kann!

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