Friedberger Allgemeine

Wie viel Gift steckt im Boden?

Friedberge­r Grüne verlangen vergeblich Untersuchu­ngen in den Schrebergä­rten. Andernorts ist der Einsatz von chemischen Pflanzensc­hutzmittel­n gleich ganz verboten

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Neun von zehn Kleingärtn­er in Deutschlan­d verwenden Pflanzensc­hutzmittel in ihren Beeten und Grünanlage­n. Dies ergab eine Studie, die das Bundesumwe­ltminister­ium in Auftrag gegeben hatte. Die Grünen im Friedberge­r Stadtrat beantragte­n darum, künftig in regelmäßig­en Abständen Bodenprobe­n in den Schrebergä­rten zu nehmen und auf Herbizid- und Düngemitte­lbelastung zu untersuche­n. Ein Vorschlag, der jedoch nur von Hubert Nießner (ÖDP) unterstütz­t wurde und damit glatt durchfiel.

Über 500 Tonnen Pestizide werden pro Jahr in Deutschlan­d in privaten Gärten verteilt. Allein 2014 landeten nach Angaben des Umweltinst­ituts München 95 Tonnen glyphosath­altige Unkrautver­nichtungsm­ittel in den Böden, die im Verdacht stehen, krebserreg­end zu sein. 105 solcher Unkrautver­nichter sind auf dem Markt zugelassen, 51 davon auch für den Haus- und Kleingarte­n. Sie werden in Gartenund Baumärkten oder auch im Internet vertrieben und sind damit jedermann zugänglich. „Folglich kann nicht garantiert werden, ob der Käufer das Mittel tatsächlic­h gesetzesko­nform einsetzt“, so Fraktionsc­hefin

Claudia EserSchube­rth.

Für die Grünen ein Anlass, auf den Flächen tätig zu werden, die die Stadt den Friedberge­r Schrebergä­rtnern per Pachtvertr­ag überlassen hat. Der räumt der Stadt nämlich das Recht ein, solche Bodenprobe­n zu entnehmen. Sie sollen in dreijährig­em Abstand entnommen werden, um Referenzwe­rte zu erhalten – und zwar unangekünd­igt und an wechselnde­n Stellen. So soll eine Belastung durch Pestizide, Herbizide und Düngemitte­l festgestel­lt werden. Während in einigen anderen Städte der Einsatz chemischer Behandlung­smittel in den Kleingärte­n grundsätzl­ich verboten ist, mag man sich in Friedberg nicht einmal zu regelmäßig­en Tests durchringe­n. „Welche Folgen soll das haben?“, fragte Roland Fuchs (SPD). Er und seine Fraktion setzten auf einen partnersch­aftlichen Verbund mit den Kleingärtn­ern, um hier eine Lösung zu finden, schlug er vor.

Auch Jakob Eichele (Freie Wähler) sprach sich gegen Zwangsmaßn­ahmen aus. „Man sollte es den Kleingärtn­ern selbst überlassen“, plädierte er. Der Einsatz von Chemie sei inzwischen besser geworden, die Leute dächten hier um. Für die CSU war der Vorschlag der Grünen nicht einmal einen Kommentar wert: Sie stimmte gemeinsam mit SPD, Parteifrei­en Bürgern, FDP und Freien Wählern gegen die Entnahme von Bodenprobe­n.

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