Wie viel Gift steckt im Boden?
Friedberger Grüne verlangen vergeblich Untersuchungen in den Schrebergärten. Andernorts ist der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln gleich ganz verboten
Friedberg Neun von zehn Kleingärtner in Deutschland verwenden Pflanzenschutzmittel in ihren Beeten und Grünanlagen. Dies ergab eine Studie, die das Bundesumweltministerium in Auftrag gegeben hatte. Die Grünen im Friedberger Stadtrat beantragten darum, künftig in regelmäßigen Abständen Bodenproben in den Schrebergärten zu nehmen und auf Herbizid- und Düngemittelbelastung zu untersuchen. Ein Vorschlag, der jedoch nur von Hubert Nießner (ÖDP) unterstützt wurde und damit glatt durchfiel.
Über 500 Tonnen Pestizide werden pro Jahr in Deutschland in privaten Gärten verteilt. Allein 2014 landeten nach Angaben des Umweltinstituts München 95 Tonnen glyphosathaltige Unkrautvernichtungsmittel in den Böden, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. 105 solcher Unkrautvernichter sind auf dem Markt zugelassen, 51 davon auch für den Haus- und Kleingarten. Sie werden in Gartenund Baumärkten oder auch im Internet vertrieben und sind damit jedermann zugänglich. „Folglich kann nicht garantiert werden, ob der Käufer das Mittel tatsächlich gesetzeskonform einsetzt“, so Fraktionschefin
Claudia EserSchuberth.
Für die Grünen ein Anlass, auf den Flächen tätig zu werden, die die Stadt den Friedberger Schrebergärtnern per Pachtvertrag überlassen hat. Der räumt der Stadt nämlich das Recht ein, solche Bodenproben zu entnehmen. Sie sollen in dreijährigem Abstand entnommen werden, um Referenzwerte zu erhalten – und zwar unangekündigt und an wechselnden Stellen. So soll eine Belastung durch Pestizide, Herbizide und Düngemittel festgestellt werden. Während in einigen anderen Städte der Einsatz chemischer Behandlungsmittel in den Kleingärten grundsätzlich verboten ist, mag man sich in Friedberg nicht einmal zu regelmäßigen Tests durchringen. „Welche Folgen soll das haben?“, fragte Roland Fuchs (SPD). Er und seine Fraktion setzten auf einen partnerschaftlichen Verbund mit den Kleingärtnern, um hier eine Lösung zu finden, schlug er vor.
Auch Jakob Eichele (Freie Wähler) sprach sich gegen Zwangsmaßnahmen aus. „Man sollte es den Kleingärtnern selbst überlassen“, plädierte er. Der Einsatz von Chemie sei inzwischen besser geworden, die Leute dächten hier um. Für die CSU war der Vorschlag der Grünen nicht einmal einen Kommentar wert: Sie stimmte gemeinsam mit SPD, Parteifreien Bürgern, FDP und Freien Wählern gegen die Entnahme von Bodenproben.