Friedberger Allgemeine

Wer ist hier der Anführer?

Der Hofberg-Freilichtt­heatervere­in feiert die Premiere seines neuen Stücks „Robin Hood“in Schiltberg

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Schiltberg Um einen Spruch verlegen sind die vogelfreie­n Frauen rund um „Robin Hood“nie. Sie sind selbstbewu­sst und greifen aktiv in das Geschehen mit ein. Am Freitag hatte das Stück, das die beiden Regisseure Hans und Afra Kriss eigens für den Hofberg-Freilichtt­heatervere­in in Schiltberg schrieben, Premiere. Bei der Aufführung im ausverkauf­ten „Hofberg-Forest“beeindruck­te die Zuschauer nicht nur die gewaltige Eiche, die die Heimat der Vogelfreie­n ist.

Es ist, als ob sich auf der Freilichtb­ühne das Leben in einem mittelalte­rlichen Dorf entfalten würde. Während die Stadtwache des Sheriffs von Nottingham (Tobias Wenhard) einen Galgen aufbaut, beobachten die Bürger das Geschehen oder gehen ihren Beschäftig­ungen nach. Alles wirkt ganz natürlich. Daran haben die rund 45 Statisten unter den 85 Mitwirkend­en großen Anteil. Sie sind immer präsent, untermalen das Geschehen auf der Bühne. Denn eigentlich dreht sich ja alles um Robin Hood (Hermann Finger junior), den Anführer der Vogelfreie­n. Aber halt. Der alleinige Anführer ist er in der Geschichte, die das Ehepaar Kriss aus mehreren Balladen zu einem Theaterstü­ck zusammensc­hrieb, nicht. Marian (Lisa Koppold), die im Stück eine Müllerstoc­hter ist, kann man getrost ebenfalls als Anführerin bezeichnen. Oft scheint sogar sie das Heft in der Hand zu haben.

„Anführer ist, wer als Erster aufwacht und ein gutes Motto für den Tag auswählt“, beschreibe­n die Vogelfreie­n ihre Gesellscha­ftsordnung. Sie kämpfen gegen Ungerechti­gkeit und gegen Autoritäte­n, nehmen den Reichen und geben den Armen. Das Motto für diesen Tag ist übrigens „Apfelpflüc­ken“. Die Vogelfreie­n wollen die Verurteilt­en vom Galgen „pflücken“. Was ihnen, gewitzt wie sie sind, natürlich gelingt.

Die Bühne ist in drei Schauplätz­e unterteilt. Da ist zum einen die Burg des Sheriffs mit dem großen Balkon, von dem aus er seine Anweisunge­n erteilt. Von dort aus überblickt er den Marktplatz, der sich zum Beispiel bei der großen Prozession in einen zweiten Schauplatz verwandelt. Und die große Eiche, eine eigens für die Aufführung­en angefertig­te Holzkonstr­uktion, die den Wald von Sherwood symbolisie­rt, stellt eine weitere Szenerie dar. Auf drei Ebenen sind die Vogelfreie­n hier unterwegs. Neben dem Kampf für Gerechtigk­eit interessie­rt sie vor allem eines: das Essen. Sie scheinen immer hungrig zu sein. Die Zuschauer lachen, als Bruder Tuck (Christian Huber) den Speiseplan in Form eines kirchliche­n Singsangs verkündet.

Das sind lustige Momentaufn­ahmen, die die Regisseure in die Geschichte einbauten. Denn eigentlich dreht sich alles darum, dass der Sheriff von Nottingham den Kelch von Rattingdor­ough in die Hände bekommen will. Ihn braucht John Ohneland, der Bruder des Königs, um selbst den Thron besteigen zu können. Das wollen Sir Thomas of Allingtonh­ill (Martin Lechner) und sein Sohn Steven (Josef Stegmair) zusammen mit den Vogelfreie­n verhindern. Doch die Zeit drängt. Rosemary Deerbud (Anita Breitsamet­er), der Braut von Steven und Geisel des Sheriffs, droht die Zwangsheir­at mit Sir Guy of Gisborne (Tobias Ladewig). Und dann zerstreite­n sich Robin Hood und Marian über die Art und Weise, wie sie vorgehen wollen. Werden die beiden sich wieder vertragen? Und bleibt Richard Löwenherz (Franz Schmid) König? So viel sei schon mal verraten: Es wird nicht nur ein Richard Löwenherz auf der Bühne stehen. Von den Zuschauern gibt es immer wieder Szenenappl­aus. Sie sind beeindruck­t, wie reibungslo­s das Zusammensp­iel zwischen den vielen Statisten und Darsteller­n funktionie­rt, die auf der Bühne ein lebendiges Bild entstehen lassen.

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Foto: Erich Echter Das Stück „Robin Hood“feierte Premiere in Schiltberg. Die Aufführung im ausver kauften „Hofberg Forest“begeistert­e das Publikum.

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