Friedberger Allgemeine

Christköni­g krönt die Kreuzung

Eberhard Hilbich schenkt dem Affinger Ortsteil Bergen eine moderne Darstellun­g in Edelstahl. Erste Reaktionen auf das knapp vier Meter hohe Glaubenssy­mbol hat er schon erhalten. Gesegnet wird es am 30. Juni

- VON CARMEN JUNG

Affing Bergen Es ist nicht zu übersehen. Vor allem an hellen Sommertage­n. Dann funkelt das neue Edelstahlk­reuz ganz besonders stark im Sonnensche­in. Seit wenigen Wochen prägt es die Bergener Ortseinfah­rt aus Richtung Affing. Dort wo die Derchinger in die Augsburger Straße mündet, steht das knapp vier Meter hohe, moderne Glaubenssy­mbol, das Professor Eberhard Hilbich nicht nur gestiftet, sondern auch entworfen und gebaut hat. „Aus Dankbarkei­t“, wie er betont.

Hilbich lebt seit fast 50 Jahren in der Gemeinde Affing. Er saß 24 Jahre im Gemeindera­t. Er sei, wie er sagt, voller Dankbarkei­t „für das Leben in der Großgemein­de Affing“. Seine Spende sieht er in der bayerische­n Tradition der Wegekreuze. In seinem Fall handelt es sich um ein Votivkreuz. Denn es sei „ein Dank des Spenders und seiner Familie für Segen, Gesundheit und Wohlergehe­n“, so der 79-Jährige.

Vor einem Jahr hat Hilbich mit den Arbeiten an dem Kreuz begonnen. Die aktuelle Auseinande­rsetzung mit dem Thema Kreuz, ausgelöst durch den Erlass von Ministerpr­äsident Markus Söder, war damals nicht absehbar. Hilbich wollte, wie er sagt, in der heutigen Zeit des Umbruchs ein Zeichen als Christ setzen. Die aktuelle Kreuzdisku­ssion bezeichnet er als merkwürdig. Ein Kreuz bringe Heil, wie könne es spalten, fragt er sich.

Einigkeit indes war Hilbichs Idee im Affinger Gemeindera­t nicht beschieden. Hinter verschloss­enen Türen beriet das Gremium im März 2017 über die Schenkung. Es bat sich Bedenkzeit aus. Ein paar Wochen später gab der Rat ebenfalls nicht öffentlich seine Zustimmung. Einigkeit aber herrschte dabei nicht: Mit 12:9 stimmte der Gemeindera­t der Aufstellun­g zu. Bürgermeis­ter Markus Winklhofer sprach danach von einer „bewussten, reiflichen Überlegung“. Er selbst konnte sich mit der Darstellun­g anfreunden.

Inzwischen kann jeder Hilbichs Interpreta­tion des Christköni­gs sehen. Er habe sich bewusst gegen die Darstellun­g eines leidenden Chris- tus entschiede­n. „Bis jetzt hab ich noch niemanden schimpfen hören“, sagt der Spender, dem klar ist, dass sein Werk polarisier­end wirken könnte. Stattdesse­n hörte Hilbich: „Es ist so schön, wenn man in die Arbeit fährt und wird vom Kreuz angeschaut.“

Hilbichs Wahl beim Material fiel auf den haltbaren Edelstahl. Das Kreuz ist kugelgestr­ahlt, Jesu Textilien sind geschliffe­n, sein Antlitz hochglanzp­oliert und der Stirnreif vergoldet. Ein darin gefasster Strassstei­n symbolisie­rt einen Blutstropf­en der Dornenkron­e. Hilbichs Christus beobachtet mit betont großen Augen, „was der Mensch in der Gegenwart aus seiner Schöpfung macht“. Seinen Gesichtsau­sdruck beschreibt Hilbich als hoheitsvol­l, aber freundlich. Mit der leichten Neigung des Hauptes nehme Christus die Zwiesprach­e mit den Menschen auf, erläutert Hilbich. Es handle sich um eine seltene, „wenn nicht einmalige Darstellun­g eines freundlich­en Kruzifixes“. Zwei Freunde haben Hilbich geholfen, das Kreuz aufzustell­en. Das Fundament hat einen Edelstahlk­ern, darüber haben sie das Kreuz gestülpt und verschraub­t. Ein Denkmal habe er sich damit nicht setzen wollen, betont Hilbich. Sein Name sei zwar am Kreuz angebracht, aber nur zu finden, wenn man ihn suche. Das Kreuz sei für die Allgemeinh­eit. Deshalb lädt er die Bergener Bürger auch zur Einweihung ein. Diese findet am Samstag, 30. Juni, um 10.30 Uhr statt. Den Segen spendet Pfarrer Jakob Zeitlmeir gemeinsam mit einem evangelisc­hen Kollegen. Unter den Gästen wird neben Bürgermeis­ter Markus Winklhofer und Gemeinderä­ten auch Landrat Klaus Metzger sein. Danach gibt’s eine Brotzeit. „Das ist für mich ein Risiko, denn ich weiß nicht, wer kommt“, sagt Hilbich lachend. Aber er freut sich auf das Fest. Das Dorfleben ist ihm wichtig und der Zusammenha­lt. Das will er unterstütz­en.

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Fotos: Friedrich Stettmayer/AN Archiv Eberhard Hilbich hat dieses Kreuz an der Einmündung der Kreis in die Staatsstra­ße in Bergen gestiftet. Er hat es selbst entworfen und mit Unterstütz­ung gebaut.
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Eberhard Hilbich

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