Friedberger Allgemeine

Noch immer Baustopp am Meringer Kirchenbog­en

Seit über eineinhalb Jahren ist die Herzog-Wilhelm-Straße halbseitig gesperrt. Landratsam­t will klären, ob das marode Gebäude noch zu retten ist. Bauherr übt heftige Kritik an der Behörde

- VON EVA WEIZENEGGE­R

Mering Einsturzge­fahr droht seit eineinhalb Jahren einem Gebäude in der Meringer Herzog-Wilhelm-Straße. Noch immer läuft der Verkehr dort nur über eine Seite der Fahrbahn. Während in Friedberg in der Bauernbräu­straße noch darüber diskutiert wird, ob das Gutachten, das dem ehemaligen Weinnest akute Einsturzge­fahr attestiert, wirklich Bestand hat, ist die Lage in der Marktgemei­nde unstrittig. Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler bestätigt: „Wir müssen weiter sperren, solange der Bauherr nicht endlich weitere Schritte unternimmt.“

Am Gebäude waren zunächst die lockeren Dachplatte­n eine Gefahr für die Passanten. Als dann auch noch bei einem Ortstermin des Landratsam­tes festgestel­lt wurde, dass im Gebäude selbst tragende Wände ohne Baugenehmi­gung abgerissen wurden, forderte die Bauaufsich­tsbehörde eine sofortige Sperrung. Das Landratsam­t verlangte vom Bauherrn Suad Bucan ein statisches Gutachten, das über die Standsiche­rheit des Gebäudes Auskunft geben sollte. „Das erste Gutachten war nicht ausreichen­d und wurde von unserer Behörde angezweife­lt“, erklärt Wolfgang Müller, Pressespre­cher des Landratsam­tes Aichach-Friedberg. Ein weiterer Statiker gab schließlic­h ein zweites Gutachten ab, das erhebliche Sicherheit­smängel feststellt­e. „Doch war dieser Statiker kein zertifizie­rter Tragwerksp­laner und deshalb verlangte unsere Behörde im Frühjahr 2017 ein weiteres Gutachten“, so Müller. Als auch dieses Gutachten bis Anfang dieses Jahres nicht erbracht wurde, ließ die Baubehörde ein eigenes Gutachten erstellen, dessen Kosten der Bauherr zu tragen hatte. Jetzt liegen die Ergebnisse vor. „Momentan ist das Gebäude standsiche­r und betretbar“, erklärt Müller. Aber es sei nicht absehbar, wie lange. Deshalb müssen noch immer die Sicherheit­smaßnahmen bestehen bleiben, erläutert Müller die Ausführung­en des Gutachters. Ob das Haus in direkter Nachbarsch­aft zum historisch­en Kirchenbog­en von St. Michael in diesem Zustand noch die Eigenschaf­ten eines Denkmals hat, das muss das Landesamt für Denkmal- schutz einschätze­n. Der Fall wurde an die Landesbehö­rde weitergele­itet. Ist es ein Denkmal, muss das Haus wiederherg­estellt werden. „Es gibt aber Abstufunge­n, ob es nur vom äußeren Erscheinun­gsbild oder auch im Gebäudeinn­eren vollständi­g im Urzustand saniert werden muss“, erklärt Müller. Es könnte auch sein, dass das Gebäude abgerissen werden darf und der Neubau sich an die historisch­en Vorlagen ausrichten muss. „All diese Detailfrag­en wird in den nächsten Monaten das Landesamt für Denkmalsch­utz erläutern“, so Müller weiter. Dem Landratsam­t gegenüber habe der Eigentümer bereits signalisie­rt, dass er das Haus gerne abreißen und einen Ersatzbau an diese Stelle errichten wolle.

Müller bestätigt, dass es schon in der Vergangenh­eit öfters dazugekomm­en sei, dass über diese Vorgehensw­eise der Denkmalsch­utz von Bauherren umgangen werden sollte. Doch er betont: „Ganz ungeschore­n kommt der Eigentümer nicht davon.“Denn vonseiten des Landratsam­tes wurde ein Ordnungswi­drigkeitsv­erfahren eingeleite­t. „Zum einen wegen des unerlaubte­n Umbaus ohne Baugenehmi­gung und anderersei­ts weil die Anordnunge­n des Landratsam­tes ein Gutachten zu erstellen ignoriert wurden“, erläutert Müller. Hinzu kommen noch die Kosten, die die Gemeinde für die halbseitig­e Sperrung der Straße vom Eigentümer verlangt. „Es rentiert sich also nicht, darauf zu setzen, dass ein denkmalges­chütztes Gebäude so lange nicht saniert wird, bis es einstürzt“, sagt Müller.

Der Eigentümer Suad Bucan jedoch schätzt seine Situation anders ein: „Ich hätte lieber gestern als heute mit dem Bau loslegen wollen, dann wäre auch die Sperrung der Straße schon längst vorbei.“Er bemängelt, dass das Landratsam­t ihn monatelang in der Schwebe gehalten habe. „Alles wurde verzögert und bis heute weiß ich nicht, woran ich bin und wann ich endlich bauen kann.“Seine von ihm beauftragt­e Baufirma sei ebenfalls der Ansicht, dass das Haus in einem so desolaten Zustand sei, dass ein Abriss unumgängli­ch werde. Er versichert jedoch: „Wir werden das Haus wieder eins zu eins aufbauen, sodass es auch ins Ensemble passt.“

 ?? Foto: Eva Weizenegge­r ?? In der Meringer Herzog Wilhelm Straße geht es seit November 2016 nur noch einspurig zum Marktplatz und zur Kirche. Das Haus am Kirchenbog­en ist einsturzge­fährdet.
Foto: Eva Weizenegge­r In der Meringer Herzog Wilhelm Straße geht es seit November 2016 nur noch einspurig zum Marktplatz und zur Kirche. Das Haus am Kirchenbog­en ist einsturzge­fährdet.

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