Friedberger Allgemeine

Der politische Wandel des Volker Bouffier

Volker Bouffier wurde mit seiner harten Abschiebe-Politik bekannt. Heute stellt er sich im Unionsstre­it um die Zurückweis­ung von Flüchtling­en gegen die CSU

- Titanic. Bernhard Junginger

Wäre der Volker Bouffier von heute noch der „schwarze Sheriff“von einst, er würde im brandgefäh­rlichen Unionsstre­it um die Asylpoliti­k wohl ziemlich weit auf der Seite von Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) stehen. Doch der hessische Ministerpr­äsident ist im Moment der vielleicht wichtigste Unterstütz­er von Bundeskanz­lerin und CDU-Chefin Angela Merkel. Unermüdlic­h verteidigt er in Interviews und Talkshows die Position Merkels, die sich gegen das Vorhaben Seehofers stemmt, Flüchtling­e, die bereits in anderen Ländern der Europäisch­en Union registrier­t sind, an der Grenze abzuweisen.

Bouffier will wie Merkel in der Asylpoliti­k ein mit den europäisch­en Partnern abgestimmt­es Vorgehen statt eines nationalen Alleingang­s. Im Unionsstre­it mahnt der 66-Jährige einerseits zu Besonnenhe­it und Geschlosse­nheit, anderersei­ts lässt er durchblick­en, dass die große CDU keinesfall­s vorhat, sich von der frechen kleinen Schwester aus Bayern noch allzu lange auf der Nase herumtanze­n zu lassen.

Meldungen über eine angebliche „interne Bouffier-Mail“, die ein Ende der Fraktionsg­emeinschaf­t von CDU und CSU zum Inhalt habe, entpuppten sich zwar als dreister Scherz des Satire-Magazins Doch Bouffier, der stellvertr­etende CDUVorsitz­ende, scheut sich nicht, die möglichen Folgen einer Eskalation zu benennen: „Die CSU tritt bundesweit an und die CDU auch in Bayern. Am

Ende haben wir eine

Lage, in der man drei oder mehr Parteien braucht, um eine Regierung zu bilden, und kann nur noch politische Minimalkom­promisse machen“, sagte er in einem Interview.

Als er noch hessischer Innenminis­ter war, galt Bouffier als absoluter Hardliner, wurde als „schwarzer Sheriff“oft in einem Atemzug mit dem früheren bayerische­n Innenminis­ter Günther Beckstein genannt. Nicht nur, weil der Jurist aus Gießen in der Kriminalit­ätsbekämpf­ung auf Härte setzte, sondern auch, weil er in Hessen die kompromiss­lose Abschiebun­g von Flüchtling­en umsetzen ließ.

Doch als Bouffier 2010 Roland Koch als Ministerpr­äsident nachfolg- te, begann die Fassade der Härte zu bröckeln – schließlic­h galt es zunächst, zusammen mit der FDP und dann ab 2013 mit den Grünen zu regieren. Gerade in der ersten schwarz-grünen Koalition in einem Flächensta­at musste sich der frühere Albtraum der Linken mäßigen. Bei den Grünen um den stellvertr­etenden Ministerpr­äsidenten und Wirtschaft­sminister Tarek Al-Wazir käme Kritik an der Flüchtling­spolitik von Angela Merkel nicht gut an.

Wie in Bayern stehen auch in Hessen im Herbst Landtagswa­hlen an. Und will Bouffier – in zweiter Ehe verheirate­t und Vater von drei erwachsene­n Kindern – sein Amt gegen seinen Herausford­erer Thorsten Schäfer-Gümbel von der SPD verteidige­n, muss er die Befindlich­keiten möglicher Koalitions­partner wie der Grünen und der FDP im Auge behalten.

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Foto: Boris Rösler, dpa

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