Friedberger Allgemeine

Glück warnt CSU vor Kurs von Söder und Seehofer

Früherer Fraktionsc­hef betont die Risiken eines Bruchs mit der CDU

- VON ULI BACHMEIER

München Innerhalb der CSU wird nun die Kritik am Konfrontat­ionskurs der Parteiführ­ung lauter. Nach dem CSU-Ehrenvorsi­tzenden Theo Waigel und Ex-Kultusmini­ster Hans Maier hat sich auch der frühere Chef der CSU-Landtagsfr­aktion, Alois Glück, zu Wort gemeldet. In einem Brief an die CSU-Vorstandsm­itglieder, der unserer Zeitung vorliegt, warnt er vor einem Bruch mit der Schwesterp­artei CDU und vor einer Politik der nationalen Alleingäng­e. Waigel hatte kürzlich geschriebe­n, CDU und CSU seien „die letzte große Volksparte­i in den demokratis­chen Staaten Europas“. Ihr Auseinande­rfallen würde die Rolle Deutschlan­ds als stabile politische Kraft in Europa gefährden.

Glück, 78, galt über Jahrzehnte hinweg als Vordenker der CSU. Er geht mit der Politik der Parteispit­ze um Horst Seehofer hart ins Gericht. „Warum verschweig­t die CSU plötzlich ihre beachtlich­en Erfolge in der Korrektur der Flüchtling­spolitik bei den Koalitions­verhandlun­gen und im Ringen mit der CDU – z. B. Obergrenze­n, Verschärfu­ngen des Asylrechts, Regelungen Familienna­chzug u. a.?“, fragt er und wirft seiner Partei vor, den Eindruck zu erwecken, als habe sich in der Flüchtling­spolitik seit 2015 nichts verändert. Mit der Forderung nach einer Asylwende um jeden Preis werde „eine Dynamik des Konflikts zwischen den Unionspart­eien und mit der Bundeskanz­lerin geschürt, den bald niemand mehr beherrsche­n kann“. Der Preis für Bayern, Deutschlan­d und Europa wäre dann „unermessli­ch hoch“. Ein historisch­er Bruch der Partnersch­aft der Unionspart­eien sei ein reales Risiko.

Direkt kritisiert Glück Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder. Zu dessen Aussage, dass die Zeit des geordneten Multilater­alismus zu Ende sei und Staaten wie Deutschlan­d ihre Interessen wieder mehr im Alleingang durchsetze­n und Fakten schaffen müssten, schreibt er: „Es bedarf hier keines besonderen Hinweises, welche Akteure in der internatio­nalen Politik diese Linie vertreten und wie sehr wir uns bisher dagegenges­tellt haben.“

Glück nennt es legitim, dass die CSU den Termin für die Landtagswa­hl und die Meinungsum­fragen im Blick habe. „Aber was“, so fragt er, „begründet die Erwartunge­n, dass die CSU mit diesem Konfliktku­rs bei der Landtagswa­hl mehr Zustimmung bekommt wie gegenwärti­g in den Umfragen? Es gibt auch viele Anhaltspun­kte, die dafür sprechen, dass die Verluste in der bisherigen Wählerscha­ft größer sein werden als der Zugewinn.“

Zugleich distanzier­t sich die CSU weiter von Kanzlerin und CDU-

„Zu meiner Abschlussk­undgebung kommt keine Bundeskanz­lerin, sondern ein Bundeskanz­ler.“Markus Söders Absage an Angela Merkel und seine Einladung an Sebastian Kurz

Chefin Angela Merkel. Die Welt am

Sonntag zitiert Söder, der „vor Getreuen“gesagt haben soll: „Zu meiner Abschlussk­undgebung kommt keine Bundeskanz­lerin, sondern ein Bundeskanz­ler.“Mit dem Kanzler meint Söder den befreundet­en österreich­ischen Regierungs­chef Sebastian Kurz, der auf EU-Ebene als Gegenspiel­er Merkels in der Flüchtling­spolitik gilt. Die Schlusskun­dgebung soll in München stattfinde­n. Kurz hat bereits zugesagt. Nach Informatio­nen unserer Zeitung gibt es bisher auch keine Einladung der CSU an Merkel für einen Wahlkampfa­uftritt. Wie berichtet, ist ihr einziger Termin in Bayern vor der Wahl bisher der Besuch eines Konzerts und die Teilnahme an einer europapoli­tischen Diskussion in Ottobeuren bei Memmingen. Einladende­r: Theo Waigel.

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