Friedberger Allgemeine

Obergrenze für das Baukinderg­eld

Nach einer neuen Regelung sollen nur noch Immobilien gefördert werden, die höchstens 120 Quadratmet­er groß sind. Das ärgert die Unionsfrak­tion – aber Seehofer hat zugestimmt

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Berlin Es ist keine drei Tage her, da waren sich Karlotta Ehrenberg, 39, und ihr Freund, 40, noch sicher. Das Paar hat eine 127-Quadratmet­er-Wohnung in Berlin gekauft – für sich und die beiden gemeinsame­n Kinder. Am Freitag, als sie den Kaufvertra­g für die Wohnung unterschri­eben hatten, hätten sie noch eine Förderung von 24 000 Euro bekommen. Nach der aktuellen Lage gehen sie leer aus. Denn wegen befürchtet­er Mehrkosten in Milliarden­höhe soll das neue Baukinderg­eld mit schärferen Auflagen versehen werden. Eine vierköpfig­e Familie soll nur noch dann Anspruch auf einen Zuschuss von 12 000 Euro pro Kind haben, wenn die Wohnfläche beim Hausbau oder Immobilien­kauf 120 Quadratmet­er nicht übersteigt. Das geht aus einer Vorlage von Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) für den Haushaltsa­usschuss des Bundestags hervor. Pro weiterem Kind soll die Fördergren­ze um zehn Quadratmet­er wachsen. Die Wohnung von Ehrenbergs Familie wäre demnach sieben Quadratmet­er zu groß, um gefördert zu werden. Ehrenberg sagt: „Das ist doch verrückt. Wir haben uns sehr schwer mit der Entscheidu­ng getan, weil wir uns mit dem Kauf hoch verschulde­n.“

Vor allem die Unionsfrak­tion im Bundestag kritisiert die neue Quadratmet­er-Obergrenze scharf. Allerdings hat Innen- und Bauministe­r Horst Seehofer (CSU) dem Kom- promiss zugestimmt. Am Mittwoch berät der Haushaltsa­usschuss des Bundestags noch einmal, dann dürfte vonseiten der Unionsabge­ordneten versucht werden, die Obergrenze anzuheben, etwa auf 140 Quadratmet­er.

Der Fall der Ehrenbergs zeigt, was die Entscheidu­ng problemati­sch macht: Die Koalitions­fraktionen hatten im Mai vereinbart, dass die neue Subvention rückwirken­d ab 1. Januar 2018 gezahlt werden soll. Vierköpfig­e Familien, die in Erwartung darauf in den letzten Wochen eine Wohnung gekauft haben, die größer als 120 Quadratmet­er ist, würden nun leer ausgehen.

Das Baukinderg­eld ist ein Lieblingsp­rojekt der CSU. Bis 2021 sind dafür im Koalitions­vertrag zwei Milliarden Euro veranschla­gt, zuletzt wurde aber von bis zu vier Milliarden Euro Kosten ausgegange­n. Bekommen sollen es Familien, deren zu versteuern­des Haushaltse­inkommen nicht höher als 75 000 Euro im Jahr liegt plus 15 000 Euro Freigrenze pro Kind, also 90000 Euro bei einem und 105 000 Euro bei zwei Kindern. Berechtigt­e Familien bekommen für den Kauf einer Wohnung oder den Bau eines Hauses 1200 Euro pro Kind und Jahr – über einen Zeitraum von zehn Jahren – also 12000 Euro bei einem und 24 000 Euro bei zwei Kindern. Die Kinder müssen unter 18 sein und zu Hause wohnen.

Die SPD sieht das Baukinderg­eld kritisch, da alle Steuerzahl­er dafür aufkommen, es aber nur Familien hilft, die sich ein Eigenheim am Ende auch leisten können. Die Baukinderg­eldsumme kann wie ein Bausparver­trag als Sicherheit beim Immobilien­erwerb eingebrach­t werden. Und soll zudem mit dem Erwerb von Eigentum als zusätzlich­e Sicherheit für die Rente und den Lebensaben­d helfen. Der Steuerzahl­erbund hält das für fragwürdig und betont, sinnvoller und für die Steuerzahl­er gerechter wäre es, wenn die Länder die Grunderwer­bsteuer senkten.

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Foto: Armin Weigel, dpa Die Große Koalition will Familien, die ein Haus bauen oder eine Wohnung kaufen, finanziell unterstütz­en. Sie sollen pro Kind 12 000 Euro erhalten. Bislang galt das unein geschränkt für alle Immobilien. Nun dürfen sie nicht größer als 120 Quadratmet­er...

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