Wenn der Strom einfach weg ist
Die Anzeige des Radioweckers ist schwarz. Am Router blinkt kein WLAN-Lämpchen. Das Küchenradio ist stumm, die Kaffeemaschine verweigert ihren Dienst. Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen ist, aber bei mir muss am Morgen alles reibungslos funktionieren. Ein Stocken im Ablauf von Weckerklingeln, Kaffeekochen, -trinken, Zeitunglesen und Duschen kann den Tag ruinieren. Zu viel Hektik, zu viel Gedanken machen. Wenn dann einfach der Strom wegbleibt – droht Chaos. Der Wecker klingelt nicht, der Kaffee kocht nicht, das E-Paper lädt sich nicht herunter. Kleine Dramen, noch bevor der Tag wirklich begonnen hat.
Ein Anruf beim Netzbetreiber: „Hallo, kann es sein, dass in unserer Straße gerade der Strom weg ist?“„Ja, die Kollegen mussten die Straße vom Netz nehmen. Ein Auto ist in den Verteilerkasten gefahren. Es bestand Gefahr im Verzug.“Hört sich dramatisch an. Da habe ich Verständnis. Gefahr im Verzug! Doch unter der kalten Dusche – ohne Strom funktioniert der Durchlauferhitzer nicht –, als das Hirn langsam wacher wird, sickern Beobachtungen vom Vortag in mein Bewusstsein.
War nicht schon vor zwei Tagen der Verteilerkasten verhüllt? Wurde nicht schon am Vortag der Verkehr in der Straße umgeleitet? Standen da nicht schon gestern ein Auto des Netzbetreibers und orange Baustellenfahrzeuge auf dem Gehweg gegenüber? Hatte ich mich nicht da schon gefragt, was eigentlich los ist? Ja, genau so war es. Das sah alles langfristiger geplant aus. Aber eine Information zur Stromabschaltung oder zur Verkehrsumleitung hatte es nicht gegeben. Kein Zettel an der Haustür, keine Post im Briefkasten.
Verfroren und misslaunig steige ich die Treppe runter, öffne die Haustür und was sehe ich? Eine – am Vorabend noch nicht angebrachte – Notiz des Netzbetreibers. Der Strom müsse zwischen sieben und neun Uhr abgeschaltet werden. Das hatte ich da dann auch schon bemerkt.