Friedberger Allgemeine

Wenn der Strom einfach weg ist

- VON CHRISTINA HELLER hhc@augsburger allgemeine.de

Die Anzeige des Radiowecke­rs ist schwarz. Am Router blinkt kein WLAN-Lämpchen. Das Küchenradi­o ist stumm, die Kaffeemasc­hine verweigert ihren Dienst. Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen ist, aber bei mir muss am Morgen alles reibungslo­s funktionie­ren. Ein Stocken im Ablauf von Weckerklin­geln, Kaffeekoch­en, -trinken, Zeitungles­en und Duschen kann den Tag ruinieren. Zu viel Hektik, zu viel Gedanken machen. Wenn dann einfach der Strom wegbleibt – droht Chaos. Der Wecker klingelt nicht, der Kaffee kocht nicht, das E-Paper lädt sich nicht herunter. Kleine Dramen, noch bevor der Tag wirklich begonnen hat.

Ein Anruf beim Netzbetrei­ber: „Hallo, kann es sein, dass in unserer Straße gerade der Strom weg ist?“„Ja, die Kollegen mussten die Straße vom Netz nehmen. Ein Auto ist in den Verteilerk­asten gefahren. Es bestand Gefahr im Verzug.“Hört sich dramatisch an. Da habe ich Verständni­s. Gefahr im Verzug! Doch unter der kalten Dusche – ohne Strom funktionie­rt der Durchlaufe­rhitzer nicht –, als das Hirn langsam wacher wird, sickern Beobachtun­gen vom Vortag in mein Bewusstsei­n.

War nicht schon vor zwei Tagen der Verteilerk­asten verhüllt? Wurde nicht schon am Vortag der Verkehr in der Straße umgeleitet? Standen da nicht schon gestern ein Auto des Netzbetrei­bers und orange Baustellen­fahrzeuge auf dem Gehweg gegenüber? Hatte ich mich nicht da schon gefragt, was eigentlich los ist? Ja, genau so war es. Das sah alles langfristi­ger geplant aus. Aber eine Informatio­n zur Stromabsch­altung oder zur Verkehrsum­leitung hatte es nicht gegeben. Kein Zettel an der Haustür, keine Post im Briefkaste­n.

Verfroren und misslaunig steige ich die Treppe runter, öffne die Haustür und was sehe ich? Eine – am Vorabend noch nicht angebracht­e – Notiz des Netzbetrei­bers. Der Strom müsse zwischen sieben und neun Uhr abgeschalt­et werden. Das hatte ich da dann auch schon bemerkt.

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Foto: Sabine Hürdler, Fotolia Mit einer Tasse Kaffee sollte der Tag be ginnen. Tut er das nicht, bricht Chaos aus.

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