Dem deutschen Team fehlt ein richtiger Leader
Trotz des 2:1-Sieges über Schweden ist für Augsburger Trainer längst nicht alles eitel Sonnenschein
Geht’s dramaturgiemäßig noch eine Spur kleiner? Die deutsche Nationalmannschaft spannte ihre Fans beim 2:1-Sieg gegen Schweden lange auf die Folter, bis Toni Kroos in der Nachspielzeit für die Erlösung sorgte. Deutschland ist jetzt wieder im Rennen. Fußballtrainer aus der Region haben sich dazu ihr Urteil gebildet.
● Andreas Lill (Aufstiegstrainer des FC Haunstetten) „Die Verunsicherung ist natürlich noch da. Siehe Toni Kroos, der fast eine Passquote von 100 Prozent hat. Selbst der hat viele Bälle nicht angebracht.“Die Umstellungen vor der Partie waren für Lill in Ordnung: „Die taktische Ausrichtung hat gestimmt. Auch die Wechsel nach dem Mexiko-Spiel waren nachvollziehbar.“Allerdings ist Lill mit seiner weiteren Prognose noch vorsichtig: „Für den weiteren Verlauf des Turniers war dieser emotionale Sieg wichtiger als ein unspektakulärer 2:0-Sieg. Das kann Kräfte freisetzen und einen Ruck geben. Allerdings wird das auch kein Selbstläufer. Wir sind in der Gruppe noch nicht durch, aber das Achtelfinale sollte zu schaffen sein.“● Herbert Wiest (Trainer von Türkspor Augsburg) „Wenn du in Unterzahl noch dieses Spiel gewinnst, ist das für die Moral super. Das spricht aber auch nicht für die Qualität der Schweden. Für den weiteren Turnierverlauf kann dir nichts Besseres passieren“, sagt der Ex-Profi. Aber auch für ihn liegt noch einiges im Argen: „Kleine Rückschläge bringen Deutschland momentan aus dem Tritt. Es fehlt das Selbstverständnis.“Wiest hat das Team von Joachim Löw gegen Schweden aber nie aufgegeben: „Es konnte in diesem Spiel immer passieren. Die Schweden waren vor allem nach der Pause viel zu instabil und hatten überhaupt keinen Zugriff mehr.“
● Horst Fackel mann (zuletzt Trainer der DJK Lechhausen, derzeit noch ohne Verein) „Ich glaube, dass wir jetzt auch Südko- rea schlagen werden und unsere Mannschaft noch weit in diesem Turnier kommt.“Die Verunsicherung des deutschen Teams hat auch Horst Fackelmann wahrgenommen. Für ihn aber nicht verwunderlich: „Nach dem Mexiko-Spiel wurde von allen Seiten auf die Mannschaft ganz schön draufgehauen. Da hat man dann schon gesehen, dass das Selbstbewusstsein etwas gefehlt hat. Auch Toni Kroos wurde davon angesteckt, aber sein Tor war große Klasse und das hat sich die Mannschaft auch verdient.“
● Christian Jauernig (künftig DJK Lechhausen, zuletzt FC Stätzling) „Das war nervenaufreibend und ich denke dieser 2:1-Sieg macht ganz Deutschland glücklich. Ich denke, der Druck auf das Team ist extrem hoch. Vielleicht sind auch nach der langen Bundesligasaison einige nicht ganz fit.“Dennoch sieht Jauernig das Team auf einem guten Weg: „Ich glaube, es gibt einen deutlichen Sieg gegen Südkorea. Maximal erreichen wir das Halbfinale. Das wäre auch ein Riesenerfolg für Deutschland.“
● Thomas Bock (SV Hammerschmiede) „Vielleicht hat die deutsche Mannschaft das Mexiko-Spiel auf die leichte Schulter genommen. Wir machen nicht so einen sattelfesten Eindruck wie 2014. Uns fehlt ein richtiger Leader. Einer wie damals Schweinsteiger.“