Friedberger Allgemeine

Dem deutschen Team fehlt ein richtiger Leader

Trotz des 2:1-Sieges über Schweden ist für Augsburger Trainer längst nicht alles eitel Sonnensche­in

- VON WOLFGANG LANGNER

Geht’s dramaturgi­emäßig noch eine Spur kleiner? Die deutsche Nationalma­nnschaft spannte ihre Fans beim 2:1-Sieg gegen Schweden lange auf die Folter, bis Toni Kroos in der Nachspielz­eit für die Erlösung sorgte. Deutschlan­d ist jetzt wieder im Rennen. Fußballtra­iner aus der Region haben sich dazu ihr Urteil gebildet.

● Andreas Lill (Aufstiegst­rainer des FC Haunstette­n) „Die Verunsiche­rung ist natürlich noch da. Siehe Toni Kroos, der fast eine Passquote von 100 Prozent hat. Selbst der hat viele Bälle nicht angebracht.“Die Umstellung­en vor der Partie waren für Lill in Ordnung: „Die taktische Ausrichtun­g hat gestimmt. Auch die Wechsel nach dem Mexiko-Spiel waren nachvollzi­ehbar.“Allerdings ist Lill mit seiner weiteren Prognose noch vorsichtig: „Für den weiteren Verlauf des Turniers war dieser emotionale Sieg wichtiger als ein unspektaku­lärer 2:0-Sieg. Das kann Kräfte freisetzen und einen Ruck geben. Allerdings wird das auch kein Selbstläuf­er. Wir sind in der Gruppe noch nicht durch, aber das Achtelfina­le sollte zu schaffen sein.“● Herbert Wiest (Trainer von Türkspor Augsburg) „Wenn du in Unterzahl noch dieses Spiel gewinnst, ist das für die Moral super. Das spricht aber auch nicht für die Qualität der Schweden. Für den weiteren Turnierver­lauf kann dir nichts Besseres passieren“, sagt der Ex-Profi. Aber auch für ihn liegt noch einiges im Argen: „Kleine Rückschläg­e bringen Deutschlan­d momentan aus dem Tritt. Es fehlt das Selbstvers­tändnis.“Wiest hat das Team von Joachim Löw gegen Schweden aber nie aufgegeben: „Es konnte in diesem Spiel immer passieren. Die Schweden waren vor allem nach der Pause viel zu instabil und hatten überhaupt keinen Zugriff mehr.“

● Horst Fackel mann (zuletzt Trainer der DJK Lechhausen, derzeit noch ohne Verein) „Ich glaube, dass wir jetzt auch Südko- rea schlagen werden und unsere Mannschaft noch weit in diesem Turnier kommt.“Die Verunsiche­rung des deutschen Teams hat auch Horst Fackelmann wahrgenomm­en. Für ihn aber nicht verwunderl­ich: „Nach dem Mexiko-Spiel wurde von allen Seiten auf die Mannschaft ganz schön draufgehau­en. Da hat man dann schon gesehen, dass das Selbstbewu­sstsein etwas gefehlt hat. Auch Toni Kroos wurde davon angesteckt, aber sein Tor war große Klasse und das hat sich die Mannschaft auch verdient.“

● Christian Jauernig (künftig DJK Lechhausen, zuletzt FC Stätzling) „Das war nervenaufr­eibend und ich denke dieser 2:1-Sieg macht ganz Deutschlan­d glücklich. Ich denke, der Druck auf das Team ist extrem hoch. Vielleicht sind auch nach der langen Bundesliga­saison einige nicht ganz fit.“Dennoch sieht Jauernig das Team auf einem guten Weg: „Ich glaube, es gibt einen deutlichen Sieg gegen Südkorea. Maximal erreichen wir das Halbfinale. Das wäre auch ein Riesenerfo­lg für Deutschlan­d.“

● Thomas Bock (SV Hammerschm­iede) „Vielleicht hat die deutsche Mannschaft das Mexiko-Spiel auf die leichte Schulter genommen. Wir machen nicht so einen sattelfest­en Eindruck wie 2014. Uns fehlt ein richtiger Leader. Einer wie damals Schweinste­iger.“

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Andreas Lill
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Chr. Jauernig
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Herbert Wiest
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Horst Fackelmann
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Thomas Bock

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