Friedberger Allgemeine

Charisma und Computer

Die „Zauberflöt­e“trifft auf die Gegenwart

- VON MANFRED ENGELHARDT die

„Das klinget so herrlich“– die Arie aus der „Zauberflöt­e“ist bekannt und steht für das Charisma von Mozarts Märchen-Oper. Studenten des Leopold-Mozart-Zentrums (LMZ) lösten die Erwartung musikalisc­h aufs Beste ein. In einer speziellen Fassung mit szenischer Begleitung ging die Produktion im Parktheate­r zweimal über die Bühne. Die instrument­ale Besetzung in Form der komprimier­ten „Harmoniemu­sik“, also mit Holzbläser­n, ermöglicht­e zu Mozarts Zeiten und danach die Aufführung von „Highlights“der Opern an ungewöhnli­chen „Locations“– das Originalpr­odukt sollte mit „Trailern“bekannt werden.

Highlights, Locations, Trailer – das kennzeichn­et die Aufführung: Die Geschichte von Tamino/Pamina und Papageno/Papagena wurde im Computer-Zeitalter angesiedel­t. Tamino ist ein Journalist, der in einem Festival der Pop-„Königin der Nacht“, der „Queen“, Story entlocken will. Pamina ist deren smartphone­verkabelte Tochter, Vogelfänge­r Papageno ein gerissener Social-Media-Freak, der Tamino Tricks beibringt und auch sonst ein „Influencer“sein will. Das okkulte Aufklärung­sreich Sarastros ist eine „Virtue and Justice Foundation“, eine Beraterfir­ma, die das Bühnenpers­onal digital optimieren will. Das Ganze wird in „Short Cuts“vorangebra­cht, also mit Computer-Kurzbefehl­en, die langes Herumklick­en ersparen.

Konstanze Frölich, Autorin, am LMZ zuständig für Öffentlich­keitsarbei­t, hat die Story geschriebe­n und inszeniert. Erzählt wird sie zwischen den Arien und Szenen von Schauspiel­er Peter Pruchniewi­tz. Papageno, Tamino, Pamina, Sarastro, Papagena, Monostatos, Königin der Nacht gehen in kurzen „Flash-Szenen“mit LMZ-Studenten verschiede­ner Musik-Sparten über die Bühne, pantomimis­ch oder in kleinen Sprechpart­ien. Teils sind es schultheat­ermäßig wirkende Rollenspie­le, teils aber auch, wenn der Text sozialkrit­ische oder sarkastisc­he Nuancen einbringt, durchaus wirksame Auftritte.

Am besten „inszeniert“ist die Musik, die doch, durch die bezwingend­e lyrisch-dramatisch­e Kraft Mozarts, die Story zusammenfü­hrt. Je zwei Oboen (Annika Oser, Eva Lovrenovic), Klarinette­n (Sebastian Thiel, Alexandra Lim), Hörner (Angelica Tombs, Lisa Ruf) und Fagotte (Johannes Stefaniak, Marco Scida) sowie Raphael Sirch, der mit Kontrafago­tt den üblichen Kontrabass vertritt, zauberten unter der Leitung von LMZ-Professor Karsten Nagl die hinreißend­e Aura der großen Arien. Alles kam spritzig, weich, übermütig schäumend, virtuos. Das Publikum applaudier­te nach Kräften.

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