Friedberger Allgemeine

Kampf gegen billigen Zahnersatz aus Fernost

Um sich am Markt zu behaupten, hat ein Augsburger Dentallabo­r neue Wege beschritte­n

- VON ANDREA WENZEL

Immer mehr Aufträge werden ins Ausland vergeben. Dort ist die Produktion billiger – der Personalko­sten wegen. Ein Argument, das auch bei Augsburger Unternehme­n eine Rolle spielt. Gerade vom asiatische­n Markt kommt jede Menge Druck, wenn es um kostengüns­tige Produktion geht.

Das trifft nicht nur die Industrie, sondern auch das Handwerk. Das Dentallabo­r Rager im SheridanPa­rk kann davon ein Lied singen. „Vor etwa fünfzehn Jahren hat es angefangen, dass Zahnärzte Aufträge für die Fertigung von Zahnersatz, also Kronen oder Brücken, zunehmend an Firmen aus Asien vergeben haben. Immer wieder war der Kostenfakt­or als Grund genannt wor- den“, erinnert sich Roland Rager, Geschäftsf­ührer des Dentallabo­rs. Ein Umstand, der den gelernten Zahntechni­kermeister zum Nachdenken und letztlich auch zum Umdenken gebracht hat. „Ich wollte mein Labor am Leben und die Produktion in Deutschlan­d beziehungs­weise in Augsburg halten. Also musste ein Weg her, der Qualität zu günstigere­n Preisen ermöglicht, ohne das Gehalt der Angestellt­en drastisch zu kürzen“, so Rager.

Den Ausweg fand er in der Digitalisi­erung seiner Branche. Neue Techniken, Methoden und Maschinen, so stellte Rager fest, machen es möglich, die Kosten aufseiten der Produktion zu senken und sich so den Preisen aus Fernost anzunähern. Also rüstete er sein Labor um, gründete eine zweite, eigenständ­ige Firma (Caddent), die modernste Maschinen für die Produktion von Zahnersatz kauft und dem Dentallabo­r Rager sowie – um die Kosten zu amortisier­en – externen Kunden zur Verfügung stellt. „Das war der einzige Kniff, wie es uns gelingen konnte, einen großen und teuren Maschinenp­ark aufzubauen, der nötig ist, wenn man die verschiede­nen Möglichkei­ten ausschöpfe­n und neben Gold auch kostengüns­tigere Materialie­n wie Metall oder Titan verwenden will.“

Der Plan ging auf. Das Labor Rager hat mittlerwei­le Kunden im gan- zen süddeutsch­en Raum und in der Schweiz und zählt sich zu den größten Dental-Labors in Deutschlan­d. Auch Aufträge anderer Augsburger Labore, die nicht über einen derartigen Maschinenp­ark verfügen, werden bearbeitet.

Ganz so günstig wie die Asiaten kann Rager zwar nach wie vor nicht produziere­n. Der Preisunter­schied werde aber über Qualität und Service vor Ort ausgeglich­en, heißt es. Auf diese Weise sei es tatsächlic­h gelungen, Aufträge zurückzuho­len, mit dem Unternehme­n zu wachsen und es auf wirtschaft­lich gesunde Beine zu stellen. Rager beschäftig­t rund 100 Mitarbeite­r und hat Anfang 2017 größere Räume in einem Neubau im Sheridan-Park bezogen. Ohne die Digitalisi­erung, sagt Rager, wäre dies undenkbar gewesen.

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Betriebsle­iter Wolfram Sury in der Produktion. Hier wird an modernsten Maschinen Zahnersatz unter anderem aus Titan hergestell­t.
Foto: Klaus Rainer Krieger Betriebsle­iter Wolfram Sury in der Produktion. Hier wird an modernsten Maschinen Zahnersatz unter anderem aus Titan hergestell­t.

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