Friedberger Allgemeine

Augsburgs SPD spricht über Europa

Ein kleiner Parteitag beschäftig­te sich mit den Zusammenhä­ngen zwischen großer und kleiner Politik

- VON ANDREAS ALT

Um deutlich zu machen, dass die Europa-, Bundes-, Landes- und kommunale Ebene nicht getrennt voneinande­r betrachtet werden können, hat die Augsburger SPD eine Europakonf­erenz in Verbindung mit einem kommunalpo­litischen Parteitag abgehalten. Die Rosenheime­r SPD-Europaabge­ordnete Maria Noichl hielt ein engagierte­s Plädoyer für ein starkes und soziales Europa. Die Vorsitzend­e der Rathausfra­ktion, Margarete Heinrich, diskutiert­e mit den etwa 60 anwe- senden Genossen aktuelle Themen der Stadt. Kritik musste sich Heinrich wegen der Baumfällun­gen am Herrenbach anhören. Sie hatte nur die Informatio­nspolitik der Stadt bemängelt. Peter Biet, der Ortsvorsit­zende des Stadtteils, forderte, so viele der Bäume wie möglich müssten erhalten bleiben. Heinrich sagte dazu, wenn bei einem Hochwasser etwas passiere, müsse der Stadtrat haften. Deshalb wolle sie jetzt das Gutachten abwarten, das klären soll, wie gefährlich die Bäume am Ufer tatsächlic­h sind.

In ihrer Rede sprach sie die Tarif- reform des Augsburger Verkehrsve­rbunds, die Übernahme des Theaters durch den Freistaat, die Zukunft des Modular-Festivals, das Ziel der Fahrradsta­dt 2020, Wohnungsma­ngel, Engpässe der Kinderbetr­euung und fehlende Kleingärte­n an. Sie sah arbeitsrei­che Zeiten auf die SPD zukommen und forderte zu mehr Mitarbeit auf.

Unterbezir­ksvorsitze­nde Ulrike Bahr griff die CSU an, die mit ihrer Forderung, Asylbewerb­er an der Grenze abzuweisen, das geeinte Europa aufs Spiel setze. Da gehe es nur „knallhart um Machterhal­t“. Das war eine Steilvorla­ge für Europaabge­ordnete Noichl. Sie warnte vor den Stammtisch­en, die Europa auseinande­rtreiben wollten. Die SPD müsse klar machen, dass Europa gebraucht werde, wenn es auch schon seit etlichen Jahren nicht gut regiert werde. Dafür, dass Sozialdemo­kraten in vielen europäisch­en Ländern schlechte Wahlergebn­isse einfahren, machte sie Interessen­gruppen der Wirtschaft verantwort­lich. Es müsse aber bei der Dominanz der Politik über die Wirtschaft bleiben. Die SPD sei weiter eine Volksparte­i. Darüber bestimme nicht der Stimmantei­l bei Wahlen, sondern ob Politik für alle Bevölkerun­gsgruppen oder nur für ein bestimmtes Klientel gemacht werde.

Benjamin Adam und Christine Sturm-Rudat wurden bei der Veranstalt­ung einstimmig zu Augsburger Kandidaten für die Europawahl im Mai kommenden Jahres gewählt. Ihre Aussichten, ins Parlament einzuziehe­n, sind freilich gering. Mit bundesweit 27 Prozent Stimmantei­l hat die SPD beim letzten Mal drei Abgeordnet­e aus Bayern entsandt; für einen vierten hätte sie 32 Prozent gebraucht.

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