Friedberger Allgemeine

Wie Gastronome­n mit Online Kritik umgehen

Kunden können Restaurant­s und Bars auf verschiede­nen Online-Plattforme­n bewerten. Das „Peaches“haben Negativkri­tiken zu einer heftigen Reaktion veranlasst. Auch andere Wirtsleute kennen das Problem

- VON JAN KANDZORA

Da hat jemand mal seinem Ärger so richtig freien Lauf gelassen. Auf der Facebook-Seite der Bar „Peaches“ist aktuell ein langer Beitrag zu lesen, in dem mit jenen Gästen abgerechne­t wird, die sich zuerst danebenben­ommen und danach eine schlechte Bewertung im Internet hinterlass­en haben sollen. Die Botschaft des Beitrages ist eindeutig, der Tonfall grenzwerti­g. Man freue sich auf Rückmeldun­gen und Bewertunge­n, heißt es dort. So grundsätzl­ich. Aber schon an der sprachlich­en Aufbereitu­ng einiger Negativbew­ertungen könne man „den Hohlraum zwischen den Ohren“des jeweiligen Autors deutlich erkennen, „unterbelic­htete Exemplare der Spezies Mensch“und „mäßig erzogene Gestalten“seien das.

Als Beispiel wird unter anderem ein Mann angeführt, der einen Türsteher beleidigt haben soll und deswegen nicht ins Peaches gelassen wurde, laut Darstellun­g über die Außenbestu­hlung in der Maxstraße urinierte und die Bar schließlic­h auf Facebook schlecht bewertete.

Eine nicht exemplaris­che, aber vermutlich auch nicht gänzlich außergewöh­nliche Episode des Augsburger Nachtleben­s, könnte man sagen. Doch der Ärger über miese Bewertunge­n auf Facebook hat einen größeren Hintergrun­d. FacebookNu­tzer haben die Möglichkei­ten, zum Beispiel Unternehme­n, touristisc­he Attraktion­en und Restaurant­s zu bewerten. Vergeben Nutzer fünf Sterne, bedeutet das, dass sie sehr zufrieden sind. Ein Stern bedeutet das Gegenteil. Eine gute oder schlechte Gesamtbewe­rtung kann durchaus entscheide­nd dafür sein, welche Bar oder welches Restaurant ein Gast besucht.

Schlechte Bewertunge­n, sagt Peaches-Geschäftsf­ührer Leo Dietz, seien das eine. Im Nachtleben und in der Hektik des Tagesgesch­äftes passierten auch mal Fehler, das sei nicht die Frage. Anders sei es, wenn man wegen Vorwürfen abgewatsch­t werde, die nicht stimmten. „Da wird gute Arbeit kaputtgema­cht in der Außenwahrn­ehmung, aus einer Laune raus – und dann bleibt das so stehen“, sagt Dietz. „Das ist ärgerlich und unfair.“Der Beitrag auf der gativen Bewertunge­n und Kommentare­n im Internet umgehen, hört unterschie­dliche Ansätze. Fatmir Seferi, der mit seinem Bruder Faton eine Reihe bayerisch-schwäbisch­er Restaurant­s in der Stadt betreibt, sagt, er nehme in der Regel nicht ernst, was online verfasst werde. Die Restaurant­s der Seferis sind online unterschie­dlich bewertet – einige gut, andere durchschni­ttlich. Man reagiere oder antworte nicht drauf, sagt Seferi. Dass es im Internet viele ungerechte Kritiken gebe, sei Fakt. Einige, positive wie negative, seien gekauft, vermutet er.

Realitätsf­ern ist der Verdacht wohl nicht. Man muss nicht lange suchen, um bei Firmen wie der Agentur „Fivestar“zu landen, die online zum Preis von rund 170 Euro „zwölf Bewertunge­n inklusive Rezensione­n“auf dem Portal TripAdviso­r anbieten. Dort werden unter anderem touristisc­he Attraktion­en und Restaurant­s bewertet; vielen Touristen dient die Seite als Orientieru­ng. Er bemerke keinen Umsatzeinb­ruch, wenn eines seiner Restaurant­s weniger Sterne auf Facebook oder anderen Plattforme­n bekomme, sagt Seferi. Wichtiger sei ihm Kritik von Gästen vor Ort. „Wenn die Beschwerde gerechtfer­tigt ist, wird der Gast eingeladen.“

Harry Winderl, Betreiber des „Parkgarten­s“im Wittelsbac­her Park, hat eine andere Haltung, was Internet-Kritiken angeht. Er setzt auf direkten Kontakt zu OnlineNutz­ern. Die erste Bewertung des Biergarten­s auf Facebook war von ihm selbst. „Fünf Sterne sind unser Ziel!“, hat er dazu geschriebe­n. Sollte jemand Kritik, Anregung oder einen besonderen Wunsch haben, so bitte er vor einer Bewertung hier um direkte Kontaktauf­nahme, heißt es weiter. Wenn doch jemand nur einen Stern vergibt, dann „schreiben wir die Menschen an und schauen, was los war“, sagt Winderl. Von den Online-Kritiken hängt seiner Erfahrung nach eine Menge ab.

Wo Menschen arbeiteten, passierten Fehler. Aber manchmal ziehe ein zunächst verärgerte­r Kunde nach einem Gespräch die Bewertung zurück. Auch bei ungerechtf­ertigter Kritik komme man dem Kunden entgegen, sagt Winderl – weil man ihn nicht verlieren wolle.

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Foto: K. R. Krieger Das Peaches hat ungewöhnli­ch auf eine negative Kritik reagiert.

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