Augsburg erlebt ein friedliches Fest
Die „Sommernächte“zogen auch bei ihrer dritten Auflauge Zehntausende Menschen auf die Straße. Veranstalter und Einsatzkräfte ziehen ein positives Fazit. Lange zur Ruhe kommt die Stadt nicht
Am Samstagabend ist alles irgendwie eins. Wer in die Innenstadt gekommen ist, um an einem der zahlreichen Bildschirme das WM-Spiel gegen Schweden zu verfolgen, wer unterwegs ist, um die „Sommernächte“zu erleben – es lässt sich nicht trennen. Viele Besucher tragen Trikots der deutschen Nationalmannschaft und nehmen beides mit. So wie eine Gruppe junger Menschen aus dem Allgäu, die bereits am Freitag da war. Und nun wieder.
Der Plan? Erst ein bisschen auf der Maximilianstraße flanieren, dann irgendwo Fußball schauen, sagt Matthias aus Buchloe. Und danach gehe es weiter. Es sei schließlich eine Menge geboten. Studentin Julia Mai, die im Deutschlandtrikot an einem Tisch am Königsplatz steht, wagt vor dem Anpfiff eine Prognose. „2:0“, sagt sie. Für die deutsche Mannschaft, versteht sich. Das ist am Ende ziemlich nah dran.
Wer Besucher des dreitägigen Stadtfestes befragt, bekommt vor allem Positives zu hören. Lob über die Stimmung, das abwechslungsreiche Programm, das vielfältige Angebot. Nur ab und an gibt es Kritik, über hohe Preise oder ein unflexibles Pfandsystem etwa. Wie viele Besucher dieses Jahr bei den Augsburger Sommernächten waren, lässt sich nicht konkret sagen. Niemand zählt offiziell mit. Vielleicht waren es rund 100 000, vielleicht auch mehr.
Heinz Stinglwagner, Projektleiter des Veranstalters „Augsburg Marketing“, sagt, es waren seiner Einschätzung nach jedenfalls noch einmal mehr Menschen auf den Straßen unterwegs als im Vorjahr. Damals hatte es an einem Tag kurzzeitig stark geregnet. Dieses Jahr war es etwas kühler, dafür blieb es trocken. „Es lief überragend“, sagt Stinglwagner. „Wir hatten drei extrem gute Tage.“Die Fußball-WM mit dem Deutschland-Spiel am Samstag sei ein Sonderfall gewesen. „Das war, als hätte jemand kurzzeitig eine Pausetaste gedrückt“, sagt Stinglwagner. Danach allerdings war die Stimmung in der Innenstadt umso ausgelassener, in das Wummern der Bässe am Rathausplatz oder auf der Maxstraße mischten sich Fangesänge von Deutschland-Anhängern. Wer es ruhiger mochte, konnte sich etwa in den Damenhof oder den Schaezlergarten zurückziehen.
Trotz des teils dichten Gedränges blieben die Sommernächte, wie in den Vorjahren, ein weitgehend friedliches Stadtfest. Polizei und Rettungskräfte mussten offenbar nur selten eingreifen. Raphael Doderer, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Augsburger Hilfsorganisationen, berichtet von insgesamt 90 Patienten, die an den drei Tagen versorgt werden mussten. Im Vorjahr waren es etwa 110 gewesen. Manchmal mussten die Rettungskräfte von BRK, der DLRG, Johannitern und Maltesern wegen Kleinigkeiten helfen, manchmal mussten sie sich um schwerere Verletzungen kümmern. Insgesamt 18 Menschen mussten in ein Krankenhaus gebracht werden.
Wie im Vorjahr hatte die Polizei in Teilen des Festbereiches Kameras zur Videoüberwachung installiert. Die Kameras waren nur während des Stadtfestes in Betrieb. Eine offizielle Bilanz der Polizei zu den Sommernächten gibt es noch nicht, sie soll in den nächsten Tagen bekannt gegeben werden. Robert Kühnel, Einsatzleiter der Augsburger Polizei während der Sommernächte, sagt: „Wir sind zufrieden mit der Einsatzbilanz.“Insgesamt sei es ein friedliches Fest gewesen. Einsätze im Innenstadtbereich gab es allerdings durchaus, etwa am späten Freitagabend in der Maxstraße. Dort soll ein 20-jähriger Mann vor einer Fast-Food-Filiale unvermittelt Passanten mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Nach Angaben der Polizei hielten ein SecurityMitarbeiter und Mitarbeiter des Ordnungsdienstes den Mann fest, bis die Polizei eintraf, die Angegriffenen hatten sich jedoch zwischenzeitlich vom Tatort entfernt.
Lange zur Ruhe kommt die Stadt nicht; schon nächste Woche steht der Bundesparteitag der „Alternative für Deutschland“in der Messe an. Wie berichtet, will die Polizei mit 2000 Beamten im Einsatz sein, um den Parteitag zu schützen. Anwohner im Messebereich müssen mit Einschränkungen leben; die Friedrich-Ebert-Straße soll im Bereich zwischen der Bergiusstraße und dem Alten Postweg an dem Wochenende für den Verkehr gesperrt werden. Vor allem am Samstag, dem Eröffnungstag, werden die Umstände des Parteitags das öffentliche Leben der Stadt dominieren. Straßensperrungen in der Innenstadt sind zu erwarten, da es Proteste gegen den Parteitag der rechten Partei geben wird. Gruppen und Initiativen planen insgesamt drei Demonstrationszüge durch die Stadt; sie wollen mit friedlichen Aktionen für ein solidarisches und weltoffenes Augsburg eintreten.
Weniger friedlich liest sich, was ein mutmaßlich von linksextremen Aktivisten im Internet veröffentlichter „Krawall-Reiseführer“beinhaltet. Er hat unter anderem bei Geschäftsleuten in der Innenstadt für Verunsicherung gesorgt. Die Polizei betont, sie nehme diesen Aufruf ernst. Beim AfD-Bundesparteitag 2017 in Köln waren Krawalle trotz Befürchtungen im Vorfeld weitgehend ausgeblieben. » Kommentar » Bilder Weitere Fotos von den Sommernächten finden Sie auf Seite 34 sowie im Internet unter: augsburger-allgemeine.de/augsburg.