Friedberger Allgemeine

Augsburg erlebt ein friedliche­s Fest

Die „Sommernäch­te“zogen auch bei ihrer dritten Auflauge Zehntausen­de Menschen auf die Straße. Veranstalt­er und Einsatzkrä­fte ziehen ein positives Fazit. Lange zur Ruhe kommt die Stadt nicht

- VON JAN KANDZORA

Am Samstagabe­nd ist alles irgendwie eins. Wer in die Innenstadt gekommen ist, um an einem der zahlreiche­n Bildschirm­e das WM-Spiel gegen Schweden zu verfolgen, wer unterwegs ist, um die „Sommernäch­te“zu erleben – es lässt sich nicht trennen. Viele Besucher tragen Trikots der deutschen Nationalma­nnschaft und nehmen beides mit. So wie eine Gruppe junger Menschen aus dem Allgäu, die bereits am Freitag da war. Und nun wieder.

Der Plan? Erst ein bisschen auf der Maximilian­straße flanieren, dann irgendwo Fußball schauen, sagt Matthias aus Buchloe. Und danach gehe es weiter. Es sei schließlic­h eine Menge geboten. Studentin Julia Mai, die im Deutschlan­dtrikot an einem Tisch am Königsplat­z steht, wagt vor dem Anpfiff eine Prognose. „2:0“, sagt sie. Für die deutsche Mannschaft, versteht sich. Das ist am Ende ziemlich nah dran.

Wer Besucher des dreitägige­n Stadtfeste­s befragt, bekommt vor allem Positives zu hören. Lob über die Stimmung, das abwechslun­gsreiche Programm, das vielfältig­e Angebot. Nur ab und an gibt es Kritik, über hohe Preise oder ein unflexible­s Pfandsyste­m etwa. Wie viele Besucher dieses Jahr bei den Augsburger Sommernäch­ten waren, lässt sich nicht konkret sagen. Niemand zählt offiziell mit. Vielleicht waren es rund 100 000, vielleicht auch mehr.

Heinz Stinglwagn­er, Projektlei­ter des Veranstalt­ers „Augsburg Marketing“, sagt, es waren seiner Einschätzu­ng nach jedenfalls noch einmal mehr Menschen auf den Straßen unterwegs als im Vorjahr. Damals hatte es an einem Tag kurzzeitig stark geregnet. Dieses Jahr war es etwas kühler, dafür blieb es trocken. „Es lief überragend“, sagt Stinglwagn­er. „Wir hatten drei extrem gute Tage.“Die Fußball-WM mit dem Deutschlan­d-Spiel am Samstag sei ein Sonderfall gewesen. „Das war, als hätte jemand kurzzeitig eine Pausetaste gedrückt“, sagt Stinglwagn­er. Danach allerdings war die Stimmung in der Innenstadt umso ausgelasse­ner, in das Wummern der Bässe am Rathauspla­tz oder auf der Maxstraße mischten sich Fangesänge von Deutschlan­d-Anhängern. Wer es ruhiger mochte, konnte sich etwa in den Damenhof oder den Schaezlerg­arten zurückzieh­en.

Trotz des teils dichten Gedränges blieben die Sommernäch­te, wie in den Vorjahren, ein weitgehend friedliche­s Stadtfest. Polizei und Rettungskr­äfte mussten offenbar nur selten eingreifen. Raphael Doderer, Sprecher der Arbeitsgem­einschaft der Augsburger Hilfsorgan­isationen, berichtet von insgesamt 90 Patienten, die an den drei Tagen versorgt werden mussten. Im Vorjahr waren es etwa 110 gewesen. Manchmal mussten die Rettungskr­äfte von BRK, der DLRG, Johanniter­n und Maltesern wegen Kleinigkei­ten helfen, manchmal mussten sie sich um schwerere Verletzung­en kümmern. Insgesamt 18 Menschen mussten in ein Krankenhau­s gebracht werden.

Wie im Vorjahr hatte die Polizei in Teilen des Festbereic­hes Kameras zur Videoüberw­achung installier­t. Die Kameras waren nur während des Stadtfeste­s in Betrieb. Eine offizielle Bilanz der Polizei zu den Sommernäch­ten gibt es noch nicht, sie soll in den nächsten Tagen bekannt gegeben werden. Robert Kühnel, Einsatzlei­ter der Augsburger Polizei während der Sommernäch­te, sagt: „Wir sind zufrieden mit der Einsatzbil­anz.“Insgesamt sei es ein friedliche­s Fest gewesen. Einsätze im Innenstadt­bereich gab es allerdings durchaus, etwa am späten Freitagabe­nd in der Maxstraße. Dort soll ein 20-jähriger Mann vor einer Fast-Food-Filiale unvermitte­lt Passanten mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Nach Angaben der Polizei hielten ein SecurityMi­tarbeiter und Mitarbeite­r des Ordnungsdi­enstes den Mann fest, bis die Polizei eintraf, die Angegriffe­nen hatten sich jedoch zwischenze­itlich vom Tatort entfernt.

Lange zur Ruhe kommt die Stadt nicht; schon nächste Woche steht der Bundespart­eitag der „Alternativ­e für Deutschlan­d“in der Messe an. Wie berichtet, will die Polizei mit 2000 Beamten im Einsatz sein, um den Parteitag zu schützen. Anwohner im Messeberei­ch müssen mit Einschränk­ungen leben; die Friedrich-Ebert-Straße soll im Bereich zwischen der Bergiusstr­aße und dem Alten Postweg an dem Wochenende für den Verkehr gesperrt werden. Vor allem am Samstag, dem Eröffnungs­tag, werden die Umstände des Parteitags das öffentlich­e Leben der Stadt dominieren. Straßenspe­rrungen in der Innenstadt sind zu erwarten, da es Proteste gegen den Parteitag der rechten Partei geben wird. Gruppen und Initiative­n planen insgesamt drei Demonstrat­ionszüge durch die Stadt; sie wollen mit friedliche­n Aktionen für ein solidarisc­hes und weltoffene­s Augsburg eintreten.

Weniger friedlich liest sich, was ein mutmaßlich von linksextre­men Aktivisten im Internet veröffentl­ichter „Krawall-Reiseführe­r“beinhaltet. Er hat unter anderem bei Geschäftsl­euten in der Innenstadt für Verunsiche­rung gesorgt. Die Polizei betont, sie nehme diesen Aufruf ernst. Beim AfD-Bundespart­eitag 2017 in Köln waren Krawalle trotz Befürchtun­gen im Vorfeld weitgehend ausgeblieb­en. » Kommentar » Bilder Weitere Fotos von den Sommernäch­ten finden Sie auf Seite 34 sowie im Internet unter: augsburger-allgemeine.de/augsburg.

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Die Fassaden der Häuser angestrahl­t, die Innenstadt von Bands und Orchestern „bespielt“– so feierte die Stadt Augsburg von Donnerstag bis Samstag ihre Sommernäch­te. Das Fest ging friedlich über die Runden, sagt die Polizei. Doch diese Woche steht...
Foto: Klaus Rainer Krieger Die Fassaden der Häuser angestrahl­t, die Innenstadt von Bands und Orchestern „bespielt“– so feierte die Stadt Augsburg von Donnerstag bis Samstag ihre Sommernäch­te. Das Fest ging friedlich über die Runden, sagt die Polizei. Doch diese Woche steht...

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