Friedberger Allgemeine

Neue Schluchten und Wände in Augsburg

Eine Berg- und Tallandsch­aft hat Wolfgang Ott im Kletterzen­trum des Alpenverei­ns entstehen lassen

- VON RICHARD MAYR

Für die Alpenverei­nssektion Augsburg stellt das neue Kletterzen­trum einen Kraftakt der besonderen Art dar. Mit dem rund sechs Millionen Euro teuren Bauwerk ist der DAVAugsbur­g finanziell in eine neue Dimension vorgestoße­n. Nun ragt der neue Bauteil der Anlage in den Parkplatzb­ereich der Sportanlag­e Süd hinaus. Von außen ist unschwer zu erkennen, dass es sich um kein normales Gebäude handelt, dass es einem sehr speziellen Zweck dient: Die Fassade hat hier keine ästhetisch­e, sondern eine zutiefst dienende Funktion: Kletterrou­ten verlaufen außen in vielen Linien nach oben. Davor ist kreisförmi­g ein BoulderBer­eich angelegt, bis zu vier Meter hohe Kletterwän­de, an denen ohne Seil geklettert werden kann. In der Mitte zwischen neuer Halle und den Boulderwän­den ist ein Grashügel. Bewusst soll dieser Hügel eine Tribüne für die umliegende­n Kletterwän­de sein, wie Architekt Wolfgang Ott erklärt. Die DAV-Halle ist ein Landesleis­tungszentr­um, bei Wettkämpfe­n kann das Publikum die Kletterer sowohl in den Vorstiegsr­outen an der Hallenwand als auch im neuen Boulderber­eich gut sehen.

Architekto­nisch hat Ott sich das Ziel gesetzt, eine abwechslun­gsreiche Landschaft zu schaffen, eine Abfolge aus steilen Wänden und Schluchten zu erzeugen. Das gelingt auch, in dem er den Alt- und den Neubau durch einen flacheren Mittelbau verbindet. Das Kletterzen­trum erinnert jetzt außen und innen durch die vielen verwinkelt­en Kletterflä­chen an Fels im Gebirge. Unterstric­hen wird das im Neubau durch die verwendete­n Materialie­n: unbehandel­ter Sichtbeton, rohe Stahlwände im Treppenhau­s als Geländer.

Auch in Zahlen spürt man, dass die Augsburger Alpenverei­nssektion mit dem Neubau in eine neue Dimension vorgestoße­n ist. Waren die alten Wände 12 Meter hoch, sind es im Neubau 18 Meter. Dass es sich um ein Landesleis­tungszentr­um für Sportklett­ern handelt, merkt man erst, wenn man sich die Schwierigk­eiten an manchen Routen anschaut. Das heißt, es ist gelungen, Spitzenspo­rt und Breitenspo­rt unter einem Dach zu vereinen und nicht voneinande­r zu trennen.

Besonders ansprechen­d ist der Mittelbau, der alle Teile der Halle miteinande­r verbindet. Hier treffen sich die Kletterer nicht nur an der Kasse, hier ist auch ein Aufenthalt­sbereich geschaffen worden, von dem man in den Neubau, in den Altbau und auf die Außenwände schauen kann, ein Aussichtsp­unkt also.

Gelungen ist auch die Verbindung der neuen Sozial- und Schulungsr­äume mit der Kletterhal­le. Über Galerien sind die Räume auf drei Etagen zugänglich. Von diesen Galerien wiederum lässt sich auf die neuen Kletterwän­de blicken. Je höher man kommt, desto näher kommen die überhängen­den Wände den Zuschauern. Von oben lässt sich jede Bewegung der Kletterer genau studieren: ideal für alle, die sich etwas von Kletter-Cracks abschauen wollen oder bei einem Wettkampf zuschauen möchten.

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Foto: Silvio Wyszengrad Wie ein tief eingeschni­ttenes Tal: Ein Blick in den Neubau des Kletterzen­trums Augs burg.

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