Neue Schluchten und Wände in Augsburg
Eine Berg- und Tallandschaft hat Wolfgang Ott im Kletterzentrum des Alpenvereins entstehen lassen
Für die Alpenvereinssektion Augsburg stellt das neue Kletterzentrum einen Kraftakt der besonderen Art dar. Mit dem rund sechs Millionen Euro teuren Bauwerk ist der DAVAugsburg finanziell in eine neue Dimension vorgestoßen. Nun ragt der neue Bauteil der Anlage in den Parkplatzbereich der Sportanlage Süd hinaus. Von außen ist unschwer zu erkennen, dass es sich um kein normales Gebäude handelt, dass es einem sehr speziellen Zweck dient: Die Fassade hat hier keine ästhetische, sondern eine zutiefst dienende Funktion: Kletterrouten verlaufen außen in vielen Linien nach oben. Davor ist kreisförmig ein BoulderBereich angelegt, bis zu vier Meter hohe Kletterwände, an denen ohne Seil geklettert werden kann. In der Mitte zwischen neuer Halle und den Boulderwänden ist ein Grashügel. Bewusst soll dieser Hügel eine Tribüne für die umliegenden Kletterwände sein, wie Architekt Wolfgang Ott erklärt. Die DAV-Halle ist ein Landesleistungszentrum, bei Wettkämpfen kann das Publikum die Kletterer sowohl in den Vorstiegsrouten an der Hallenwand als auch im neuen Boulderbereich gut sehen.
Architektonisch hat Ott sich das Ziel gesetzt, eine abwechslungsreiche Landschaft zu schaffen, eine Abfolge aus steilen Wänden und Schluchten zu erzeugen. Das gelingt auch, in dem er den Alt- und den Neubau durch einen flacheren Mittelbau verbindet. Das Kletterzentrum erinnert jetzt außen und innen durch die vielen verwinkelten Kletterflächen an Fels im Gebirge. Unterstrichen wird das im Neubau durch die verwendeten Materialien: unbehandelter Sichtbeton, rohe Stahlwände im Treppenhaus als Geländer.
Auch in Zahlen spürt man, dass die Augsburger Alpenvereinssektion mit dem Neubau in eine neue Dimension vorgestoßen ist. Waren die alten Wände 12 Meter hoch, sind es im Neubau 18 Meter. Dass es sich um ein Landesleistungszentrum für Sportklettern handelt, merkt man erst, wenn man sich die Schwierigkeiten an manchen Routen anschaut. Das heißt, es ist gelungen, Spitzensport und Breitensport unter einem Dach zu vereinen und nicht voneinander zu trennen.
Besonders ansprechend ist der Mittelbau, der alle Teile der Halle miteinander verbindet. Hier treffen sich die Kletterer nicht nur an der Kasse, hier ist auch ein Aufenthaltsbereich geschaffen worden, von dem man in den Neubau, in den Altbau und auf die Außenwände schauen kann, ein Aussichtspunkt also.
Gelungen ist auch die Verbindung der neuen Sozial- und Schulungsräume mit der Kletterhalle. Über Galerien sind die Räume auf drei Etagen zugänglich. Von diesen Galerien wiederum lässt sich auf die neuen Kletterwände blicken. Je höher man kommt, desto näher kommen die überhängenden Wände den Zuschauern. Von oben lässt sich jede Bewegung der Kletterer genau studieren: ideal für alle, die sich etwas von Kletter-Cracks abschauen wollen oder bei einem Wettkampf zuschauen möchten.