Friedberger Allgemeine

Noch mehr Gratis Nahverkehr?

Ende 2019 möchten die Stadtwerke die City-Zone mit acht Haltestell­en. Oberbürger­meister Gribl bringt schon jetzt eine Vergrößeru­ng ins Spiel. Wie die Chancen dafür stehen, ist aber offen

- VON STEFAN KROG

Einen Monat, nachdem die Stadtwerke ihre Überlegung­en für einen Gratis-Nahverkehr im Kern der Augsburger Innenstadt öffentlich gemacht haben, bringt Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) eine Erweiterun­g des Angebots ins Spiel. Er könne sich vorstellen, die GratisZone – bisher jeweils eine Haltestell­e ab Königsplat­z/Moritzplat­z – in Richtung Antonsvier­tel um eine Haltestell­e zu erweitern. Das äußerte Gribl vor kurzem im Zusammenha­ng mit den Plänen zur Walter-Garage. Die Stadt würde statt einer Tiefgarage unter der Fuggerstra­ße, wie sie der ehemalige Bauunterne­hmer Ignaz Walter ins Spiel gebracht hat, lieber eine Tiefgarage neben der Kongressha­lle sehen.

Doch sowohl was die mögliche Erweiterun­g der City-Zone als auch die Kongress-Garage betrifft, gibt es mehr Fragezeich­en als Antworten. Wirtschaft­s- und Baureferat der Stadt wollen sich momentan zu weiterführ­enden Fragen, etwa ob dann auch eine Ausweitung zu innenstadt­nahen Parkplätze­n wie dem Park-and-ride-Platz Plärrer oder dem Parkhaus City-Galerie in Frage käme, nicht äußern. Man habe noch kein umfassende­s Konzept, heißt es. Noch offen ist auch, wie das Thema Parken am Rande der Gratis-Zone grundsätzl­ich geregelt werden soll.

Denn ein Problem könnte sein, dass eine Gratis-Zone Autofahrer in innenstadt­nahe Viertel wie das Bismarckvi­ertel lockt, wenn sie von dort aus kostenlos mit Bus und Tram ins Zentrum kommen. Bei einer Erweiterun­g der Gratis-Zone bis zum Kongress wäre auch das Antonsvier­tel betroffen, sobald das Parken in einer Tiefgarage etwas kosten würde. Vor solchen Entwicklun­gen warnt der Fahrgastve­rband Pro Bahn: „Ich glaube, dass der Neubau eines Parkhauses, egal wo im Innenstadt-Gebiet, nur eine Scheinlösu­ng wäre. Ein neues Parkhaus wird bei den Staus auf den Einfallstr­aßen und bei Lärm und Abgasbelas­tung für die Anwohner nichts verändern“, so Sprecher Winfried Karg. Wolle man Umlandbewo­hner dazu bringen, umweltbewu­sst in die Stadt zu fahren, müsse man ihnen bessere Nahverkehr­sangebote machen.

Auch die Stadtwerke als 100-prozentige Stadt-Tochter wollen sich zu den Überlegung­en ihres Aufsichtsr­atsvorsitz­enden nicht äußern. Man stehe noch am Anfang der konkreten Planungen, so Sprecher Jürgen Fergg. Bekannt ist bisher nur, dass das Angebot Ende 2019 starten soll und zwischen den Haltestell­en Ulrichspla­tz, Rathauspla­tz, Theater, Hauptbahnh­of und TheodorHeu­ss-Platz eine kostenlose Benutzung von Bus und Tram ermögliche­n soll. Die Stadtwerke gehen von 500 000 Euro Mindereinn­ahmen pro Jahr aus, die durch Zuschüsse von Land und Bund zumindest teilweise refinanzie­rt werden sollen. Klar ist: Jede Haltestell­e, die zusätzlich in die Gratis-Zone wandert, würde die Einnahmenv­erluste erhöhen. Und auch ein anderer Punkt dürfte bei den Stadtwerke­n ein Thema sein: Wird die City-Zone zu groß, wird es irgendwann schwierig, Abonnenten zu erklären, warum sie eigentlich für etwas voll zahlen sollen, was alle zum Teil kostenlos bekommen.

Walter hat schon durchblick­en lassen, dass er sich als Investor für eine Tiefgarage am Kongress am Park nicht erwärmen kann. Sie würde sich nicht rechnen, so seine Argumentat­ion. Eine politische Mehrheit für die Garagenplä­ne unter der Fuggerstra­ße zeichnet sich allerdings nach wie vor nicht ab. Offen lässt die Stadt jetzt auch, wie weit die Tiefgarage­nbemühunge­n am Kongress am Park gediehen sind. Hintergrun­d ist, dass es seit der Sperrung des Kongresspa­rkhauses keine Parkplätze mehr für Veranstalt­ungsbesuch­er in unmittelba­rer Nähe gibt. Vor zwei Jahren ließ die Stadt eine Machbarkei­tsstudie für eine zweistöcki­ge Garage mit mindestens 360 Plätzen unter der Gögginger Straße erstellen. Man überlege, selbst zu bauen, und sei mit Investoren im Gespräch, hieß es damals von der Stadt – dass man nun Walter dazu bringen will, dort zu bauen, lässt eher darauf schließen, dass es bisher keine Lösung gibt.

Doch es gibt auch noch die Möglichkei­t, dass neue Parkplätze auf dem Areal des bisherigen Parkhauses entstehen. Nach langem Streit scheinen sich die Eigentümer des maroden Parkhauses einig geworden zu sein. Teileigent­ümer Bernhard Spielberge­r will wie berichtet den Anteil von Immobilien­unternehme­r Anton Lotter aufkaufen und dort einen Wohnkomple­x mit Tiefgarage (auch für die Besucher der Kongressha­lle) bauen. Die beiden langjährig­en Kontrahent­en scheinen sich einig zu sein. Allerdings widerspric­ht diese Lösung dem Bebauungsp­lan, der einen Erhalt oder Neubau des Parkhauses und ein neues Mehrfamili­enhaus südlich davon vorsieht. Noch ist unklar, wie es weitergeht.

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Foto: Klaus Rainer Krieger Ende des Jahres 2019 soll der Nahverkehr im Augsburger Zentrum kostenlos werden. Wird das Angebot noch ausgeweite­t?

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