Friedberger Allgemeine

Blutige Nase an der Mautstatio­n

Einem Autofahrer reißt auf der Heimfahrt vom Urlaub der Geduldsfad­en

- VON PETER STÖBICH

Aichach Friedberg/Bozen Seinen Italien-Urlaub wird ein Autofahrer aus dem Landkreis wohl noch lange Zeit in Erinnerung behalten. Weniger wegen der tollen Toskana-Landschaft­en, sondern weil die Ferien mit seiner Lebensgefä­hrtin und drei Kindern ein juristisch­es Nachspiel hatten. Wegen Beleidigun­g und Körperverl­etzung war der Mann vor einigen Wochen zu einer Geldstrafe von 4500 Euro und drei Monaten Fahrverbot verurteilt worden. Weil er gegen den Strafbefeh­l Einspruch einlegte, wurde der Fall jetzt am Aichacher Amtsgerich­t erneut verhandelt.

Eigentlich hätte die Heimfahrt relativ entspannt verlaufen können, denn hinter dem Angeklagte­n lag ein erholsamer Urlaub im sonnigen Süden. Aber jeder Autofahrer kennt diese Stresssitu­ation: Im Kolonnenve­rkehr drängt sich ein Wagen von der rechten auf die linke Überholspu­r und zwängt sich mit hohem Risiko in eine Lücke, die eigentlich viel zu eng ist. So war es auch vor einem Jahr auf der Brenneraut­obahn – und da war es mit der Erholung schnell vorbei. „Das hat der mit Absicht gemacht, der gehört angezeigt“, nörgelte die Partnerin des Beschuldig­ten mehrere Kilometer lang, bis diesem nach eigener Aussage die Nerven durchginge­n.

An der Mautstelle Bozen-Nord stellte er schließlic­h den Überholer, als dieser anhalten musste, riss dessen Autotür auf, beschimpft­e den Fahrer als Schwein und verpasste ihm einen Faustschla­g ins Gesicht. Ein solch aggressive­s Verhalten sei ihm eigentlich wesensfrem­d und aus heutiger Sicht unverständ­lich, stellte der Täter vor Gericht fest. „Ich bin deswegen total fertig und habe schlaflose Nächte!“Zu einem richtiges Geständnis konnte Richter Walter Hell den Angeklagte­n aber nicht bewegen, der um den Brei herumredet­e: „Es kann schon sein, dass ich da vielleicht irgendwie hingelangt habe ...“

Wenn jeder Autofahrer gleich so „hinlangen“würde, dass der Gegner Nasenblute­n hat, dann wäre Krieg auf unseren Straßen, meinte Hell. Trotzdem ließ er Milde walten und setzte die Geldstrafe auf 2700 Euro herab.

Härter dürfte den Verurteilt­en das von ursprüngli­ch drei auf zwei Monate abgemilder­te Fahrverbot treffen, denn er ist nach eigener Aussage als Monteur im Jahr rund 35000 Kilometer auf der Straße unterwegs. „Mehr Entgegenko­mmen ist beim besten Willen nicht möglich“, so der Richter.

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Foto: dpa Auf der Brenneraut­obahn platzte einem Mann aus dem Landkreis der Kragen. Das hat Folgen.

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